Voll erleuchtet: So teuer kann Weihnachten sein

Christbaumkugeln sorgen für Hochglanz am Heiligen Abend. Und Kerzen lassen Augen leuchten. Auch diese Exemplare hier? Schöner Schein zu unfassbar hohen Preisen.

Ein Funkeln und Strahlen in finsterster Nacht. Die Lichter des Baumes, tausendfach reflektiert durch glänzende Glaskugeln  – man kann sich heute kaum mehr vorstellen, welchen Eindruck die ersten Christbäume  gemacht haben. In unserer blendenden Gegenwart, in der wir auf Knopfdruck jeden Raum eines Hauses in Tageslicht tauchen können, während Neonröhren und Leuchtdioden, blinkende Ampeln, Straßenbeleuchtung und Werbetafeln auch die Außenwelt zu jeder Zeit erhellen. Damals waren die Winter nämlich noch wirklich finster.

Wer die glitzernden Kugeln erfunden hat, ist nicht ganz klar, es war wohl eher nicht der "Schwabenhans“ genannte Glasbläser Hans Greiner, der im 16. Jahrhundert die erste Glashütte Thüringens gründete. Auch wenn er oft als „Vater“ der Christbaumkugel genannt wird. Verbürgt sind die ersten gläsernen Kugeln erst fürs Jahr 1848, da scheinen sie auf der Rechnung eines Thüringer Glasbläsers auf. Interessant ist jedoch die Legende, dass ein Glasbläser sich die Nüsse und Äpfel, mit der von alters her die „Paradeisls“, Vorläufer unserer Adventkränze, geschmückt wurden, nicht leisten konnte. Der Thüringer Quarzsand vor seiner Haustür war praktisch gratis, deshalb blies er die allererste Glaskugel. 

Und wenn dann heute eine goldene Weihnachtsbaumkugel, die mit 1.500 Diamanten und 188 Rubinen besetzt ist, um knapp 82.000 englische Pfund verkauft wird, kann man eigentlich nur mehr den Kopf schütteln.

Auf alles Notwendige könne er verzichten, kalauerte der von Sarkasmus beseelte Oscar Wilde einmal, deshalb versehe man ihn bitteschön mit Luxus. Wer bei Kerzen also nicht bloß Erleuchtung sucht und so begütert ist, dass er seinem Geld gern beim Verbrennen zusieht, wird sich daran entzünden: Luxuskerzen sind das Lagerfeuer des reichen Mannes im Wohnzimmer (der reichen Frau sowieso). 

Bei im Handel erhältlichen Kerzen lässt es sich tatsächlich tief in die Tasche greifen. Am tiefsten beim Prachtexemplar von Lalique, genauer gesagt der Lalique Oceans Scented Candle, Gold Edition. Umgerechnet 2.394 Euro gilt es dafür zu bezahlen (scullyandscully.com). Was man dafür geboten bekommt: eine in Frankreich handgefertigte Duftkerze, limitiert auf 999 Exemplare. Einen komplexen Duft aus Sandelholz und Ambra, "komponiert von Meisterparfümeuren“.  

Eine weiße Kerze in Kristall (mundgeblasen), verziert mit handgeschliffenen Schwalben, veredelt mit lackiertem Gold, „als würden sie die Sonnenstrahlen einfangen, während sie über den Ozean fliegen“. Gleich dahinter, nicht ganz so prosaisch, dafür etwas  günstiger: die Voyage Épines Platinum Edition Candle, ebenfalls von Lalique (Kirsche, Patschuli und Vanille, Duftziel: verwunschener Wald) für  2.218 Euro oder die Purple Haze-Duftkerze der schwedischen Marke 19-69 (Cannabis, Veilchen und Patschuli). Zu teuer? Auch von Gucci über Versace bis Buccellati und zwischen 180 und 1.000 Euro gilt: teurer Duft macht schönen Schein. 

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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