Guido Tartarotti

"ÜberLeben": Hohlhippenpfeife

Darf ich Sie einer kleinen Stuhlprovokation unterziehen?

Meine Freundin erfindet gerne kuriose Wörter. Sie macht das nicht absichtlich, es passiert ihr einfach. Unlängst fiel ihr die Bezeichnung für das wahrscheinlich verheerendste Instrument der Musikgeschichte nicht ein, und sie sagte statt Panflöte ... „Hohlhippenpfeife“. Ich finde dieses Wort einfach wunderschön, und wenn  ich in der Fußgängerzone vier mit Teppichen bekleidete Indianerimitate sehe, die „El Condor Pasa“ tröten, bekomme ich  jetzt immer Appetit auf Vanilleeis mit Hohlhippen.

Jetzt musste meine Freundin ins Krankenhaus, übrigens ein Wort, das ich gar nicht mag, es klingt so, als würde dieses Haus Kranke produzieren, besser wäre Gesundmachhaus, aber das klingt zu kompliziert. Meine Freundin ließ sich etwas aus ihrem Körper entfernen, für das sie keine Verwendung mehr hatte.  Als ich sie ein paar Tage nach der Operation fragte, wie es ihr gehe, antwortete sie, man habe sie einer „Stuhlprovokation“ unterzogen. Ich hielt das für ein typisches von ihr erfundenes Wort, bis sie mir ihren Entlassungsbefund zeigte – und da stand tatsächlich drauf: „Stuhlprovokation“. Das ist ein Fachbegriff für „Abführmittel“, und da soll noch einmal jemand sagen, die Medizin habe keinen Sinn für Poesie. „Darf ich Sie einer kleinen Stuhlprovokation unterziehen?“, klingt doch gleich viel charmanter als „So, jetzt bekommen wir ein Zapferl“.

An dieser Stelle fällt uns natürlich der Immo-KURIER ein, in dem Folgendes zum Thema Vogelfutter zu lesen war: „Wer Mist vermeiden will, kauft geschälte Sonnenblumenkerne oder gekackte Erdnüsse.“ Die Frage ist nur: Wer verkauft gekackte Erdnüsse und was kosten die?

Aber vielleicht ist das die ideale Ernährung für den Kakapo. Der Kakapo ist eine Papageienart aus Neuseeland, und der Kakapo – also eine Art gefiederte Stuhlprovokation – frisst vermutlich alles. Gekackte Erdnüsse ganz sicher, vielleicht sogar Hohlhippenpfeifen. [email protected]

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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