Stillschweigend beim Friseur: Ist der Silent Cut zukunftsfähig?

Mucksmäuschenstill im Friseursalon: Der Silent Cut ist in Berlin angekommen. Kann er auch in Wien funktionieren?

Und wie geht es Ihnen heute? Was machen Sie beruflich? Das Wetter ist heute sehr angenehm. Wir kennen ihn alle, den teilweise erzwungenen Smalltalk beim Friseur. Mag ihn der eine als willkommene Abwechslung ansehen, möchte der andere lieber auf den Dialog verzichten. Zweiteres kann man sich jetzt ganz einfach beim Friseur bestellen. Ja, richtig gehört. 

Der Trend „Silent Cutting“ stammt aus London und machte kürzlich in der deutschen Hauptstadt Berlin die Runden. Beim „Silent Cut“, also leisem Schnitt, wird sich anfänglich kurz über das gewünschte Styling unterhalten, der Rest des Friseurbesuchs bleibt aber wortlos. Im Berliner Friseur-Salon „Wild Hair“ ist das Schweigen auf Bestellung bereits gang und gäbe: „Wir haben damit vergangenes Jahr angefangen. Unsere Kundschaft kann den Silent Cut bequem online oder telefonisch bestellen", erklärt Geschäftsführerin Andrea Siepert-Fichter. Die Friseure wissen somit schon vorab, dass Smalltalk nun Tabu ist, und unterhalten sich während des Stylings nicht mehr mit dem jeweiligen Kunden.

Das „Nichts-Reden“ ist bei „Wild Hair“ durchaus erfolgreich, rund ein bis vier solcher Silent Cuts führen Siepert-Fichters Mitarbeiter täglich durch - Tendenz steigend: "Das spricht sich natürlich herum und es wollen immer mehr Leute ausprobieren", weiß sie. 

Tratschen ist nicht jedermanns Sache. Der Silent Cut soll hier Abhilfe schaffen. 

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Alles, was bei den deutschen Nachbarn funktioniert, muss nicht auch in Österreich auf Zustimmung stoßen. Das Contra-Argument liegt also auf der Hand – gehört das Kommunizieren nicht irgendwie auch zum Service?

Pia Bundy, Geschäftsführerin des Friseur-Unternehmens Bundy Bundy Exklusiv aus Wien, legt diese Frage in die Hände ihrer Mitarbeiter: „Dezidiert wurde der Silent Cut bis dato bei uns nicht gewünscht. Ich denke auch, dass es bei uns kein großes Thema sein wird, da die Sensibilität der Hairstylisten so stark ausgeprägt ist, dass sie anhand der Körpersprache bzw. des Verhaltens des Kunden, dessen Bedürfnisse deuten können und sich dann dementsprechend verhalten“, sagt sie.

Dennoch bietet das Wiener Unternehmen sogenannte „Silent Bundy Haarwäschen" an. Für jene Kundschaft, die sich während des Friseurbesuchs nach Ruhe sehen, gibt es außerdem eigene Separees.

Trotz erster Ansätze bleibt offen, ob sich der „Silent Cut“ in Österreich tatsächlich zu einem potenziellen Erfolgsrezept entwickelt. 

Über Lisa Schinagl

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