Frau riecht an einem Glas Rotwein

Flaschenpost: Part of the Game

Nun schwappt der Trend entalkoholisierter Weine auch nach Europa.

Die Dosis macht das Gift. Eine Binsenweisheit, die die Menschheit nie begreifen wollte: Kulinarischer und önologischer Genuss wird in unseren Breiten gerne mit Völlern und Tschechern verwechselt. Freilich, ab und an will man sich die Kante geben, ohne sich hernach selbst geißeln zu müssen, wie es die protestantische Ethik einfordert.
 

Es wundert also nicht, dass gerade in den mehrheitlich protestantischen USA alkoholfreie Weine boomen – dort, wo die Extreme daheim sind, wo Fast Food und zuckerlastige Softgetränke auf Fitnesswahn und gnadenlose Askese treffen.  

Nun schwappt der Trend entalkoholisierter Weine auch nach Europa. Nur fürs Protokoll: „Alkoholfreier Wein“ weist immer noch geringen Restalkohol auf – das ist legal, aber nicht unbedenklich, suggeriert doch die Bezeichnung "i“ grünes Licht. 

Mit Hilfe von Vakuumdestillation wird dem fertigen Wein Alkohol wieder entzogen – aber auch Aromastoffe. Inzwischen ist das Verfahren zwar so ausgefeilt, dass sich das Endprodukt geschmacklich Wein annähert – aber halt auch nicht mehr. 

So schnitten etwa bei einer Expertenverkostung des renommierten Schweizer Fachmagazins "Vinum“ alkoholfreie Weine sensorisch durch die Bank schlechter ab. Es hilft nichts: Alkohol ist ein Geschmacksträger. Und seine berauschende Wirkung gehört dazu. Das macht den Reiz, ist Teil unserer Kultur und eben eine Gratwanderung. Die Dosis macht das Gift. 

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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