French fries in fryer basket on dark background

Pommes frites im Sommer: Stilfrage und Streitobjekt

Die frittierten Kartoffelstücke im Freibad und am See sind viel mehr als nur ein fettiger Snack im Sommer. Sie sind Lifestyle-Produkt. Und der Preis ist heiß.

So ein Sommertag im Freibad oder am See steigert die gute Laune ungemein. Und die wiederum hat erstaunliche Auswirkungen: Plötzlich schmeckt alles intensiver, salziger, besser. Dazu macht das Schwimmen hungrig: Das ist das Erfolgsrezept der Pommes frites. Goldgelb, knusprig, außen heiß, innen weich.

Und idealerweise mit einer riesigen Ketchup-Schicht, die nach Kunstinstallation aussieht. Das nächste Wasser fürs Fingerabwaschen ist ja ohnehin nicht weit – natürlich das Waschbecken, nicht der Pool!

Noch besser wird’s nur mit dem hierzulande verkannten Klassiker: Pommes rot-weiß. Ketchup und Mayo. Ein kulinarisches Yin und Yang. In Österreich schaut man bei der „deutschen Variante“ manchmal etwas schief. Aber das Zusammenspiel aus süß-säuerlich und cremig-fettig ist die Essenz des Sommers. Fast so wie die Sommerlochgeschichten.

Wie teuer dürfen Pommes frites sein?

So sicher wie irgendwo ein Karpfen oder Wels einen Schwimmer ins Wadl zwickt, so sicher ist auch, dass sich jemand über die Preise der Pommes aufregt. Denn die sind ganz schön gesalzen. Eine Wienerin zahlte im Vorjahr in Transdanubien für eine Portion Pommes 4,40 Euro – und dazu noch 1,50 Euro für ein Päckchen Mayonnaise. Macht zusammen: 5,90 Euro für frittierte Erdäpfel, Salz und etwas weiße Emulsion. Die Aufregung war offenbar groß. So groß, dass sogar der Münchner Merkur berichtete.

Aber Pommes frites sind ja nun mal kein einfacher Snack mehr, sondern Lifestyle-Produkt. Und die Freibad-Kantine ist vielerorts keine Verkaufsstelle labbriger Schnitzelsemmeln mehr. Sie wäre gerne ein Beach Club, imitiert den Ibiza-Mykonos-Stil mit Bastdeko und verlangsamten und mit neuem Beat getunten Popsongs. 

Dass die Pommes – ob im Freibad, im Landwirtshaus oder im Stadtlokal – in extra dafür gedrucktem Gastro-Zeitungspapier oder in Metallkörben optisch ansprechend daherkommen, ist ja ein alter Hut. Dazu sollten sie mehrfach frittiert sein – in besonderem Fett. Und natürlich das Topping: pikant, opulent, mit Instagram-Potenzial.

Sehr viel Curry und Mayo 

Angesagte Burgerläden wie der XO Grill in Wien machen es vor. Ob „Dirty“ mit Sesamsamen, Curry-Mayo, Dille und Petersilie. Oder mit Käse und Speck oder Sauerrahm, Guacamole und Tomatensalsa wie bei Framburi Fries in der Rotenturmstraße.

Alles wunderbar, aber eine Variante, die schon vor Jahrzehnten ein unbekanntes Genie bei einem Würstelstand in Ried im Innkreis erfunden hat, ist auch nicht zu verachten: Pommes mit Mayo – und über allem eine kräftige Portion Currypulver.  Einfach, würzig und  großartig. So  könnte der Sommer schmecken. 

So sollen Pommes entstanden sein

Dabei sind Pommes  gar kein Sommeressen. Laut gängigster Entstehungsgeschichte sollen im belgischen Winter wegen zugefrorener Gewässer Fische zum Frittieren gefehlt haben. Also stieg man im 18. Jahrhundert bei Kälte auf  Kartoffelstangerln um.  

Manchmal sind es die kleinen Umdeutungen, die Großes hervorbringen. Etwa, wenn hungrige US-Soldaten im Ersten Weltkrieg belgische Kameraden beim Pommesessen beobachten. Die Belgier sprachen Französisch – und schon war ein kulinarisches Missverständnis geboren: „French Fries“. 

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

Kommentare