Unbekannte Orte

Wien Landstraße: Unter bunten Regenschirmen

Eine kleine, versteckte Seitengasse verzaubert mit einer farbenfrohen Luftinstallation.

Es ist nur eine kleine Gasse, unaufdringlich mündet sie in die Landstraßer Hauptstraße im 3. Wiener Gemeindebezirk, so zart, dass man sie übersehen kann. Vielleicht aber ist es genau dieser Reiz, dieses Flair, das die Gasse zu so einer besonderen Location macht. 

Vom Trubel der Straße abgewandt führt sie in eine andere Welt: in den Sünnhof. Der typische Biedermeierkomplex mit seinem langgestreckten Innenhof hat Geschichte. 1837 ließ Carl Sünn, Rechtsanwalt und Besitzer des Hauses „Zum Kopf an der Landstraße“ eine Verbindung zum Haus an der Ungargasse bauen. 160 Meter lang und rund fünf Meter breit wurde dieser „Freiluftgang“ gebaut, der mit seinen kleinen Pflastersteinen an kleine Seitengassen in Kroatien erinnert.

Im Erdgeschoss arbeiteten hier früher Handwerker: Schuster, Schneider, Glaser, Tischler, Schlosser, Korbflechter oder auch Blumenbinder, Rahmenmacher und Steinmetze. Meist wohnten sie auch direkt im Haus, auf den oberen Etagen. Der Zahn der Zeit nagte an diesem versteckten, historischen Ort und so wurde er zwischen 1981 und 1984 grundlegend renoviert – dabei auch vor dem Verfall gerettet.

Heute säumen sich kleine Geschäfte, Cafés und Lokale die Gasse entlang, darüber ragen aufgespannte bunte Regenschirme. Seit wann diese Installation so viel Farbe in den Sünnhof bringt, wissen auch Vertreter des Bezirksamts nicht so genau, auch wer die Idee dazu hatte ist nicht überliefert. Rund zehn Jahre sei aber sicher schon so – und weil es so hübsch ist und niemand sich daran stößt, soll es auch so bleiben. Gut so!

Marlene Auer

Über Marlene Auer

Chefredakteurin KURIER-freizeit. War zuvor Chefredakteurin bei Falstaff und Horizont Österreich, werkte auch als Journalistin im Bereich Chronik und Innenpolitik bei Tages- und Wochenzeitungen. Studierte Qualitätsjournalismus. Liebt Medien, Nachrichten und die schönen Dinge des Lebens.

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