Die Chaos-de-luxe-Kolumne: In Wohngemeinschaft mit dem Ex

Warum Sex und Sympathie oft getrennte Wege gehen.

Kürzlich traf ich eine Bekannte beim Gassigehen. Ich persönlich bin ja noch 25 Minuten vor Hund, denn man hat ja eine Alters-Schreckvision, wo man, einen Mops dicht an sich gedrückt, in einer Vorstadt-Konditorei eine Crèmeschnitte in sich hinein schaufelt, und dabei orgiastische Geräusche von sich gibt. In jedem Fall sagte die Bekannte, seit kurzem geschieden: "Ich lebe jetzt in einer WG mit meinem Ex-Mann. Es ist herrlich! So gut haben wir uns noch nie verstanden. Ich würde sogar behaupten, dass wir erstmals nach 16 Jahren Ehe auch miteinander befreundet sind.” Sie strahlte über das ganze Gesicht und fügte hinzu: "Abgesehen von unseren Töchtern haben wir nämlich eine große gemeinsame Liebe: unsere Altbau-Wohnung.“ Aus ökonomischen Gründen durchaus nachvollziehbar. Bei der Inflationsrate und den Mietpreisen werden jene Menschen, die sich nicht für ein Kernfamilien-Modell in Grünlage entschieden haben,  sich neue WG-Modelle überlegen müssen. Der oder die Ex als Wohn-Partner(in) wird sich aber  im Mainstream nicht durchsetzen.

Ich wünsche mir die meisten meiner Herzensherren-to-go am besten auf einem anderen Planeten, was natürlich – ja eh!- auf ein etwas unreifes Beziehungsverhalten schließen lässt. Aber seit der wunderbaren Komödie "When Harry Met Sally” wissen wir ja, dass Freundschaft zwischen gegengeschlechtlichen Cis-Normativen selten flutscht, denn meistens kommt der Sex dazwischen. Früher, der, den man miteinander hatte (inklusive der Eifersucht und fliegendem Porzellan), später jener, der durch seine  Abwesenheit die Atmosphäre trübte. Ich dachte an eine Folge von "Married With Children”, in der Peggy ihrem Gatten Al mitteilt, dass sie heute Abend Sex wünsche. Darauf der überforderte Al: "Ach, Peg, können wir nicht einfach miteinander befreundet sein?” Und ihre Antwort: "Das geht leider nicht. Ich kann dich nämlich nicht leiden.”

Polly Adler

Über Polly Adler

Polly Adler steht als Chaos-de-luxe-Kolumnistin auf dem satirischen Beobachtungsposten von Alltags-Irrsinn, Beziehungs-Herausforderungen und Brutpflege. Hinter dem Pseudonym versteckt sich die Wiener Journalistin Angelika Hager. Aus Polly Adlers verrückter Welt entstanden inzwischen acht Bücher, eine TV-Serie und diverse Bühnen-Shows, aktuell „Knietief im Glamour”: die Polly-Adler-Show im Rabenhof. Jeden Sonntag um 11 Uhr.

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