Guido Tartarotti

"ÜberLeben": Fumble und Cheese Nachos

Super Bowl und Erinnerungen an die Pubertät.

Als ich ein Teenager war, hatte ich von American Football keine Ahnung. Ich wusste nur, in Amerika spielen als bunte Ritter verkleidete, von zu viel Training und einer Überdosis Hotdogs aufgeblasene Menschen mit einem eierförmigen Ball merkwürdige Spiele, bei denen man sich stets wundert, warum nicht lauter Schwerverletzte herumliegen.

Etwas später habe ich dann zum ersten Mal eine Übertragung gesehen und wunderte mich über die eigenartigen Fachausdrücke, die meine hormonell herausgeforderte Fantasie anregten. Ich hätte damals beinahe einen Brief an eine Jugendzeitschrift geschrieben: Ich bin der Guido und beginne langsam, mich für Mädchen zu interessieren. Und jetzt wollte ich wissen: Was genau ist ein „Fumble“? Ist das was Geiles und kann meine Freundin davon schwanger werden?

Und die von der Jugendzeitschrift hätten vielleicht geantwortet: Nein, lieber Guido, ein Fumble führt nicht zu einer Schwangerschaft, es sei denn, es kommt zu einer „Play Action“ mit anschließendem „Touchdown“. Ich würde dir davon abraten, das selber zu Hause zu versuchen, das solltest du lieber den Profis überlassen, in der NFL wird bis zu acht Stunden täglich Fumble trainiert. Probier’s doch am Anfang eher einmal mit einem „Snap“ mit anschließendem „Tackling“ an der „Line Of Scrimmage“. Tackling mit Kondom heißt übrigens „Safety“ und verhindert ein „First Down“ ...

Viele Jahre später bin ich dieser Sportart rettungslos verfallen, morgen ist Superbowl (also die Weltmeisterschaft im Fumblen), und ich werde das wieder zum Anlass nehmen, meine Cheese Nachos zu kochen: Einfach Maischips in eine Auflaufform geben, Chili  con carne und viel Käse drüber und backen. Schmeckt fantastisch und harmoniert sehr gut mit Bier.  Wenn man zwei Portionen davon schafft, nennt man das dann eine „Two point conversion“.

(Ein Fumble bedeutet übrigens: Den Ball fallen lassen. Also etwas fast ganz Harmloses.)

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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