
Preisgefälle beim Grillen: Was Österreicher für ihre Lieblingswürstel zahlen
Auf Experimente haben die Österreicher beim Grillen wenig Lust. Käsekrainer ohne Schnickschnack müssen her, doch beim Preis gibt es große Unterschiede.
Grilltrends gibt es – Österreicher bevorzugen aber Altbewährtes. Auch heuer kommen die Klassiker auf den Rost: Käsekrainer, Brat- und Berner Würstel, die als schmackhaftes "Vorgeplänkel für ein gutes Stück Fleisch" dienen, sagt Wiesbauer-Chef Thomas Schmiedbauer.
Ganz vorne mit dabei auch das Grillgemüse, das laut einer Handelsverband-Grillstudie aus dem Sommer 2024 vermehrt von Damen verspeist wird.
Mager darf es abseits der Wurst-Kalorienbomben (100 Gramm Käsekrainer haben bis zu 350 Kalorien) für den Großteil sein, liest Schmiedbauer der Nachfrage ab. Rinderfilet statt Rib Eye, Schweinskarree statt Schopfsteak.
Feinschmecker würden widersprechen, Fett ist immerhin Geschmacksträger. Weshalb Doppel-Grillweltmeister Adi Matzek überzeugt ist, dass sich die Kunden zunehmend bewusster ernähren, aber auch qualitativer und kreativer. "Unsere Fleisch- und Wurstproduzenten verkaufen gerne das Gewohnte, aber der Konsument ist einen Schritt weiter", sagt er. Beim Rind und Schwein würde es Kunden auf die "Cuts" ankommen, auf die Reifung und die Herkunft.

Adi Matzek ist Doppel-Grillweltmeister und Fleischprofi
Alternativteilstücke wie Koch- und Siedefleisch würden attraktiver werden, bräuchten aber auch "die Geschichte und Authentizität dahinter, wo das Fleisch herkommt", appelliert Matzek an die Industrie. "Dafür muss man innovativ sein, die Extrameile gehen", sagt er. Und letztlich ein anderes, höheres Preissegment eröffnen. Dabei ist schon unter den vermeintlich günstigen Grillprodukten ein Preiskampf ausgebrochen.
Zum Schleuderpreis
"Der Preis von Berner Würsteln ist kaputt", sagt Schmiedbauer deutlich. "Das ist ein Massenartikel geworden." In den Supermärkten offenbart sich die Preisspanne: von 6.49 Euro pro Kilo Berner Würstel bis hin zu 22 Euro. Möglich machen das Abstriche in der Qualität. Kunstdarm, gekochter Speck und Schmelzkäse treffen auf handgerollte Berner Würstel im Naturdarm mit geräuchertem Speck und Emmentaler.

Wiesbauer-Chef Thomas Schmiedbauer setzt bei Berner Würsteln auf Naturdarm, geräucherten Speck und Emmentaler. Ein Kilo handgerollte Berner Würstel kosten in der Wiesbauer-Filiale 17 Euro
©Philipp LipiarskiNadina Ruedl, Gründerin der veganen Metzgerei "Pflanzerei" hat Schwierigkeiten bei ihren Würsten sogar im Hochpreissegment mitzuhalten. "Zu den Preisen, die ich im Supermarkt sehe, kaufe ich nicht einmal ein", sagt sie. 46 Euro kostet bei ihr ein Kilo der pflanzlichen "Riesen Rainer". Sparmöglichkeiten in der Herstellung sieht sie keine, ohne dass "irgendwer draufzahlt".
Die Würste werden per Hand abgefüllt – zwei von zehn gehen dabei kaputt. Die größten Kostenfaktoren wären die Haut aus Alginat und die "kübelweise Gewürze", da die Gründerin auf Glutamat und Weizen verzichtet. Soja bezieht sie aus der Donauregion statt aus dem Regenwald, den Käse gewinnt sie aus griechischem Olivenextrakt. Eine der hochwertigsten pflanzlichen Käsesorten, betont sie, die heiß und kalt funktioniert. Unabdingbar für eine Käsekrainer, die der fleischigen Variante Konkurrenz machen will.
Ruedls Kunden sind bereit, für den fleischlosen Grillgenuss diesen Preis zu bezahlen. Wie viel der Durchschnitt in Österreich wirklich fürs Grillen ausgeben will, hat Gewürzhändler Kotányi auch heuer in seiner Grillstudie 2025 erhoben. Die erscheint zwar erst nach Ostern, der KURIER bekam ein paar Zahlen vorab. Und erkennt: spendabel ist man beim Grillen eher nicht.
Preisbewusst grillen: 20 Euro für eine Grill-Mahlzeit
Insgesamt 20 Euro planen die Befragten pro Person (ohne Getränke) für eine Grill-Mahlzeit auszugeben. Die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen am sparsamsten. Die Hälfte möchte unter 15 Euro bleiben. Bei den Lebensmitteln zu viel sparen, würde Adi Matzek nicht empfehlen.
"Ob der Grillmeister oder die Grillmeisterin am Ende des Abends Applaus bekommt, hängt zu 60 Prozent vom Lebensmitteleinkauf ab", sagt er. Und von der persönlichen Präsentation.
Wo sich der Sparstift leichter ansetzen lässt, ist bei Marinaden und Gewürzen, weiß der Grillprofi. Er selbst vertreibt Öle, Soßen und Würzungen, die er bewusst im niedrigen Preissegment hält. Nächstes oder übernächstes Jahr plant er, eine neue Linie auf den Markt zu bringen: Puristische Salz- und Pfeffermischungen, die den Eigengeschmack guter Produkte hervorheben, statt ihn zu übertünchen. Wiesbauer und Pflanzerei warten nicht so lange – denn auch wenn die Österreicher beim Grillen kaum Trends folgen, so suchen sie doch das Gewohnte in neuer Aufmachung.
Nicht neu, aber anders
Bis zum offiziellen Auftakt der Grillsaison plant Nadina Ruedl deshalb elf weitere vegane Grillprodukte auf den Markt zu bringen – vom Steckerlfisch bis zu den Spießchen. Die Kunden verlangen danach, die vegane Fleischerei liefert. Die veganen Lammrippchen mit Holzknochen hat Ruedl in weiser Voraussicht schon im September fertig entwickelt. Und sollen in der diesjährigen Grillsaison der Renner sein.
Auch Wiesbauer hält den Klassikern die Treue, interpretiert sie nur etwas anders. Aus der Käsekrainer fließt heuer Schärdinger Bergbaron. Und für Kinder und kalorienbewusste Erwachsene ist jetzt auch die "Zwergerl"-Variante im Angebot.
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