Frühlingsbeginn: 30 Gründe, den Frühling zu lieben

Die Tage werden länger, die Sonne kitzelt in der Nase, die Temperaturen steigen. Endlich Frühling. Was uns jetzt an Wunderbarem erwartet und worauf wir uns freuen dürfen.

Lichtspiele. Spürbar heller ist es bereits seit Mitte Februar, im März gings zügig weiter. Mit den ersten Frühlingswochen folgen täglich immer mehr Lichtblicke, und so wird unser Organismus mit dem Glückshormon Serotonin geflutet. Ab heute, 18. März, sind die Tage wieder länger als die Nächte. Am 20. März überschreitet die Sonne den Äquator – exakt um 22.24 h ist Frühlingsbeginn. Das gehört gefeiert!

Endlich wieder ein Wort mit Sommer. Nämlich Sommerzeit. In der Nacht von Samstag, 25. März auf Sonntag, 26. März macht die Uhr um 2 h morgens einen Sprung nach vorne auf 3 h. Bedeutet: Der Tag „verlängert“ sich nach hinten, es ist länger hell.

Stangerlfieber. Stimmt, ein leicht anzügliches Wort, aber es passt halt perfekt zu dem, was auf uns zukommt: die Spargelsaison, in Grün, in Weiß. Mit oder ohne Sauce Hollandaise, aber auch gerne mit Bröseln.

Oma’s Gartensuppe. „Komm‘ gemma raus und pflücken wir uns ein Supperl“, hieß es bei der Oma mit dem Apfelbaum im Garten einst. Dann wurden Löwenzahn, Giersch, junge Brennnesseln, Gänseblümchen, Vogelmiere, etwas Petersilie und Schnittlauch geholt, gehackt und schließlich zu einer grünen intensiven Frühlingskräutersuppe verarbeitet. Mit Einbrenn, eh klar. Danke, Omschi!

Luftbad. Endlich wieder viel frische Luft in der Wohnung und im Haus. Jetzt heißt’s: Lüften! Bei moderaten Außentemperaturen   Fenster aufreißen, Sonne hereinlassen, am besten 20 Minuten lang Frühlingslüfterl atmen.

Frühjahrsputz. Sauber, sauber - so soll’s sein. Egal, ob mit Hilfe der Methode „Aufräumen mit Marie Kondo“ oder nach Art des Hauses – Hauptsache, es wird gewischt, entstaubt, gesaugt, gelüftet und altes Zeugs entsorgt. Das befreit.

Popeye-Kräfte. 94 Jahre alt wäre der Spinatmatrose heuer geworden, und wenn er nicht gestorben ist, würde er immer noch Grünzeug essen, auf dass sein Bizeps wachse. Und sich auf den Frühling freuen, besser: auf das Frühlingsgemüse Spinat, der ab März zart und frisch auf den Markt kommt und als kalorienarmer Geheimtipp bei Heißhunger gilt.

Aufblühen. Großes Kino draußen, die Natur gibt alles. Im April blüht der Bärlauch und sorgt im Wienerwald oder in den Donauauen für weiße Teppiche. Mitte März bis Mitte April, je nach Temperaturen, dann die Marillenblüte in der Wachau, wo an die 100.000 Marillenbäume ihr pastellrosafarbenes Kleid anziehen. Klein, und oho: die Kirschblüte im Setagayapark in Wien. Oder ganz großes Kino rund um den Neusiedler See im Burgenland. Der Kirschblütenradweg dort ist ein Erlebnis. Aber auch die Birnen und die Äpfel blühen, erstere im schönen Mostviertel, zweitere in der Oststeiermark.

Narrisch. Einmal geht’s noch: Jetzt der Kastanienbaum. Zwischen April und Juni blühen im Prater wieder die Bäume, konkret: der narrische Kastanienbaum. Hinfahren, hinschauen und danach ins Schweizerhaus auf ein Bier, das hat ab 15. März wieder geöffnet.

Vor Frühlingsglück schreien Mach’s wie Astrid Lindgrens Ronja Räubertochter, schrei vor Freude und Glück, weil der Frühling wieder da ist, die Natur zurückkehrt, nach all den langen Entbehrungen. Kaum jemand hat das so schön beschrieben, wie die Autorin: „Erschrick nicht Birk“, sagte Ronja. „Jetzt kommt mein Frühlingsschrei!“ Und sie schrie, gellend wie ein Vogel. Es war ein Jubelschrei, den man weit über den Wald hörte.

Spargel

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Poesie. Apropos Literatur: Kaum einer Jahreszeit wurden so viele Gedichte gewidmet, wie dem schönen Lenz. Gehört gelesen, von Goethe, von Rilke, von Fallersleben. Wie das da von Joachim Ringelnatz, es heißt, no-na, „Frühling“ und lädt zum Schmunzeln ein:

Die Bäume im Ofen lodern.
Die Vögel locken am Grill.
Die Sonnenschirme vermodern.
Im übrigen ist es still.

Es stecken die Spargel aus Dosen
Die zarten Köpfchen hervor.
Bunt ranken sich köstliche Rosen
In Faschingsgirlanden empor

Ein Etwas, wie Glockenklingen,
Den Oberkellner bewegt,
Mir tausend Eier zu bringen,
Von Osterstören gelegt.

Ein süßer Duft von Havanna
Verweht in ringelnder Spur.
Ich fühle an meiner Susanna
Erwachende neue Natur.

Es lohnt sich manchmal, zu lieben,
Was kommt, nicht ist oder war.
Ein
Frühlingsgedicht, geschrieben
Im kältesten Februar.

Ein bisserl was verändern. Jetzt geht’s los: Wenn der Frühling Fahrt aufnimmt, passiert etwas in uns. Laut einer Umfrage in Deutschland haben 81 Prozent der Menschen im Frühjahr Lust auf Sport und Bewegung im Freien, 61 Prozent sehnen sich nach einer Reise und immerhin 45 Prozent haben mehr Lust. Und der Rest freut sich, siehe Punkt 6 – auf den Frühlingsputz.

Sich fallen lassen. Ja, auch das gehört dazu: Mit dem Frühling kommt die Müdigkeit. Na und? Der Körper darf sich anpassen, Hormone wie Melatonin und Serotonin spielen verrückt. Am besten, man gibt dem nach – irgendwo zwischen aufgeregt und erschöpft sein. Wo doch gilt: Das Beste kommt erst!

Schwarz raus, bunt rein. Frühlingsmode steht immer auch ein bisschen für Aufbruch, fürs Neue, für das Erwachen aus einem tiefen Schlaf. Worauf wir uns heuer freuen können: Zum Beispiel über Babyblau als Sinnbild für Klarheit, Leichtigkeit und Harmonie. Gelb, aber eher pastellig. Rot – oh ja! Rosa – naja. Und die Trendfarbe Magenta, die für Vitalität, Stärke, Natur und Erneuerung steht.

Vogelkonzert. Piep, piep: Morgens aufzuwachen, und dem Gesang der Vögel zuzuhören, gehört im Frühling zum Feinsten. Als musikalischer Frühaufsteher gilt der so genannte Gartenrotschwanz, er fängt zirka 80 Minuten vor Sonnenaufgang zu zwitschern an, danach folgt die Singdrossel. Auch die Amsel zählt zu den frühen Vögeln, bereits vor Sonnenaufgang trällern die Männchen in Baumkronen und auf Dächern. Klingt romantisch, ist es auch: Der Gesang dient der Werbung um den Brutpartner, und um sein Revier abzugrenzen.

Frühlingsfeste. Zeit, zu feiern. Das Frühjahr bietet besonders viele Gelegenheiten dazu: Ostern, 9. April, Radieschenfest in Tirol, 19. April, Narzissenfest, Ausseerland, 1.- 4. Juni, sowie zahlreiche Maibaumfeste meist am 30. April.

Es grünt so grün. Wohin das Auge blickt: helles, zartes Grün. Wie keine andere Farbe steht sie für Frische, Vitalität, Fruchtbarkeit. Wir spüren Erneuerung, Wachstum und, ja: Freiheit. Je grüner ein Ort, desto idealer ist er, um aufzutanken und zur Ruhe zu finden. Ab zum Waldbaden!

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Dem Lenz lauschen. Frühlings werds. Und ois wui wieder himmelwärts. Was is des für a schöner Schmerz. In Bauch und Brust und Herz. Das „Frühlingslied“ von Konstantin Wecker ist nur eine von vielen musikalischen Oden an diese Jahreszeit. Eine Frühlings-Playlist macht fröhlich – beim Gehen, beim Putzen, mit Songs wie: „It Might as Well be Spring“, Frank Sinatra; „April Come She Will“ von Simon & Garfunkel oder „Can’t Stop The Feeling“ von Justin Timberlake, um nur einige wenige zu nennen.

Glücksdroge Sonne. Da ist sie wieder, die Sonne – und das ist sowohl für den Organismus als auch die Psyche wohltuend. Die ultravioletten Strahlen aktivieren, in Maßen genossen, die Atmung und Durchblutung. Die Sonne ist ein Turbo für den Stoffwechsel und für das Immunsystem, sie stärkt die Knochen. Die UV-B-Strahlung regt die Bildung des Sonnenvitamins D an, es ist für viele Körperfunktionen unerlässlich und macht froh.

Draußen essen. Ob auf dem Heurigenbankerl, im Schanigarten, am Markt, auf dem kleinen Balkon oder im eigenen Garten: Endlich können wir wieder im Freien genießen, lesen, in die Luft schauen, ein Glaserl trinken. Zum Beispiel bei einem fröhlichen Brunch zur besten Zeit eines Frühlingssonntags.

Vorglühen. Zeit fürs Angrillen. Also raus, an die frische Luft und den Grill anwerfen. Am besten mit einem Krügel Maibock in der Hand – oder einem Glas Waldmeister-Frühlingsbowle.

Fußfrei. Wenn’s draußen wieder wärmer ist, sollten wir unseren Füßen endlich wieder „Luft“ gönnen, zum Beispiel bei einer Runde ohne Socken und Schuhe. Barfußgehen tut gut, weil Zehen und Fußbett dabei nicht eingeengt werden. Die Fußmuskulatur und Venen werden trainiert, gleichzeitig erhöht sich durch die vielen Reize die sensomotorische Wahrnehmung. Man spürt den „Boden“ unter den Füßen, dabei werden auch die Reflexzonen stimuliert. Am besten man probiert’s fürs erste Mal im eigenen Garten oder in einem Barfußpark. In Wien lädt etwa der Barfußwanderweg im Kahlenbergerdorf zum „Erde spüren“ ein: barfusspark.info.

Freches Früchtchen. Rot, süß, wunderschön – ab Ende April können wir uns wieder auf österreichische Erdbeeren freuen. Am besten, man fährt raus und pflückt selbst. Nahe Wien und rundherum gibt es viele Erdbeerfelder, z.B. erdbeerwelt.at, erdbeerfeld.at

Picknicken. Raus! Korb packen, durchatmen, genießen, Gitarre spielen, singen und in der Wiese sitzend Sonne tanken, z.B. im Wiener Augarten, Türkenschanzpark, auf der Himmelwiese. Auf dem Cobenzl gibt’s Picknick mit Aussicht im Weingarten, Eröffnung im April, genuss-am-cobenzl.wien. Was man braucht: eine dicke Picknickdecke, weil der Boden noch nicht warm genug ist, eine Picknicktasche und einen schönen, warmen Tag. Das Frühlingspicknick findet am besten zu Mittag statt, da ist die Sonne am stärksten.

Tier und wir. Im Zoo Schönbrunn kommen mit dem Frühjahr viele Tiere wieder ins Freie und können draußen bestaunt werden. Mit etwas Glück gibt’s auch Tierbabys. Nachher geht’s auf den Ostermarkt vor dem Schloss Schönbrunn, vom 25. März bis 11. April. Ein Frühlingsfest wird im Lainzer Tiergarten gefeiert, am 29. April, 11 – 19 h, mit Maibaumaufstellen.

April, April! Ein Tag für selbst ernannte Witzbolde. „Jemanden in den April schicken“ ist ein Brauch, der in vielen Ländern gepflegt wird, allerdings unterschiedlich. In Italien und Frankreich basteln die Menschen eigene „April-Fische“, Papierfiguren, die sie einander heimlich auf den Rücken kleben, mit einem lustigen Spruch drauf. In den USA heißt der Tag „April Fools Day“. Als bisher bester medialer Aprilscherz gilt die Reportage eines britischen TV-Senders im Jahr 1957 über einen Spaghettibaum, von dem Menschen Nudeln von den Ästen pflückten.

Knospenkraft. Jahr für Jahr das Naturwunder nach dem Winter: das Knospen der Bäume und Sträucher. Wer aufmerksam durch Wälder und Parks geht, kann dem (Auf-)Leben richtig zusehen. „Austreiben“ heißt das. Was gibt’s Schöneres, als der Welt beim Erwachen zuzuschauen?  Manche sammeln die Knospen auch, um sie zu essen oder einzulegen. Darin steckt viel Kraft – Nährstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe.  

Hauben, Schals und Handschuhe weg! Zeit wird’s – endlich können wir die dicken Sachen wieder verstauen, und luftige Blusen, T-Shirts, leichte Kleider und Pullis herausholen. Das hat durchaus einen psychologischen Effekt: die Leichtigkeit der Kleidung, die bunteren Farben, die Materialien führen dazu, dass wir genauso aufblühen wie die Natur. Man nennt das auch „Dopamin Dressing“: Dabei wählt man bewusst fröhlich machende Kleidung, wodurch das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet wird.

Radeln ohne kalte Hände. Endlich macht Radfahren wieder Spaß, nicht nur bei Hartgesottenen. Ein Stück Freiheit, das wir uns wieder zurückstrampeln – ohne das Gefühl zu haben, die Nase friert ein und der nächste Schnupfen droht. Außerdem das ideale Frühjahrs-Ausdauertraining. Der Frühling ist die beste Zeit für Radreisen.

Frühlingsgefühle. Zeit für Romantik! Wann, wenn nicht jetzt, ist es eine gute Zeit, seinem Partner oder Mitmenschen, die man sehr mag, seine Liebe und Zuneigung zu zeigen. Mit einem Strauß Frühlingsblumen oder einem schlichten: Ich mag dich. Ich liebe dich. Wie schön, dass es dich gibt.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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