Warum Valencia einen Besuch wert ist und heuer mit Design punktet
Spaniens drittgrößte Metropole ist Designhauptstadt 2022 und punktet mit frühlingshaften Temperaturen, Design und Kunst.
Überblick
Valencia liegt an der Südostküste Spaniens am Mittelmeer
800 000
Euro
Jung, dynamisch, futuristisch. Und ein bisschen mediterrane Gigantomanie. So könnten die etwa 800.000 Einheimischen ihre Stadt in wenigen Worten beschreiben. Innovation und eine zweitausendjährige Kulturgeschichte kommen hinzu.
Wer schon jetzt, etwa bis Mitte März, die ersten warmen Frühlingstage auf den Stadtstränden Las Arenas und La Malvarrosa genießen oder im Hafen von Valencia Seeigel-Tapas oder Kabeljaukrapfe verkosten will, kommt zusätzlich in den Genuss eines Volksfestes. Ausgiebiges Feiern gehört ja zum spanischen Lifestyle, genau wie der Strand, das Meer, Brot, Paradeiser, Wein und Cava. Denn die berühmten Fallas, Valencias Festtage zu Ehren des Schutzheiligen der Zimmerer, werden bis Mitte März mit Feuerwerken und Umzügen in ganz Valencia zelebriert.
Und weil die Stadt, in der an 300 Tagen die Sonne scheint, heuer zur „Welthauptstadt des Designs“ gewählt wurde, gibt es zusätzlich das ganze Jahr über Ausstellungen und Festivals zu Kunst, Musik und Design. Wie etwa die Retrospektive des valencianischen Interior-Designers Jaime Hayon im Centre del Carme Cultura Contemporània.
Ein historisches Museum, das alleine durch seine Architekturgeschichte, einem Stilmix aus Gotik, Renaissance und Überresten eines islamischen Anwesens, sehenswert ist.
Wer erstmals in die Stadt am Mittelmeer kommt, wird sofort von der Warmherzigkeit seiner Bewohner begeistert und von der Sauberkeit der Straßen überrascht sein. Noch bevor man sich zu Design- und Sightseeingtouren aufmacht, wie etwa zur Seidenbörse, einem der schönsten gotischen Bauten Europas. Oder zum Keramikmuseum González Martí im Palacio del Marqués de Dos Aguas, mit wunderbarer Rokoko-Fassade.
Wer sich für zeitgenössisches Interior-Design interessiert, kommt an der Geschichte der Nolla-Mosaikböden und den bunten Fliesen der Manises-Fabrik, die Künstler von Gaudi bis Keramikerin Ana Illueca inspirierten, nicht vorbei. Valencias Keramikproduktion ist weltbekannt und die fröhlichen Entwürfe junger Designer finden sich in vielen Lokalen und Bars wieder. Auch Ateliers, wie das der Keramikerin Ana Illueca am Rande des Turia-Parks, stehen für Besuche offen.
Die Stadt punktet neben Designprodukten auch mit einem nachhaltigen Stadtkonzept. Die „Smart City“ rüstete sich mit neuen Radwegen, zentralen Trinkwasser-Brunnen quer durch die historische Altstadt, die Ciutat Vella, geschützten Ökosystemen, etwa im Naturpark Albufera, und vor allem durch zahlreiche öffentliche Feste für das Design-Jahr.
Lebensfreude und Utopie
In den 1980er-Jahren galt Valencia als Disco-Hotspot, heute zieht vor allem das Viertel Russafa junge Kreative an. Mit Ausstellungen und Street-Festivals, wie etwa mit dem „Paella World Cup“ der „0-Km“-Zutaten, feiert die Stadt neben Kunst eben auch das Essen.
Diese mediterrane Lebenslust zeigt sich überall. So nutzte Regisseur Pedro Almodóvar die bunte Altstadt Valencias als Filmkulisse und der typisch spanische Boho-Style findet sich bei international bekannten spanischen Modelabels wie Loewe, Carolina Herrera oder Alex Vidal. In den schmalen belebten Gassen der Ciutat Vella gibt es zwischen schicken Concept-Stores und kleinen Galerien auch Modeateliers von jungen Designern, die sich mit neuen Textiltechnologien beschäftigen, wie etwa das österreichische Label Re-Fream.
Wer dem Trubel der Altstadt entfliehen will, sollte unbedingt ein architektonisches Wunder aus den 1990er-Jahren besuchen. Damals machten die Valencianer ihre Stadt zukunftsfit und investierten 1,3 Milliarden Euro in die „Stadt der Künste und der Wissenschaften“ im Südosten Valencias. Die Gebäude liegen am Ende des trockengelegten Flussbettes Turia, das Ricardo Bofill zu einer neun Kilometer langen Parkanlage mit Skulpturen und Teichen umgestaltete. Natur und moderne Architektur verbinden sich zu einer utopisch anmutenden Stadt, die heuer auch als Zentrale der Designhauptstadt dient. Gebaut wurde das Mega-Projekt auf einer Fläche von 350.000 m², mit Oper, Ozeaneum, dem größten Aquarium Europas, Planetarium, Wissenschaftsmuseum und Park, vom heimischen Star-Architekten Santiago Calatrava.
Designtradition mit Zukunft
„Wir wollen bei dem Designfestival auch alten Vorurteilen, wie design follows function, abschwören“, sagte die Chefkuratorin des New Yorker MoMa, Paola Antonelli, anlässlich der Eröffnungskonferenz der World Design Capital. Gemeinsam mit Designer Philippe Starck stellten sie das Programm „Design Rules: Aktivismus, Idealismus, Zynismus und Pragmatismus im zeitgenössischen Design“ vor.
„Wir sind nicht hier, um noch mehr Stühle zu entwerfen, sondern um in zukünftige Aufgaben des Designs zu blicken“, sagte Starck. In über 100 Veranstaltungen werden Innovation und Kulturerbe verbunden, darunter auch das World Design Street Festival oder Valencia 360. Ein Projekt, das die Stadt zwischen Utopie und Dystopie 2050 zeigen soll. In Valencia lebt Design und Kunst, das ist an jeder Ecke zu spüren.
Info
Valencia liegt an der Mündung des Turia in das Mittelmeer. Neben schönen, gut erreichbaren City-Stränden, punktet Valencia mit einer futuristischen Stadt, antiken Museen und einer lebendigen historischen Altstadt. Valencia ist heuer Welthauptstadt des Designs. Routen zu den Design- und Kunstevents findet man auf einer eigenen Design-Map.
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