Achtung, Fettnäpfchen: Diese sechs Geschenke will niemand

Fieses Fest: Wenn das Christkind vergessen hat, nachzudenken – und einfach nur blind shoppen geht.

Pimp-my-Augenfalten-Creme

Herzig. Der Wink mit dem Tiegel. Womöglich vom eigenen Mann? Oder dieser Frau, die als „beste Freundin“ mit Bussibussi täglich in deinem Proseccolager nistet? Aber was wollen uns die Schenkenden exakt mitteilen? Dass mit dieser „Lifting-Creme“, in der von Kaviar bis Gold alles an Exquisitem steckt, sich deine hin- und augenfälligen Hängelider wieder Richtung Himmel heben werden? Dass sich mit reichlichem Schmieren die Fältchen entfalten und wieder zu Babypopo-Glätte mutieren werden? Dass sich hässliche Entchen vielleicht doch noch in einen anmutigen Schwan verwandeln können – auch jenseits 35 plus? Und dass dieses hässliche Entchen du bist? Danke, nein, weil: Uns runtermachen können wir auch sehr gut selbst.

Benimm-Ratgeber für…

… Frauen, die vielleicht noch Damen werden möchten. Nun gut, da packst du dieses Buch aus und hoffst insgeheim auf was Schönes zum Fürchten oder Freuen. Einen Krimi oder irgendeinen netten Roman, mit elegischem Südengland-Touch. Stattdessen hat sich la Schwiegermama was Originelleres einfallen lassen: nämlich dieses Oeuvre mit den vielen „Anregungen“ (mitunter auch Regeln genannt) für sittsames Verhalten. Von A wie Anstand bis T wie Tischsitte. Endlich dürfen wir erfahren, dass man mit vollem Mund nicht spricht oder dass ungekämmte Haare, Schweißgeruch und Dreck unter den Fingernägeln vom Wesentlichen ablenken. Erdäpfel dürfen nicht zerquetscht, Messer und Gabel müssen richtig gehalten werden und wehe jener, die nicht den „Mund leer schluckt, bevor sie trinkt“.  Hui, da brauchen wir jetztschnell ein Stamperl Eierlikör. Und eine Tonne buddhistische Gelassenheit.

Knallrote Kunstfaser-Reizwäsche

Er hat’s vermutlich gut gemeint, aber leider keinen Geschmack. Der Freund, der Mann – Kevin allein im Reich der Dessous. Für ihn gilt die Devise: Hauptsache, ein bisserl geil. Als Vorlage diente ihm der Porno von vorgestern im Homeoffice. Da kam’s ihm (nein, jetzt nicht schlecht denken, wir reden hier von seiner Idee): Das könnte der Meinigen auch sehr gut stehen! Bedauerlicherweise hat er a.) keine Ahnung von Konfektionsgrößen und dachte, Körbchengröße D wie dauergeil könnte durchaus passen – sowie b.) Null Schimmer von Qualität, Hauptsache: rot und irgendwie ordinär, Motto: Heute Kinder wird’s was geben. Oje. Und so wickelt Herzdame nun unterm Christbaum vor den Augen der gesamten Familie eine viel zu große „Balconette mit Büstenhebe“ und einen viel zu kleinen, aber immerhin „schrittlosen String-Tanga“ aus. Noch dazu 100 % Polyamid. Was hilft? Noch ein Eierlikör. Und, etwas später: ein Besuch in der Paartherapie.

Mousepad mit „ihrem“ Foto drauf

Da lacht das Männerherz. Sowas haben Herren ja immer sehr gerne (aus weiblicher Sicht): schnuckelige Accessoires, die den Arbeitsplatz persönlich und heimelig gestalten. Dieser Wackeldackel, zum Beispiel. Oder Häferln mit heiteren Sprüchen drauf, wie etwa „Erst blasen, dann schlucken.“ Ein Teelicht, wenn’s Überstunden gibt und er sich nach Hause sehnt. Mit Herzen bedruckte Papiertaschentücher. Oder eben ein Mousepad mit dem Antlitz der Angetrauten. Selbstverständlich hat sie sich dafür richtig fesch gemacht, sich „stylen“ lassen – da liegt sie nun, mit Wimperntusche und offenem Blick. In dem, abgesehen von sehr viel Liebe und Herzenswärme, vielleicht auch was ganz anderes zu erkennen ist. Nämlicher dieser „Big Sister is watching you, komm! Nach! Hause!“-Appell. Sowie:  „Ich weiß, was du gestern während deiner Überstunden getan hast.“ Ja, so ist sie immer da – Handibussi. Geschenktes Glück könnte kaum schöner sein.

Personalisierte Fußmatte

Ja, das gibt’s. Steht auf Geschenkbörsen hoch im Kurs - ups, wäre da nicht die Personalisierung.  Aber natürlich stellt sich die Frage, ob man sich auf so einem Ding mit „Willkommen im trauten Heim von Karli und Jaqueline“ tatsächlich freudvoll und engagiert den Dreck von den Hatschern rubbeln möchte. Außerdem: Was ist, wenn die Jaqueline sich vom Karli trennt und ein Schurli einzieht? Wer kriegt dann die Fußmatte? Der Scheidungsanwalt? Dann doch lieber eine Matte mit folgendem Spruch drauf: „Herzlich willkommen wäre übertrieben“.

Steak-Kochbuch (aber leider für die Falschen)

Im Grunde gut und schön – aber nicht für Menschen, die bereits beim letzten Weihnachtsfest kundtaten, dass sie „jetzt vegetarisch leben würden und sehr glücklich damit sind“ Sowas zeugt von Ignoranz. Und Vergesslichkeit. Sowie Achtlosigkeit. Da fehlten nur noch Werke wie „100 zuckersüße Leckereien“ für Diabetiker oder „Die besten Mehlspeisen mit heimischem Weizen“ für Menschen mit Gluten-Intoleranz. Wie heißt es so schön bei der Lyrikerin Brigitte Fuchs: „Wenn Geschenke nicht gut ankommen, ist in den seltensten Fällen die Post schuld.“

 

 

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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