Polly Adlers Kolumne: Die Glücks-Nervensägen
Benifer scheint in Trümmern zu liegen. Was für eine Erleichterung.
Den Rang für das nervigste Promipaar 2024 mussten die Herrschaften von Sussex kürzlich an Benifer abtreten. Genug Das-Leben-spielt-uns-so-grausam-mit-Lamento vom Milliardärshügel im kalifornischen Montecito, denn es gibt Voyeurismus-Vorfahrt für Jennifer Lopez und Ben Affleck. Die reisen nämlich in Richtung „Splitsville”, so der US-Tabloidjargon für eine dräuende Trennung.
Möglicherweise kassiere ich jetzt von Ihnen einen zwische Ärger und Ödnis oszillerenden Blick und ein „Interessiert mich so sehr, wie wenn in Lima eine Panflöte vom Vorratsschrank rollt”. Doch es geht mir hier auch um den Glücksterrorismus, den JLo nach der Wiedervereinigung mit dem Ex vor ein paar Jährchen nervtötend und planetendeckend betrieben hat. #endlesslove, #eternity, #soulmate und das ganze Zierleisten-Tralala, das unter jedem social posting, vorzugsweise mit dem Verlobungs-Klunker, plaziert wurde. Es gab kein Entkommen.
Nahezu paradox, dass Ben Affleck auf dem begleitenden Fotomaterial nicht den Anschein eines trophäenstolzen Eroberers verströmte, sondern sich rein mimisch auf dem Launenpegel befand, der mit nordkoreanischen Schlafentzugsprogrammen oder zumindest einer schief gelaufenen Wurzelbehandlung einher zu gehen pflegt. Generell mißtraue ich all jenen Menschen, die sich bemüßigt fühlen, einem ständig zu versichern, wie wahnsinnig glücklich sie denn nicht seien und was ihr „endlesslove”-Partner(in) nicht für ein Lottosechser ist.
Je lauter diese Beteuerungstiraden posaunt werden, desto mehr Zweifel über die Authentizität kommen auf. Jene Paare, die tatsächlich ineinander ruhen , hegen keinerlei Bedürfnis, dies auch dauernd kund zu tun, die atmen sowas wie souveräne Gelassenheit. Und noch eine empirische Erkenntnis nach Erfahrungskilometern auf dem Lebens-Tacho: Je hysterischer und mit je höherer Zirkusdosierung Hochzeitsfeierlichkeiten inszeniert werden, desto schneller blinkt das Ablaufdatum in der Ehe. Diese These ist evidenzbasiert.
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