Guido Tartarotti

"ÜberLeben": Ich hab' kein Licht auf

Neues aus unserer Gschichtlmichtl-Liste.

Seit mir einmal das Wort Techtelmechtel nicht eingefallen ist und ich stattdessen versehentlich den Begriff „Gschichtlmichtl“ erfand, führt meine Freundin eine Gschichtlmichtl-Liste: Sprachliche Fehlleistungen werden von ihr sauber aufgeschrieben und mit einem Magneten am Kühlschrank befestigt. Ihre schönste Wortkreation war übrigens „Hohlhippenpfeife“ statt Panflöte.
So habe ich unlängst, als ich etwas nicht lesen konnte, gesagt: „Ich hab’ kein Licht auf“ (in Wahrheit hatte ich die Brille nicht eingeschaltet). Statt Zivilstreife sagte ich „Intimpolizei“. Und als ich erfolglos nach dem Wort gealtert suchte, stammelte ich stattdessen „er ist sehr gealtwerdet“. Man sieht schon: Manchmal bin ich nicht sehr „starkwortig“ (= wortgewandt), da fehlt mir das „Sprachgespür“ (= Sprachgefühl).

Statt Knoblauch sage ich denn „Stinkezwiebel“ und statt Spargel „grüne Lulufrucht“. Und dann „höre ich die Zeichen“ (beziehungsweise sehe die Signale). Ich ziehe dann die Sportschuhe an, um mir „den Seele von der Frust zu laufen“, damit mir nicht „der Kopf auf das Deckel fällt“. Anschließend bin ich dann „schwießend vor Treif“ (das sollte „schweißüberströmt“ heißen). Apropos strömend: Meine Freundin sagte einmal „strömender Applaus“ statt tosender Applaus.

➤ Hier mehr lesen: "ÜberLeben": Wer bin ich, und warum nicht?

Besonders gern mag ich aber auch „Verdauungsverstopfung“ (statt Verstopfung oder Verdauungsstörung), „Leistentuch“ statt Lendenschurz, „Strenfpreisen“ (statt Bremsstreifen), „Nadelstreifhaare“ (statt Schnittlauchlocken) und „Ich habe noch drei Köche im Eisen“ (statt Eisen im Feuer). Meine liebste Fehlleistung lautet: „Alkohol ist ein Schwellhemmer, pardon, Hemmschweller“.

Ein Wort aus der Liste können wir uns aber nicht mehr erklären: Es lautet „aufgebrumschtelt“. Bedeutung: Unklar.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

Kommentare