Polly Adler: Warum wir so oft so unnötig leiden

Erkenntnisse in Sri Lanka: Es lebe die „The remains of the love”-Beziehung!

Ich lungerte in der Bar des Kolonialschuppens „Galle Face Hotels“ in Colombo und schlürfte einen „Mocktail“, um den Detox-Prozess nicht zu gefährden. Neben mir saß ein britisches 60max-Ehepaar, das wie aus einer Somerset Maugham-Kurzgeschichte gepurzelt schien: weiße Leinen-Outfits, Panamahüte, der Teint von leichtem Hummerrosa. Das Entzückende war, dass sie selbst beim Nippen ihrer Gin Tonics Händchen hielten. 

Da wir die einzigen Gäste waren, war ein Austausch von Höflichkeiten unumgänglich. Ich fragte, ob sie, da sie so ultra-traut wirkten, auf „Honeymoon“ seien. „Im Gegenteil“, schnarrte die Dame in  upper-class-Britisch, „wir sind seit fünf Jahren fröhlich geschieden.“ Als passionierte Schicksals- Archäologin wollte ich jetzt natürlich mehr wissen. Der Ex-Gatte namens Gerald erwies sich als  mitteilungsfreudig: „Unsere Ehe war ein Desaster. Wir liebten uns im wahrsten Sinn wie verrückt, die ständige Nähe erstickte uns.“ Emma nickte: „Unsere Beziehung  war so instabil wie das EKG eines Herzkranken ...“ Da sie zwar auf dem Humor- und Intellektualitätssektor miteinander unschlagbar waren, aber der Alltag mit seinem Kontrollbedürfnis und ihrem Freiheitsdrang nicht in Einklang zu bringen war, verabschiedeten sie sich voneinander. Um nach einer Kontaktpause  eine „The remains of the love“-Beziehung einzugehen.

Emma tätschelte ihn: „Er ist der beste Reisepartner der Welt, ohne ihn möchte ich nirgends  hinfahren. Aber ich lebe gern allein. Diese ständige Abstimmung, die so eine Ehe verlangt, langweilt mich zutiefst.“ – „So ist sie und niemand wird sie mehr ändern“, grummelte er. Und fügte hinzu: „Liebe gibt es in hunderten Varianten, aber die meisten beharren auf dieser verkrusteten Monogamie-Nummer.“ – „Und leiden völlig unnötig daran“, schloss Emma, „wie wir nicht zusammen sind, ist einfach hinreißend, isn’t it, Darling?“   Dann  orderte sie  eine neue Runde. I’m in.   
6.2., 11 Uhr: „Nymphen in Not“ mit Maria Happel & Petra Morzé im Rabenhof
www.pollyadler.at, [email protected]

Polly Adlers "Nymphen in Not"

Polly Adler live!
Wann: Am 6.2., 11 Uhr
Wo: im Rabenhof
Was: „Nymphen in Not“
Wer: mit Maria Happel & Petra Morzé

Polly Adler

Über Polly Adler

Polly Adler steht als Chaos-de-luxe-Kolumnistin auf dem satirischen Beobachtungsposten von Alltags-Irrsinn, Beziehungs-Herausforderungen und Brutpflege. Hinter dem Pseudonym versteckt sich die Wiener Journalistin Angelika Hager. Aus Polly Adlers verrückter Welt entstanden inzwischen acht Bücher, eine TV-Serie und diverse Bühnen-Shows, aktuell „Knietief im Glamour”: die Polly-Adler-Show im Rabenhof. Jeden Sonntag um 11 Uhr.

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