Rund um die Welt senden Graffitti-Künstler bunte Ostergrüsse
Rund um die Welt feiern wir Ostern als Fest der Freude und zeigen bunte Oster-Botschaften von Banksy, Sarson & Co.
Ostern ist das Fest der Freude, der Hoffnung und des Neubeginns. Aber auch der bunten Ostereier und des Nesterlsuchens. Wer freut sich da nicht über Ostergrüße. Doch Grußpostkarten sind rar geworden. Dafür lassen sich auf Häusermauern und Fassaden Botschaften von Street-Artisten und Graffiti-Künstlern entdecken, die gut in diese Zeit passen: Etwa wenn Jesus sich als wendiger Breakdancer auf den Kopf stellt und durch dichtverbaute Stadtviertel zu wandern scheint, oder auch wenn bunte Hasen und Ostersprüche auf Feuermauern und Ziegelwänden zu finden sind.
Jesus inspiriert schon immer künstlerische Fantasien und ist bis heute ein beliebtes Symbol für Frieden und Liebe. So trat er als „Black Jesus“ in Madonnas Video zum Song Like A Prayer auf. Und 2008 sorgte er als gekreuzigter grüner Frosch, eine Skulptur von Martin Kippenberger, für Gesprächsstoff.
Immer mehr Street-Artisten bedienen sich christlicher Zeichen, um Botschaften auf freie, urbane Flächen zu sprayen. „In medialen Zeiten greifen Künstler gerne auf allgemein bekannte Symbole zurück, die weltweit verstanden werden. Sie stehen heute für Humanität und Hoffnung“, sagt Peter Bogner. Der ehemalige Direktor des Wiener Künstlerhauses kuratierte einst die Ausstellung exitus zum Thema Leben und Sterben.
Viele der Street-Art-Werke rund um die Welt lassen sich als Ostergruß interpretieren, die meisten aber wollen politische und soziale Kritik üben.
In Zeiten, die von Unsicherheiten, Klimawandel und Pandemie geprägt sind, werden kirchliche Sinnbilder auch von Künstlern wie Cosmo Sarson, Banksy & Co. aus alten Archiven hervorgeholt und in zeitgemäßem Kontext verarbeitet.
Breakdance mit Goldglitter
„Jesus ist Teil der Pop-Kultur, er ist eine Ikone der Pop-Art und das Top-Thema, über das man in der Kunst gerade spricht“, sagt Cosmo Sarson. Der Londoner Street-Artist ist mittlerweile fast so bekannt wie der anonyme Künstler Banksy, Modedesigner Paul Smith sponserte seine erste Einzelausstellung.
„Ein ganzes Kilo Goldglitter habe ich für den breakdancing Jesus verspachtelt“, erzählt Sarson, der fünf Tage lang, übrigens legal auf Einladung einer Schule, eine Feuermauer genau gegenüber von Banksys berühmtem Mural Mild, Mild West bemalte. „Ich habe Banksy da öfters getroffen und mit ihm gesprochen“, so der Maler, der klassisch mit Öl begann und erst später Themen rund um die Hip-Hop-Kultur, Skateboarder oder BMX-Fahrer malte.
Wie er auf die Idee kam, Jesus als Breakdancer darzustellen? „Ich war gerade in einem Pub, trank eine Pint und las eine Zeitungsnotiz mit einem Foto, auf dem eine polnische Breakdance-Gruppe im Vatikan für Papst Johannes Paul II. tanzte. Ein zarter junger Mann drehte dabei kopfüber eine Pirouette, direkt vor dem Papstthron. Das hat für mich so ausgesehen, als würde Jesus tanzen.“
Schnelle Kunst & alte Technik
Später stellte Sarson das fertige Bild auf seine Webseite. Von dort wurde es kopiert, verbreitete sich rasant im Netz und wurde zum beliebten Meme. Zum Glück, denn nach zwei Jahren verschwand das originale goldene Graffito von der Mauer in Bristol.
Denn Street Art ist schnelllebig. Kaum ist das Mural fertig auf eine öffentliche Fläche gesprüht, kann es vorkommen, dass ein anderer Sprayer es übersprüht. Auch Banksy malte ein paar Tage vor Ostern einen Jesus im weißen Bunny-Kostüm, auf einer Bank sitzend und Bank‘s Beer trinkend, auf die Fabrikmauer der englischen Brauerei. Sein Jesus hatte den Hasenkopf abgenommen und neben sich auf die Bank gelegt. Auch dieses Werk wurde nur vier Tage nach seiner Fertigstellung gelöscht. Diesmal war es die britische Werbebehörde ASA, die das Graffiti wegen Verletzung religiöser Gefühle löschen ließ.
Dabei setzen die Künstler heute Jesus als allgemein zeitgenössisches Symbol ein, um Kritik zu üben. Wie eben auch Banksy, dessen Siebdruck Christ with Shopping-Bags heute ein beliebtes Poster-Motiv ist. Auch in seinem Corona-Bild Game Changer, stilisierte er eine Krankenschwester aus der Notaufnahme zur Superheldin und Heiligen. Das Bild wurde um 19,5 Millionen Euro versteigert. Den Erlös aus seinen Verkäufen spendet Banksy an Krankenhäuser und Gesundheitsdienste.
Kommentare