Resilienz: Wie Kinder gestärkt aus der Krise kommen

Eine Expertin gibt Tipps: So können Eltern ihrem Nachwuchs bei der Bewältigung schwerer Zeiten helfen.

Zwei Jahre Pandemie liegen nun schon hinter uns – doch nicht alle kommen gleich gut durch die Krise. Manche scheinen die Zeit besser zu meistern als andere. Experten haben dafür einen Fachbegriff: Resilienz. Die Klinische und Gesundheitspsychologin Silvia Exenberger erklärt es so: „Es ist die Fähigkeit, mit starken Belastungen umgehen und diese bewältigen zu können.“ Eine Fähigkeit, die Menschen besonders in Zeiten der Pandemie zu Gute kommt.

Das gilt nicht nur für Erwachsene, auch in der Pädagogik gewinnt das Thema zunehmend an Bedeutung. Exenberger weiß: „Resilient wird man nicht geboren, es ist eine Fähigkeit, die erst erworben wird.“ So sehr Eltern ihre Kinder auch vor den Widrigkeiten des Lebens schützen wollen, brauchen diese nun einmal Krisen um zu wachsen, sie sind der Motor für die Entwicklung eines Menschen.

Silvia Exenberger, Klinische und Gesundheitspsychologin teilt ihre Tipps zur Resilienzförderung bei Kindern.

©Exenberger/Privat

Die aktuelle Krise hat gerade den Kindern viel abverlangt. Zwischen Lockdown, Social Distancing und dem Hin und Her von Distance Learning und Präsenzunterricht wurde ihr Alltag immer wieder völlig auf den Kopf gestellt.

Symptome

Das blieb nicht ohne Folgen: Symptome wie Stress, Überforderung oder Angst stiegen bei den Drei- bis Zwölfjährigen von März 2020 bis jetzt deutlich an – das ergibt die vom Land Tirol geförderte Covid-19-Kinderstudie, die seit Beginn der Pandemie in mehreren Erhebungswellen durchgeführt wird. Umso wichtiger ist es also für Eltern, in schwierigen Zeiten die Widerstandsfähigkeit ihrer Kinder zu fördern.

Diese stützt sich laut Experten auf drei große Quellen, die in der Resilienzforschung identifiziert wurden:

  • Unterstützung und Ressourcen von außen: Geben Sie Ihrem Kind die Gewissheit, über ein Netz an Menschen zu verfügen, auf die es sich verlassen kann. Gehen Sie auf Fragen zur aktuellen Lage sachlich ein, so vermitteln Sie Sicherheit und Stabilität. Der Rat der Psychologin: „Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die, die ihm wichtig sind und ermöglichen Sie die Pflege dieser Kontakte.“
  • Innere, persönliche Stärke: Besonders in schwierigen Zeiten ist es wichtig, dass sich Kinder geliebt fühlen und wissen, dass ihre Emotionen Berechtigung haben. „Helfen Sie Ihrem Kind, die Belastungen zu benennen und überlegen Sie gemeinsam, worauf Sie sich freuen können“, sagt Exenberger.
  • Zwischenmenschliche und Problemlösungsfähigkeiten: Selbst ist das Kind. Auch die Jüngsten leisten ihren Beitrag zur Beendigung der Pandemie. Ihnen das bewusst zu machen, stärkt ihr Gefühl, Herausforderungen gut meistern zu können.

Vorbildwirkung

Gerade, weil auch Eltern von der Pandemie stark gefordert werden, haben sie hier eine Vorbildwirkung. Es hilft Kindern zu sehen, wie ihre Eltern in turbulenten Situationen eine positive Grundhaltung bewahren und sich nicht immer nur auf sich selbst verlassen, sondern auch einmal um Hilfe bitten. Wichtig ist – bei Kindern wie bei Eltern – dass alle drei Resilienzquellen ausgewogen vorhanden und versorgt sind.

Aus der Krise lernen

Was können Kinder aus der aktuellen Krise mitnehmen? „Sie sind zum ersten Mal mit derartigen Einschränkungen konfrontiert“, konstatiert die Expertin. Was ihr in zahlreichen Gesprächen mit Eltern berichtet wurde: Viele Kinder wurden im Distance Learning selbstständiger, sehen aber gleichzeitig, wie wichtig es ist, auf andere Rücksicht zu nehmen und für sie da zu sein. „In der Krise geht es auch darum, positive Emotionen für sich selbst zu erzeugen“, sagt Exenberger. „Besonders, wenn man anderen eine Freude macht. Kinder werden diese Erkenntnis mitnehmen und das Gefühl, etwas in der Gemeinschaft bewältigt zu haben.“

Anya Antonius

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