Guido Tartarotti

"ÜberLeben": Faschingsumzüge mit Reservecowboys

Achtung, der Fasching zieht um!

Danke für die Einladungen, ich hab schon was vor und bin leider verhindert. – Achtung, der Fasching zieht um!  Er schaut bereits ums Eck und biegt kommendes Wochenende in die Hauptstraße ein. Am Samstag ist Faschingsumzug in Villach, am Sonntag in Mödling  oder auch in Raab in Oberösterreich.

Außerdem werden sogenannte Sitzungen abgehalten, bei denen man mehr trinkt als sitzt, weil einen die feilgebotenen Sketches vor Lachen vom Sitz reißen. Die Niveauvolleren beginnen  im Dunstkreis von „der Bürgermeister, der Pfarrer, der Landeshauptmann“ und enden  auf „Da Finanzminista!“, die weniger Niveauvollen sind nicht druckreif. Landeshauptfrauen, Bürgermeisterinnen oder gar Pfarrerinnen spielen dabei meist keine Rolle. 

Auch in Mödling wird sich  die amtierende niederösterreichische Landeshauptfrau, die den Zug der Narren traditionell anführt, die Narrenkappe des Landeshauptmanns aufsetzen, da Gendern in Niederösterreich amtlich untersagt ist und man sich im Fasching ohnehin als das verkleidet, was man gern wäre. Heuer  im Trend: Hippie und Barbie (in Gegenden, in denen nicht gegendert wird, geht Barbie einfach als Ken).

Ich gehe heuer weder als Ken noch als Barbie. Auch 2025 und 2026 werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit weder als Ken noch als Barbie, weder als Landeshauptfrau noch als Finanzminister gehen, weil ich den Fasching in seiner vom Kalender erzwungenen Heiterkeit ablehne. Ich lache nicht, wenn es der hundertjährige Faschingskalender vorsieht, sondern wenn mir danach ist. Faschingsumzüge mit Reservecowboys, die Helene-Fischer-Refrains  johlen, machen mich eher betreten bis ratlos.

Die Faschingsgilde von Raab in Oberösterreich führt übrigens den hundertjährigen Faschingskalender. Daher weiß ich, dass am 7.2.2100 Faschingssonntag sein wird, und Umzug in Mödling. Und dass ich da schon was vorhabe und leider verhindert bin.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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