Geheimnisvolle Bräuche rund um die Rauhnächte der Wintersonnenwende
Warum die Tage jetzt länger werden und die Wintersonnenwende als Fest des Lichts und des Feuers weltweit gefeiert wird.
Feiern, feiern, feiern, heißt es normalerweise den ganzen Dezember lang. Dabei geht es nicht nur um die Vorweihnachtszeit, sondern es wird auch der Sonne gedacht, genau am Tag der Wintersonnenwende. Heuer fällt dieses Datum mit der längsten Nacht auf den 21. Dezember. Ab diesem Zeitpunkt sollte man getrost Winterblues und Depressionen abschwören, denn die Tage werden wieder länger. Das ist Grund genug, um zu feiern. Die Wintersonnenwende wurde schon in allen antiken Kulturen zelebriert und hat uns zahlreiche mystische Bräuche hinterlassen. Aber was bedeutet Wintersonnenwende eigentlich astronomisch?
An diesem Tag ist die Erdachse, am weitesten von der Sonne abgewendet. Auf der Nordhalbkugel ist daher am 21. Dezember der kürzeste Tag im Jahr, das gilt für Nordamerika genauso wie für Europa. „Wenn die Erde weiterwandert, nähert sich der Pol wieder der Sonne. Vom Äquator nordwärts ist die Nordhalbkugel am kürzesten beleuchtet. Je weiter man im Norden ist, desto kürzer werden die Tage“, erklärt Alexander Orlik, Wetterexperte von der ZAMG. Wer also am Nordpol steht, sieht ab dem Herbstbeginn bis zum Frühlingsbeginn die Sonne nicht mehr aufgehen, es herrscht finstere Polarnacht. Am Polarkreis dauert die Polarnacht aber nur einen Tag, das ist der 21. 12., manchmal fällt sie auch auf den 20. oder 22. Dezember. Und wie sieht die längste Nacht bei uns aus? Sogar in Österreich wirken sich die unterschiedlichen Breitenkreise aus. So ist etwa am 21. Dezember der Tag in Kärnten länger, als zum Beispiel im Waldviertel. In Wien geht am Tag mit der längsten Nacht und den wenigsten Sonnenstunden um 7.43 die Sonne auf, in Litschau, Waldviertel, hingegen erst um 7.49 und in Villach, Kärnten, um 7.44 Uhr. Aber der Unterschied der Sonnenstunden ist deutlich zu sehen. Während in Wien der Tag 8,20 Stunden dauert, ist er in Litschau 8,18 Stunden lang und in Villach sogar 8,38 Stunden, also um ganze 20 Minuten länger als im Waldviertel.
Ein Grund zur Freude, denn ab dem 21. Dezember, der sogenannten Thomasnacht, werden die Tage überall wieder länger. Die Sonne hatte als Zeitachse in der Antike eine besondere Bedeutung und war Grundlage des astronomischen Weltbilds. Sonnenwenden waren ein wichtiges Datum im Jahreskalender antiker und frühmittelalterlicher Kulturen. Der Tag, an dem die Sonne am höchsten oder am niedrigsten am Himmel stand, wurde schon in der Steinzeit als Winter- und Sommersonnenwende gefeiert. Früher sollen nordische Völker sogar Boten auf die höchsten Berge geschickt haben, um die Sonne zu suchen, und dann Feuer angezündet haben, wenn sie sich wieder zeigte.
Sonnen-Rituale & Feuer
Auch die steinzeitlichen Architekten von Stonehenge kannten dieses Datum und hielten rituelle Zeremonien ab. Bis heute wird an dem Kraftplatz in England das Licht der Sonne gefeiert. Erst kürzlich wurde sogar ein Straßenbauprojekt verlegt, um den Blick auf den magischen Sonnenaufgang in Stonehenge nicht zu gefährden.
Während steinzeitliche Besucher die Wintersonnenwende zwischen den Felsmonumenten zelebrierten, dürften sie Früchtebrot als Kraftnahrung verspeist haben. Das entdeckten Archäologen kürzlich bei Ausgrabungen in Durrington Walls. Bis heute pilgern jährlich Tausende Anhänger heidnischer Kulte, Druiden, Barden und Party-People, zu den gewaltigen Felsen der Kultstätte in Stonehenge, um der Sonne entgegenzutrommeln.
Feuer und Asche heißt es hingegen in Japan. Das Feuerlauf-Fest Hiwatari Matsuri wird in der Stadt Sakuragawa gefeiert. Bei der Zeremonie im buddhistischen Takaosan Yakuoin Tempel auf dem Berg Takao laufen Yamabushi-Mönche barfuß und betend über brennende Kohlen eines Feuers, welches zuvor mit riesigen Holzscheiten angezündet wurde.
Und spätestens seit dem Einzug schwedischer Möbelhäuser in unsere Breitengrade kennen auch wir hier das Jul-Fest, das zwischen der Wintersonnenwende und Anfang Februar gefeiert wird.
God Jul
Das nordeuropäische Julfest ist ein Fest des wiederkehrenden Lichts. Die Feier fand seit der Einführung des julianischen Kalenders, 45 v. Chr., am 25. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende und Christi Geburt, statt. Die vier Tage Unterschied zum heutigen 21. Dezember, ergaben sich aus der Ungenauigkeit der damaligen Zeitmessung.
Auch heute noch werden in den Alpen, abseits vom städtischen Weihnachtsrummel, in der Thomasnacht Feuer gezündet. Schon Germanen und Kelten symbolisierten das Geburtsfest der Sonne mit einem brennenden Rad. Da die Sonnwendfeiern vor allem in den germanischen, nordischen, keltischen Religionen verankert waren, sind auch die Namen unterschiedlich. So heißt das Jul-Fest im isländischen Jol, im Finnischen Joulu, im englischen Yule und im Niederländischen Joelfeest. Noch heute wünscht man sich „god jul!“ in Skandinavien, wo auch viele der mittelalterlichen Bräuche erhalten geblieben sind. So rollte man brennende Räder ins Tal, brachte Tieropfer, und das Jul-Trinken ist bis heute beliebt. Auch der Julbock, der unter dem Weihnachtsbaum aufgestellt wird und Geschenke aufgeladen hat, stammt aus dieser Zeit, die auf die Perchten-Tradition zurückgeht. Denn der Julbock steht in Skandinavien, ähnlich wie die Habergeiß bei uns in Österreich, für die jährlich wiederkehrende Fruchtbarkeit der Erde. Als Symbol der nordischen Mythologie verkörperte er Donnergott Thor. Obwohl er als Dämon, einer Art Ziege mit Hörnern, dargestellt wird, gilt er gleichzeitig als Glückssymbol, und bringt heute noch Geschenke für die Kleinen. Denn früher zogen Kinder und Jugendliche in der Vorweihnachtszeit als Ziege verkleidet von Haus zu Haus, sangen Lieder und bekamen dafür Süßigkeiten. Manchmal wurde ein Strohbock auch am Nachbargrundstück versteckt, der Nachbar musste dann erraten, woher der Julbock kam und ihn an den mutmaßlichen Besitzer heimlich zurückbringen.
Bis heute wird auch der Brauch des Jul-Klapp gepflegt. Ähnlich wie bei unserem „Wichteln“ wird eine Person ausgelost, die dann von einem ihr unbekannten Geber ein kleines Geschenk erhält. Frau Holle & die Raunächte Wenn die Winterstürme Schnee um die Häuser wirbeln und die Tage dunkel sind, wird es auch Zeit zu Räuchern. Nicht nur am Land lebt der Brauch, sein Haus mit Weihrauch, Baumharz und getrockneten Kräutern auszuräuchern, wieder auf. Immer öfter werden auch in Städten wieder die zwölf Jul-Nächte bis zum 6. Jänner, bekannt als Rauch- oder Raunächte, zelebriert. Und weil Frau Holle oder Frau Perchta, bei uns dank den Gebrüdern Grimm fest verankert, in diesen Nächten unterwegs sein sollen, um zu prüfen, wer fleißig und wer faul war, zu belohnen oder zu bestrafen, hängen die Bewohner am Land keine weiße Wäsche im Freien zum Trocknen auf.
Denn Frau Perchta könnte sich ein Leintuch stehlen um es als Leichentuch für die Bösen zu verwenden. Die Dämonen der dunklen Winternächte trieben als wilde Kerle, als Perchten oder Pelzer, ihr Unwesen und sind auch in unserer Zeit noch unterwegs. Und heute noch besagen die Bauernregeln, dass das Wetter der zwölf Raunächte, das Wetter der zwölf Monate des neuen Jahres vorhersagt.
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