
Blähungen: Woher sie kommen und wie man den Blähbauch los wird
Nach dem Essen drückt und spannt der Bauch: Warum entsteht ein Blähbauch und wie bekommt man ihn weg? 5 Fragen und Antworten.
Kurz erklärt: Bei einem Blähbauch ist zu viel Gas im Bauch. Eine schnelle Erklärung für ein Problem, das lange unangenehm ist.
"Gas im Magen wird in der Regel durch das Verschlucken von Luft verursacht", sagt die Gastroenterologin Elke Roeb. Das geschieht beim Verzehr bestimmter Lebensmittel, durch Rauchen oder das Kauen von Kaugummi.
Es kann aber auch passieren, dass Fehler in der Reizweiterleitung zu einem Blähbauch führen. "Unser Darm ist umgeben von einem dichten Nervensystem, das sieht aus wie ein ganz großes Spinnennetz", sagt Birgit Terjung. Sie ist Mediensprecherin der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).
Über dieses Nervensystem wandern die Impulse im Magen-Darm-Trakt von oben nach unten und geben dem Darm Anweisungen, sich in die richtige Richtung zu bewegen. Wenn diese Impulsweiterleitung aber nicht richtig funktioniert, wird es chaotisch. "Wenn man das im Labor untersucht, sieht es dort aus wie ein Blitzgewitter", sagt Terjung. Die Folge: Gase, die beim Verdauungsprozesses natürlicherweise entstehen, stauen sich - der Darm bläht sich auf.
"Food Baby": Aufgebläht ist fast wie hochschwanger
Das ist sehr unangenehm für Betroffene. "Die Patienten beschreiben immer, sie fühlen sich wie im siebenten oder neunten Monat schwanger", sagt Birgit Terjung, die Chefärztin der Abteilung für Innere Medizin und Gastroenterologie an den GFO Kliniken Bonn ist.
Dass manche ihren Blähbauch auch als "Food Baby" bezeichnen, kommt also nicht von irgendwoher.
Die Ursachen für einen Blähbauch
Typische Ursachen sind
- Verdauungsprobleme
- Verstopfungen
- Reizdarmsyndrom
- Stress
- depressive Symptome
- Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
- Medikamente
Bei letzteren sind es meist bestimmte Kohlenhydrate, die der Darm nicht verwerten kann. "Das sind Zuckerstoffe, wie Milchzucker, also Laktose, oder Fruchtzucker, also Fruktose", sagt Birgit Terjung. "Gelangen die in den Darm, dann wird von den Darmbakterien ganz viel Gas gebildet und das verursacht einen Blähbauch."
Viele Betroffene würden auch feststellen, dass sie Weizenprodukte - etwa helles Brot, Nudeln oder Pizzateig - nicht gut vertragen. "Hier liegt die Betonung wirklich auf Weizen, da es häufig fälschlicherweise als Glutenunverträglichkeit beschrieben wird", sagt Birgit Terjung.
Doch auch Stress kann die Beschwerden verursachen. "Die Nerven sind dann im wahrsten Sinne des Wortes zu stark angespannt", sagt Birgit Terjung. Auch depressive Symptome können zu einem Blähbauch führen.
Wenn Blähungen neu auftreten, macht es übrigens auch Sinn, das Thema Medikamente bei der Ursachenforschung auf dem Schirm zu haben. "Wenn Sie gerade erst mit der Einnahme eines neuen Medikaments begonnen haben, könnte auch das neue Präparat für die Blähungen verantwortlich sein", sagt Elke Roeb.
Verstopfungsbedingte Blähungen und Völlegefühl seien eine Nebenwirkung vieler Medikamente, manchmal auch nur vorübergehend.
Was tun gegen Blähungen?
Spazierengehen hilft. Es stärkt die Darmmuskulatur und regt die Bewegung von Abfallstoffen durch den Dickdarm an. 10 bis 15 Minuten reichen oft. Alternativ kann man mit anderen körperlichen Aktivitäten das Gleiche erreichen. "Gartenarbeit oder Putzen kann Blähungen deutlich vermindern", sagt Roeb.

Ein Spaziergang - 10 bis 15 Minuten reichen oft schon - kann einen Blähbauch oft in Luft auflösen
©APA - Austria Presse AgenturAußerdem empfiehlt Elke Roeb Wärme und sanfte Bauch-Massagen. "Folgen Sie mit Ihren Händen dem Verlauf Ihres Dickdarms. Beginnen Sie auf der rechten Seite, massieren Sie über die Rippen, unter den Rippen hindurch, dann auf der linken Seite hinunter und über die Mitte."
Langsames Atmen kann die Übung unterstützen. Dabei ist es wichtig, tief aus dem Zwerchfell zu atmen. "Wenn Menschen sich aufgebläht fühlen, gibt es eine Fülle im Bauchbereich, die dazu führen kann, dass sie flach atmen", sagt Elke Roeb. Wer bewusst in den Bauch atmet, sorgt für eine Verlangsamung der Herzfrequenz und aktiviert das "Ruhe- und Verdauungs-Nervensystem", wie die Expertin sagt.
Vorbeugend, aber auch bei akuten Beschwerden, können bestimmte Pflanzenstoffe helfen:
- Kamille (verdauungsfördernd und damit blähungshemmend)
- Pfefferminze (natürlich krampflösend, entspannt die Muskeln)
- Kümmel (wirkt entblähend auf Magen und Darm)
- "Manchmal wirkt auch ein starker Espresso Wunder", so die Expertin.

Kamillentee, Pfefferminze oder Kümmel wirken beruhigend und/oder verdauunsfördernd
©APA - Austria Presse AgenturWie kann man vorbeugen?
Ein erster hilfreicher Schritt ist es, die Ernährung anzupassen und viele Ballaststoffe zu essen. Achtung, anfangs kann die Umstellung zusätzliche Blähungen verursachen. Langfristig verbessern sie aber die Verdauung, weil Ballaststoffe Futter für nützliche Darmbakterien sind.
Nicht alle Ballaststoffe sind gleich gut. Leinsamen führen häufiger zu Blähungen. Birgit Terjung empfiehlt Flohsamenschalen oder Methylcellulose.
"Das sind Ballaststoffe, die nicht von der Darmflora abgebaut werden, die gehen also unverarbeitet wieder raus." Unterwegs binden diese Stoffe dann Wasser und können so im Stuhl die Bakterienflora regulieren - auch davon profitiert unser Verdauungstrakt.
"Alternativ kann man auf Gemüse, Obst und körnerhaltiges Brot zurückgreifen", sagt Birgit Terjung.

Die guten Darmbakterien lieben Ballaststoffe - unter anderem die in Flohsamenschalen
©APA - Austria Presse AgenturWann muss man zum Arzt?
Es gibt Alarmsymptome:
- Durchfall
- Gewichtsverlust
- Blut im Stuhl
- Bauchschmerzen. "Wenn man mit diesen Blähungen stärkste Schmerzen hat, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen", sagt Birgit Terjung.
- Auch wenn die Blähungen im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus oder während der Wechseljahre auftreten, ist eine Abklärung sinnvoll.
Die richtige Anlaufstelle sind Fachärzte, die auf Verdauungsstörungen spezialisiert sind, also ein Gastroenterologe oder eine Gastroenterologin.
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