"ÜberLeben": Der schwarze Gürtel in Weihnachten
Ich bin vorbereitet. Das Fest kann kommen.
Ich bin für Weihnachten hoch qualifiziert. Ich habe den Film „Tödliche Weihnachten“ mehrmals gesehen und mag besonders die Szene, wo sich der kleine Bub vor Angst in die Hose pinkelt, weil ihm die schwer bewaffnete Geena Davis die Zigarette wegnimmt.
Ich bin in der Lage, eine Familienpackung Vanillekipferln plus Weihnachtsgans plus Christbaumbehang mit Eierlikör herunterzuspülen, ohne eine Niereninsuffizienz zu erleiden oder sonst wie aus der Rolle zu fallen. Ich schaffe es, von flötenden Kindern exekutierte schiefe Interpretationen von Musik, die entfernte Ähnlichkeit mit „Stille Nacht“ aufweist, romantisch zu finden. Ich bin wild entschlossen, Socken mit Aufdrucken von Beatles-Gesichtern in der Schnurrbartphase als Geschenk mit großer Dankbarkeit zu empfangen und unter Umständen sogar an hohen Feiertagen zu tragen.
Mein Magen verträgt Rumkugel-Thymian-Goldbrasse-Punsch, Glühwein mit Schokobananen-Myrrhe-Schweinsbraten-Aroma und Wodka-Whisky-Gin-Blasentee mit Milch, und gibt nur bei Bärlauchpunsch auf. Ich kann das Weihnachtsevangelium in Teilen auswendig und an der richtigen Stelle unfallfrei „Amen“ sagen. Ich schaffe es, auf einer verstimmten Gitarre „Leise rieselt der Schnee“ zu spielen und im passenden Moment von D7 auf e-Moll zu wechseln, sogar auf Wunsch in einer Metal-Version.
Ich kann Interesse und Überraschung heucheln, eine medizinisch einwandfreie Debatte über Nagelpilz führen und mich mit Eleganz aus einer Diskussion über die richtige Konsistenz von Klimaschutzbilderbeschüttungssuppe (klar oder gebunden?) heraushalten. Ich kann Hunde und Kinder, die mir die Hose vollsabbern, süß finden. Ich kann über schlechte Witze, in denen die Pointe „Finanzminister“ lautet, auf Befehl lachen. Ich besitze einen leuchtenden Weihnachtsbären.
Ich habe den schwarzen Gürtel in Weihnachten. Das Fest kann kommen.
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