Weekender Gardasee: Als wäre man am Meer

Für Genießer – und alle, die es noch werden wollen: Am südlichen Teil des Gardasees vereinen sich romantische Bauten, kulinarische Höhenflüge und vinophile Tiefgänge. Bella Italia von seiner schönsten Seite, mit dem Tüpfelchen auf dem i – maritimem Flair.

Es gibt nur wenige Orte, die so viele Kontraste in sich vereinen: Einerseits historische Burgen und Ruinen, die eine bewegte Geschichte erzählen. Andererseits moderne Gebäude entlang der langgezogenen Straße am Ufer. Dazu hohe Gebirge, die den riesigen See eingrenzen, der sich aus mancher Perspektive so weit in die Ferne zieht, als wäre es gar kein See, sondern das Meer. Schroffe Felsen und glitzerndes Wasser. Kleine Häfen mit reihenweise Trattorien an den gepflasterten Promenaden, in die auch die Einheimischen gerne einkehren, dahinter kleine versteckte und nur sanft beleuchtete Gassen, die typisch italienisches Flair versprühen. 

Der Gardasee hat sich zu einem Ziel für Genießer und Ruhesuchende entwickelt,  wo auch Segler und Wanderer viele Möglichkeiten finden. Schon Goethe soll von der Landschaft und den traumhaften Kulissen beeindruckt gewesen sein. Die Region hat viele verschiedene Gesichter, bleibt aber immer das Abbild des italienischen Dolce Vita.

Abenteuer für alle Sinne

Besonders am östlichen und südlichen Gardasee (hier ist das Wasser übrigens meist wärmer als im Norden) findet sich jede Menge Abwechslung: Da wäre etwa der entzückende Ort Torri del Benaco, den man in einem rund einstündigen Spaziergang durch die Gassen komplett erkunden kann, etwas weiter Richtung Süden findet sich mit dem Movieland ein Rummelplatz für Abenteuerlustige und Kinder mit vielen Attraktionen. Und noch ein Stück weiter taucht man in die Weite von Rebflächen ein – die Weinbetriebe haben meist alte Höfe renoviert und zu Verkostungszentren umfunktioniert. Einzig die Straße durch die kleinen Orte entlang des Ufers kann Ungeduldigen  Nerven kosten – denn Stau ist vorprogrammiert. Oder man schnappt sich eine Vespa, wie viele es tun und schlängelt sich einfach durch. 

In den typischen Delikatessenshops wie hier dem Prodotti Pugliesi finden sich viele Produkte für Genießer

©mauritius images / Alamy Stock Photos / Realy Easy Star/Tullio Valente/Alamy Stock Photos / Realy Easy Star/Tullio Valente/mauritius images

Doch es gibt hier so viel zu entdecken, dass die Fahrt sowieso länger dauern könnte – immer wieder tun sich in den kleinen Orten, von Garda über Bardolino bis Sirmione – kleine Gassen auf, die von der Hauptstraße wegführen und zum Stoppen einladen. Dort findet man (oft in Restaurants oder manchmal auch direkt davor) so genannte Alimentaris also kleine Delikatessenshops mit vielen verschiedenen Produkten wie etwa Käse, Oliven, Olivenöl, eingelegtem Gemüse und vielem mehr.

Fast kitschig schön ist die kleine Baia delle Sirene, übersetzt die "Bucht der Sirenen“, zwischen Garda und Torri del Benaco. Neben dem geschützten Strand verzaubert eine Villenanlage aus dem 15. Jahrhundert. Ebenso auf historischen Pfaden wandelt man in Sirmione: Eine Wasserburg mit einem großen Hafenbecken und einer Ringmauer. Sie wurde im 14. Jahrhundert auf Wunsch des Stadtherrn von Verona gebaut und ist nur über eine Zugbrücke erreichbar. Wer sie erkunden möchte, sollte Zeit mitbringen, da sie von Touristenmassen überlaufen wird. Tipp für alle mit Leihautos: Etwas abseits in den kleinen Gassen parken, dort wo sich bereits Wohnhäuser und Apartmentbauten befinden, und das Ufer entlang spazieren.

Die Scaligerburg in Torri del Benaco: Historisches Ambiente gepaart mit italienischem Flair

©mauritius images / Pitopia / Siegfried Schnepf/Pitopia / Siegfried Schnepf/mauritius images

Luxus bei Wohnen und Essen

Dass der Gardasee für Besucher immer interessanter wird, hat auch die Hotellerie für sich entdeckt. Erst kürzlich eröffnete mit dem "Cape of Senses“ ein neues Luxusresort mit traumhaftem Panoramablick – es liegt 200 Meter über Seehöhe. Die Familie Margesin erschuf das Resort innerhalb von nur rund einem Jahr Bauzeit und erfüllte sich damit einen Traum, die Architekten Hugo und Alessia Demetz gestalteten es modern, verwendeten dabei aber naturverbundene Materialien, die sich ins Panorama einfügen. Ursprünglich war es ein Olivenhain, unter einzelne Bäume kann man sich auf der weitläufigen Wiese in die Sonnenliege legen und die Aussicht genießen. 

Hollywood am See: Das Movieland ist ein Themenpark mit vielen Attraktionen für die ganze Familie

©CanevaWorld Resort/Mentefredda

Neues Luxus-Hideaway am Gardasee mit fantastischem Ausblick: Auf einem ehemaligen Olivenhain wurde das "Cape of Senses“ erbaut, samt Restaurant auf dem Dach

©Jacopo Salvi

Man könnte glauben, hier gebe es außer der beeindruckenden Anlage mit seinen geräumigen Suiten und dem Restaurant auf der Dachterrasse nicht viel zu entdecken – aber das stimmt nicht. Gleich in der Nähe, nach einem etwa 20-minütigen Spaziergang erreicht man den entzückenden Ort Albisano. Eine Kulisse, wie man sie beim Gedanken an Italien vor Augen hat: ein kleiner Dorfplatz mit einer kleinen Trattoria, die herrliche Küche bietet – von besten Miesmuscheln bis hin zu hausgemachten Tortellini. Besonders ist es hier auch deshalb, weil der Gastgarten des Lokals in einem Funkloch liegt – nur wer sich das WLAN-Passwort ergattert, kann surfen. Handys am Tisch sind daher eher eine Seltenheit. 

Ich packe in meinen Koffer....

… eine analoge Landkarte. Nicht immer gibt es guten Internetempfang, somit auch hin und wieder kein Internet fürs GPS.
… Windjacken und Umhängetücher. Der Wind am See kann manchmal ziemlich ungestüm werden und kühl sein.
… eine zusätzliche Gepäcktasche für Delikatessen und Weinflaschen, um sie mit nach Hause zu nehmen.

Die Weinstraße lässt sich auch per Fahrrad gut erkunden

©Getty Images/iStockphoto/Flavio Vallenari/iStockphoto

Was viele nicht wissen, ist auch, dass am Gardasee Safran wächst, vor allem im hügeligen Gebiet. In Pozzolengo wird schon seit etwas mehr als 20 Jahren angebaut und geerntet. Für einen Kilogramm braucht es rund 150.000 Blüten, da die Produktionsmenge daher überschaubar ist, werden vor allem umliegende Restaurants damit beliefert – diese verwenden ihn dann in den Gerichten, oder auch für Backwaren oder Konfitüren. Gepflanzt wird Safran übrigens im Sommer, im Herbst treiben die Knollen aus und blühen zwischen Oktober und November. Alleine daher ist die Region auch in diesen Monaten eine Reise wert. Gepflückt wird in Handarbeit, danach über glühender Kohle aus Edelholz getrocknet und verpackt.
 

Besonders entzückend ist auch der kleine Ort  Peschiera del Garda mit seinen Kanälen und Fischerbooten 

©Getty Images/Balate Dorin/istockphoto

Dolce Vita gibt es auch im kleinen Ort Peschiera del Garda. Hier fließt der Fluss Mincio aus dem Gardasee, die Altstadt ist auf mehreren Inseln aufgebaut. Unzählige kleine Lokale säumen die Promenade, kleine Fischerboote treiben im Wasser. Die vielen Kanäle und Brücken lassen ein wenig an Venedig erinnern. Einziges Manko: In der Hauptsaison geht es hier sehr touristisch zu, in der Nebensaison aber ist es umso romantischer in diesem Ort. Hier gibt es übrigens auch gute Schiffsverbindungen, die über den ganzen See reichen, und in den Lokalen finden sich viele Weine aus der Region – die wiederum nur einen Katzensprung entfernt liegen. An der „Strada del Vino“ lassen sich Dutzende Weingüter entdecken, etwa auch mit dem Fahrrad. Nicht umsonst gibt es regelmäßige Feste in den kleinen Orten, um die lokalen Rebensäfte zu feiern – besonders zur Traubenernte.

Wer den gesamten See erkunden möchte, benötigt deutlich mehr Zeit als ein langes Wochenende ermöglicht. Im nördlichen Teil befinden sich die höchsten Gipfel der Region, unter anderem das Monte Baldo Massiv mit dem Cima Valdritta (2.218 Meter), dem zweithöchsten Berg der gesamten Gegend. Und dann wäre da ja auch noch das idyllische Verona (wo der am nächsten gelegene Flughafen liegt), das bei der An- oder Abreise einen Aufenthalt wert ist. Aber das ist eine andere Geschichte.

Kuriose Fakten, Wussten Sie, dass ... ?

… … der Gardasee in drei Provinzen (Brescia, Verona und Trient) liegt? Er ist der größte See Italiens, die maximale Tiefe liegt bei 346 Metern.

… … die Isola del Garda die größte der insgesamt fünf Inseln im See ist und erst seit wenigen Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde?

… schon die Römer die heilende Wirkung des Thermalwassers schätzten, das in Sirmione entspringt?

 

Anreise

Mit dem Auto fährt man von Wien aus rund acht Stunden an den Gardasee, mit dem Flugzeug lässt sich Verona anfliegen (meist mit Zwischenstopp etwa über München) – die Reisezeit beträgt dabei etwa drei Stunden. Mit der Bahn gibt es die Möglichkeit des ÖBB Nightjets. 
 

Marlene Auer

Über Marlene Auer

Chefredakteurin KURIER-freizeit. War zuvor Chefredakteurin bei Falstaff und Horizont Österreich, werkte auch als Journalistin im Bereich Chronik und Innenpolitik bei Tages- und Wochenzeitungen. Studierte Qualitätsjournalismus. Liebt Medien, Nachrichten und die schönen Dinge des Lebens.

Kommentare