Weekender Montenegro: Die neue Perle an der Adria
Gewaltige Bergkulissen, historische Dörfer am Meeresufer und ein luxuriöser Yachthafen, der dank Investitionen aus Dubai massiv ausgebaut wird: Montenegro gilt als Reiseziel der Zukunft, das mit wilder Schönheit begeistert.
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von Wien nach Montenegro in 1 Std. 25 Min.
Man könnte meinen, die Zeit bleibt stehen. An der Uferpromenade in Perast, dort, wo Wellen sanft an den steinernen Kai schlagen, imposante Berge die Bucht umschließen und entzückende Barockhäuser die Promenade säumen, entpuppt sich der ganze Zauber Montenegros. Ein Land mit Magie, langer Geschichte und großen Zielen: Bis 2025 will man Mitglied der EU sein, die Beitrittsverhandlungen laufen seit mehr als zehn Jahren. Und nicht nur das – so manch einer meint, hier könne ein neues Monaco entstehen. Luxushotels und Edel-Flaniermeilen sprießen aus dem Boden, auch gastronomisch putzt man sich heraus. Parallel dazu ziehen historische Dörfer und Städtchen die Besucher in den Bann. Ein Kontrastprogramm, das Spannung mit sich bringt. Große Herausforderung wird sein, das Neue mit dem Alten zu verbinden.
Denn die geschichtlichen Bauten faszinieren so sehr, dass sie vielfach von der UNESCO geschützt werden. Im Meer vor Perast etwa, wo sich bereits im 13. Jahrhundert Seeleute und Kapitäne trafen, finden sich zwei kleine Inseln: „St. Georg“ mit einem Friedhof und einem Benediktinerkloster aus dem 12. Jahrhundert. Und die Insel Gospa od Škrpjela (übersetzt „St. Maria vom Felsen“) mit besonderer Geschichte: Als hier nur eine Meeresklippe vorzufinden war, entdeckten zwei Fischer eine Ikone der Jungfrau Maria und brachten sie ans Ufer. Am nächsten Morgen war sie allerdings verschwunden und tauchte am Kliff wieder auf – die beiden Männer verstanden das als Wunsch der Jungfrau, dort zu bleiben und gelobten, eine Kirche für sie zu erbauen. Also wurden Felsen und Steine angehäuft, doch das Meer schwemmte sie immer wieder weg. Eine andere Idee musste her, und die klappte dann: Alte, gesunkene, mit Steinen beladene Schiffe wurden an die Stelle in der Bucht gebracht. Als die Plattform schließlich stabil genug war, errichteten die Bewohner von Perast eine kleine Kirche darauf, in der heute auch ein Museum untergebracht ist.
Per Boot kann die Insel besucht werden, schon die zehnminütige Fahrt mit Blick auf die Bergketten ist ein Erlebnis.In einem anderen Winkel der Bucht befindet sich ein weiteres Juwel Montenegros: die alte Handels- und Hafenstadt Kotor mit ihrer bewegten Geschichte vielfacher Besatzungen und schließlich der Auflösung des Militärs nach der Unabhängigkeitserklärung von Montenegro im Jahr 2006. Durchschreitet man das Tor zur Altstadt, taucht man ein in eine historische Kulisse, die mit ihren steingepflasterten Wegen, engen Gassen und steilen Stiegen an das kroatische Dubrovnik erinnert (das tatsächlich nur rund zwei Autostunden entfernt liegt). Einfache Schanigärten und kleine Shops finden sich hier sowie unzählige Katzen, die sich auf den Bänken in der Sonne räkeln. Gegen eine kleine Gebühr lässt sich auch der Weg zu einer Kapelle auf einer Anhöhe erklimmen (Gehzeit rund 15 Minuten), auf der man mit einem wunderschönen Blick über die roten Ziegeldächer belohnt wird. Auch ein gastronomischer, kurioser Geheimtipp findet sich in der Gegend: Tim Raue hat hier die „saftigsten Cevapcici“ seines Lebens gegessen, sagt der Spitzenkoch selbst – die Adresse zu der kleinen, einfachen Grillstube findet sich in unseren Tipps:
Luxus in Sicht
Szenenwechsel zum modernen Porto Montenegro: Palmen säumen die blitzsaubere Promenade, Edel-Boutiquen mit Marken von Valentino bis Isabel Marant reihen sich aneinander, Yachten mit Aufschriften wie „Think bigger“ schunkeln im Hafen, etwas abseits liegt derzeit sogar die drittgrößte Segelyacht der Welt. Luxuriöse Hotels wie das Regent mit einer erstaunlichen Poollandschaft unterschiedlich großer und tiefer Becken, gehobenem Spa-Bereich, guten Restaurants, Bars sowie wunderbaren Terrassen zum Hafen hin, bieten eine gute Unterkunft bei jedem Wetter. Wobei es in Montenegro eigentlich nie wirklich kalt wird, die Winter sind verhältnismäßig mild, Schnee selten (außer in den Bergen), im Sommer wird es 25 bis 30 Grad warm.
Hier fühlt sich auch die Prominenz wohl, so hat das Schiff von Bill Gates einmal angelegt, er ging zum Tennisspielen an Land. Das soll erst der Anfang sein, es entsteht Großes für die Schönen und Reichen dieser Welt: Rund doppelt so groß soll der Yachthafen werden, unzählige Bauprojekte sind in der Planung oder bereits in der Umsetzung. Auch luxuriöse Gebäude mit Wohnungseinheiten werden errichtet, selbst Tennis-Ass Novak Djokovic soll hier eine Bleibe haben. Wer also eine Ferien-Dependance sucht, kann zu (derzeit noch) vergleichsweisen moderaten Preisen fündig werden. Der kleine Flughafen Tivat unweit des Ufers wird künftig stärker frequentiert, andernfalls gelangt man von Podgorica in rund zwei Autostunden an die Küste.
Ist der Porto bald das neue Monaco? Könnte sein, immerhin hat „Dubai Investment“ bereits vor einigen Jahren eine rund 200-Millionen-Euro-Finanzspritze in die Entwicklung des Geländes gesteckt. Dass die Superyacht des russischen Oligarchen Roman Abramovic kürzlich in die Marina schipperte, war vielen aber weder lieb noch geheuer – und so zog sie bald wieder weiter. Ein großer Teil der Bevölkerung will offensichtlich Flagge zeigen, auch indem man sich Ende Februar den EU-Sanktionen gegen Russland anschloss und den Luftraum für russische Flugzeuge sperrte.
Wein aus der Region
Wer in den Hafenlokalen einen Blick in die Weinkarte wirft, wird oft von Savina lesen. Das Familienweingut verfügt über fruchtbare Böden auf einer Anhöhe, die dahinterliegenden Bergketten halten Frost und Stürme ab, vom Meer strömt warme Luft in die Rebzeilen – in Summe gute Bedingungen für den Chardonnay, Merlot oder Cabernet Sauvignon, der jährlich in rund 25.000 Flaschen gefüllt und vor Ort vertrieben wird, Export gibt es kaum. Von der Terrasse aus hat man einen wunderbaren Ausblick, auf den unteren Hängen werden Oliven geerntet und seit kurzem zu Öl verarbeitet. Durch das Geschäft mit Öl – in diesem Fall Rohöl – verdiente der Besitzer, der lange in Deutschland gearbeitet hat, übrigens die finanziellen Mittel für den Ausbau des Weinguts und heuerte Önologen an, unter anderem aus dem Bordeaux. Auch hier zeigt sich also noch ziemlich viel Potenzial.
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