"ÜberLeben": Wir müssen reden
"Football is family"
Wir müssen reden. Ja, das ist ein unangenehmer Satz. Ist mir bewusst. Klingt nach dem disruptiven Auftakt zu einem eruptiven Endzeitgespräch. Und dennoch. Wir müssen reden, liebe Leserinnen und Leser. Der Grund dafür ist eierförmig, hat aber nichts mit Ostern zu tun. Der KURIER befragte vergangenes Wochenende seine Leserinnen und Leser, und dabei haben 11 Prozent Super-Bowl-Interesse geäußert. Was uns zum Grund für das geforderte Gespräch bringt: 89 Prozent gaben an: "Super Bowl? – Interessiert mich nicht.“
Und das bedeutet, dass wir, Sie und ich, an einem grundlegenden Auffassungsunterschied angelangt sind. Seit dem vorigen Jahrtausend lebe ich im Glauben, dass wir gut harmonieren, dass wir gemeinsam die Rolling Stones verehren und den Geruch von Bärlauch ablehnen. Und jetzt – das.
Liebe 11 Prozent, wir verstehen uns.
Geschätzte 89 Prozent, Sie werden verstehen, dass ich ausnahmsweise nicht ihr Kolumnist bin. American Football ist der Kitt unserer Patchworkfamilie. Unser Sohn ist seit 13 Jahren aktiver Spieler, besitzt einen „Ring“, seit er in der Saison 2022 mit den Vienna Vikings die „European League of Football“ gewonnen hat, und jedes seiner Heimspiele lässt uns – generationenübergreifend – kollektiv anreisen und ausrasten.
Super-Bowl-Tag ist bei uns Familienfeiertag. Dabei ist es egal, ob man Team 49ers, Team Chiefs, Team Usher oder Team Werbespots ist; ob man Team Chips, Nüsse oder Popcorn ist (ok, nicht ganz, Popcorn kommt mir nicht unter die Nase, da reagiere ich wie auf Bärlauch); ob man Schiri-Urteile wie "Pass Interference!“ / "Neutral Zone Infraction!“ / "Holding!“ ... teilt oder lautstark protestiert; ob man während des Spiels einschläft oder die ganze Nacht wach bleibt. Alles darf sein. "Football is family“, sagen die Amerikaner. Und in einer guten Familie ist für alle Platz. Nur eins geht bei uns nicht: Dass man sich nicht für Football interessiert
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