Josh.
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Mein Weg zum Popstar: Hilfe, ich habe einen Hit geschrieben!

Wie "passieren" Hits? Und was tun, wenn man überzeugt ist, einen geschrieben zu haben? Josh. erzählt, wie das mit Managern, Verlagen und Produzenten so läuft - und wie wichtig Videos sind.

Lerne, worauf es beim Musik machen ankommt

"Cordula Grün"-Komponist, Sänger und Musiker Josh. lädt euch in 10 Lessons dazu ein, mit ihm Musik zu machen. Hier geht es zu seiner freizeit.academy.

Du hast einen Song geschrieben und bist überzeugt: "Der ist richtig gut!" Schön, aber was dann? "Mir ging es 2016 so", erzählt Josh. Damals hat er "Kein Sommer für einen allein" komponiert und gemeinsam mit Sängerin Kathi Kallauch aufgenommen. "Radio Wien suchte den Sommer-Hit des Jahres - und ich war echt überzeugt von meinem Song, also hab ich mein letztes Geld zusammengekratzt und bin ins Tonstudio", erinnert sich Josh. Und er hatte tatsächlich Erfolg, die Hörer voteten für seinen Track, der Sommer-Hit war da.

Die Ernüchterung folgte, als Josh. bemerkte, dass die anderen Radiosender nicht mitzogen, dem Song kaum Airplay gönnten. "Vielleicht ja deshalb, weil es eben eine Aktion von Radio Wien war...", versucht er sich in Ursachenforschung. "Fest steht jedenfalls: Die Mechanismen sind nicht wirklich steuerbar. Es wurde Herbst, die anderen Sender spielten den Titel kaum, und ich war doch ein bissl traurig." Aber auch damit muss ein Musiker leben lernen. Dementsprechend sieht der erste Tipp des Popstars aus:

Nicht aufgeben!

Nach Joshs Sommer-Hit passierte also genau nichts. Was tun? "Weiter machen", so der Künstler, dem im darauf folgenden Jahr auch eine dringend benötigte Förderung durch die Austro Mechana nicht genehmigt wurde. "So ist das eben - wichtig ist, dass man immer wieder aufsteht."

Recht hat er. Denn hätte Josh. sich vom abgelehnten Antrag auf Förderung oder dem Ignorieren seiner ersten professionellen Aufnahme durch die einige Radiostationen dazu verleiten lassen, die Flinte ins Korn zu werfen, dann hätte er seinen Mega-Hit "Cordula Grün" wohl nie geschrieben. Das wäre schade für uns - aber noch wesentlich schlimmer für ihn selbst.

Aber so hat Josh. sich eben die komplette Tretmühle angetan. Einen neuen Förder-Antrag geschickt, mit dem letzten Geld professionelle Demos in einem Studio aufgenommen, Plattenfirmen, Labels und Verlage angeschrieben - und nichts hat geklappt. "Wenn ich die Demos heute höre, und mich in die andere Seite hineinversetze, hätte ich mich vielleicht auch nicht genommen", sagt er selbstkritisch. "Ich klinge einfach ein bissl zaghaft, so ganz ohne Selbstbewusstsein..." Kein Wunder, bei so vielen Absagen. Aber, das wichtigste bleibt: Nicht aufgeben!

 

Josh. hat neue Songs geschrieben, einen neuen Antrag beim Musikfonds eingereicht - und diesmal wurde wenigstens der genehmigt. "Die Songs waren halt besser, so ehrlich muss man sein", sagt Josh heute. Airplay bekam aber auch die neue Single "Sowieso" nur in ausgesprochen überschaubaren Ausmaß. Aber deshalb aufgeben? Niemals!

Für Josh. hat sich die Hartnäckigkeit letztendlich ausgezahlt. Ganze zwei Jahre nach seinem ersten Sommer-Hit, veröffentlichte er "Cordula Grün". Den Song, mit dem sich alles ändern sollte.

Was tun, wenn's plötzlich klappt?

"Man darf sich nie sagen: Jetzt wird's mit dem nächsten Song auch nicht funktionieren - sonst gibt man sich auf", sagt Josh zum Umgang mit Misserfolgen. Genau, weil es ganz plötzlich auch ganz schnell gehen kann. Wie mit "Cordula Grün" eben.

Das Video, das Josh. für den Song drehte, ging auf YouTube quasi über Nacht durch die Decke - und plötzlich kannten praktisch alle Menschen im deutschsprachigen Raum diesen jungen Mann in seinem roten Anzug. Wie geht man damit um, wenn plötzlich genau das passiert, von dem man von Beginn an geträumt hat? "Es war ja prinzipiell nur einer von vielen Songs, die ich zu der Zeit gemacht hab", erklärt Josh, "dass er dermaßen erfolgreich wird - daran hab ich nach meinen Erfahrungen davor nicht gedacht. Das kann man ja auch nicht wissen... Plötzlich kommen die Leute, und sagen dir: Du hast einen Hit! Und du denkst dir nur: Aber ich doch nicht!"

Dancing Star

"Wirklich umgehen konnte ich damit nicht", sagt Josh. rückblickend. Wie auch, plötzlich ist man in den Charts, wird herumgereicht, bekommt eine Goldene Schallplatte. "Man sollte ja auf keinen Fall abheben. Aber ein bisschen schweben tut man schon."

Wie genau es zu dem "Cordula Grün"-Video kam, warum Cordula eine lebensgroße grüne Strickpuppe wurde, und warum er sich beim Dreh schließlich doch traute zu tanzen, auch das erklärt Josh in dieser Lesson.

Josh.

wurde am 22. Juni 1986 in Wien geboren. Nach dem Gymnasium studierte er Musik, Schwerpunkt Jazz, Gesangs- und Instrumentalpädagogik. Sein erster Hit war "Kein Sommer für einen allein" (gemeinsam mit Kathi Kallauch), der internationale Durchbruch gelang ihm 2018 mit "Cordula Grün", wofür er auch einen Amadeus erhielt. Vergangenen Sommer gelang ihm mit Expresso & Tshianti abermals ein goldprämierter Sommerhit. Alle Songs und Infos gibt's hier: joshsmusik.at

Außerdem erklärt Josh. natürlich, worauf man aufpassen muss, wenn man plötzlich bekannt wird und einem viele Menschen, die man gar nicht kennt, auf die Schulter klopfen. Und nur das beste für einen wollen ... Braucht man ein Label, einen Verlag, einen eigenen Manager? Vielleicht sogar einen Anwalt? Und wie geht man mit der finanziellen Seite des Erfolges um? Fragen über Fragen, die sich ein Musiker - hoffentlich - einmal stellen muss. Und die hier beantwortet werden.

Mehr Lessons gibt es hier.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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