Vea Kaisers Kolumne: Der Nikolaus im Straßenverkehr
Warum Rettungskräfte besser sind als der Zoo und wann Kinder Angst bekommen vor motorisierten Greisen
Im letzten Jahr wurden unseren vor dem Haus parkenden Autos sechs Mal die Seitenspiegel abgefahren. Fünf Mal waren die Übeltäter hochbetagt. Spiegelkiller III wusste nicht mehr, wann er geboren wurde. Da er aber klingelte und sein Malheur beichtete, verzichteten wir auf Hinterfragen seiner Fahrtauglichkeit. Ehrlichkeit muss belohnt werden. Das Universum bestraft hoffentlich denjenigen greisen Geländewagen-Fahrer, der mit so einer Wucht in meinen Kleinstwagen krachte, dass diesem die Achse brach, und davonfuhr, ohne Kontaktdaten zu hinterlassen.
Ich nahm den Verlust sportlich. In Zeiten der Klimakrise ist die Straßenbahn ohnehin der Porsche der Anständigen. Und mein Mann hat ja auch ein Auto, das ich für Windelgroßeinkäufe verwenden kann. Dachte ich, bis wir neulich in den Zoo fuhren und plötzlich in die Gurte geschleudert wurden. Es machte einen lauten Knall, die Kinder schrieen auf. Ein roter SUV war uns aufgefahren. Glücklicherweise dürfen Hunde nicht in den Zoo und so war der Kofferraum leer. Die Kinder brüllten. Der Unfallverursacher eilte geschockt herbei. In seiner Verwirrung versuchte er die Kleinen durch Clownereien zu beruhigen, nur verschlechterten die Grimassen eines 84jährigen mit wirren langen weißen Haaren und großer schwarzer Post-Augen-Op-Sonnenbrille die Situation ziemlich.
Einsatzfahrzeuge retteten uns: Unter-Dreijährige finden den Zoo super, Blaulicht aber noch besser. Aus Tränen wurde Begeisterung. Und so haben wir zurzeit gar kein Auto, weil hierzulande viele Menschen ein Auto haben, die – jetzt schreibe ich das Verbotene – vielleicht keines mehr steuern sollten. Zumindest ist abseits blauer Flecken niemandem etwas zugestoßen. Und wenn wir in die Bim einsteigen, erzählt Bambino den Passagieren: „Der Nikolaus hat unser Auto abgeschossen. Das war sooo cool, weil dann kam die Rettung!“
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