Wo die Sterne zum Greifen nah sind

Im Dezember hat der Weihnachtsstern Hochsaison. Wer ihn finden will, muss hinaus in die finstere Nacht. Warum Sternenparks boomen und welche Sterne man sehen kann

Sterne gibt es viele. In der Küche, in Hotels, auf Autos und am Himmel. Aber vor Weihnachten, wenn hoffentlich der Schnee glitzert, die Nächte kalt und glasklar sind und der Himmel wolkenlos, lockt es viele zu einem Spaziergang hinaus in die stille Nacht. 

Etwa um einen besonderen Stern zu sehen, der die Weisen auf ihrem Weg nach Bethlehem begleitet haben soll. Der sogenannte Weihnachtsstern leuchtet hell und strahlend am Dezember-Himmel. 

Dass es sich dabei aber eher um Jupiter oder den Polarstern handelt, ist eine andere Sache. Für Sterngucker ist es aufregend genug, zu sehen, dass unser blauer Planet Erde nur ein kleiner Teil des Universums ist und zur Galaxie der Milchstraße gehört, neben der es Milliarden anderer Galaxien gibt.  

Nachthimmel im Sternenpark Attersee-Traunsee

©peter oberransmayr

Wer in den Nachthimmel näher eintauchen will, braucht rundum Finsternis, Sterne sind lichtscheu. Deshalb ziehen Himmelskundler aus der Stadt hinaus, den Berg hinauf. Doch auch dort muss man erst Plätze finden, die im Finsteren ohne Lichtverschmutzung den Blick auf den Himmel freigeben. Ein natürlicher Nachthimmel ist in Europa selten geworden, deshalb entstehen viele Initiativen zum Schutz gegen Lichtverschmutzung, die sogar als Umweltverschmutzung gilt, weil sie auch für die Tierwelt schädlich ist.

Sterneparks und Planetenweg

So ist der Sternepark Attersee-Traunsee zum Beispiel das erste Licht- und Landschaftsschutzgebiet in Österreich, in dem Dunkelheit in einer naturbelassenen Nachtlandschaft als Schutzgut betrachtet und vor Lichtverschmutzung geschützt wird. Dann können am Firmament mit freiem Auge, bei passenden Wetterbedingungen, bis zu 1.000 Mal mehr Sterne, als zum Beispiel in einer erleuchteten Großstadt wie Wien entdeckt werden.  

 Sterne suchen im Nachthimmel im Nationalpark Gesäuse  

 

©andreas hollinger

Wer neben dem Jupiter, der mit freiem Auge als hellster Stern am Firmament von Dezember bis Jänner den Abendhimmel beherrscht, noch andere Sterne entdecken will, braucht Finsternis rundum. Die findet man etwa  im Nationalpark Gesäuse, im Lungau, am Prebersee, im Lichtschutzgebiet Dürrenstein aber auch im Naturpark Ötscher-Tormäuer. Diese Plätze haben, wie zum Beispiel das Planetendorf Puchenstuben mit seinem Planetenweg, wenig Streulicht und ermöglichen ungetrübte Blicke in den Nachthimmel mit spannenden Sternengruppen wie etwa den Plejaden. 

Rosettennebel. Franz Klauser fotografierte den geheimnisvollen Nebel am Planetenweg in Puchenstuben  

 

©Franz Klauser

Der Stier auf der Milchstraße

Wer in die heimische Galaxie mit ihren mythologischen Himmelsdramen eintauchen will, braucht ein Teleskop. Astronom Franz Klauser hat so ein transportables Fernrohr. Mit einem Spiegeldurchmesser von 20 Zentimetern und 80 Zenitmeter Brennweite führt er Interessierte zu den Sternen. Bei den Stopps richtet er sein Newton-Teleskop immer wieder Richtung Himmel und erklärt das Universum samt Wintermilchstraße, die die Sternengruppe Orion durchläuft. In deren Nähe liegt das Sternbild Stier, um dessen Hörner sich die sagenhaften Plejaden versammeln.

Franz Klauser fotografierte diese Strichspuren um den Polarstern am Planetenweg in Puchenstuben

 

©Franz Klauser

Um diese näher zu betrachten, muss man wieder durch Klausers Teleskop blicken. Darin tauchen sie als blau leuchtende Sternengruppe auf. In der Mythologie sind die Plejaden sieben Königstöchter, die auf der Flucht vor dem Jäger Orion, von Zeus zu ihrem Schutz in Sterne verwandelt und in den Himmel gesetzt wurden. „Mit freiem Auge sieht man etwa 100 Sterne, hoch oben am Berg einige 1.000, mit Fernglas sogar mehrere 100.000. 

So kann man sich in die Tiefen des Universums vortasten, sich Gedanken über das Entstehen und Vergehen machen. Ich glaube, mit Astronomie kann man alle Menschen begeistern“, sagt der Astrophysiker. „Alle fragen sich bis heute, was der Stern von Bethlehem war“, erzählt er weiter. „Die Wissenschaft hat eine Antwort für den Stern, der zu Christi Geburt vor den Weisen herzog, gefunden. Damals sah es so aus, als tanzte Jupiter mit Venus, das zeigte sich als kleiner Pfeil am Himmel. Die beiden  standen als Planetengruppe nahe beisammen und erzeugten den Eindruck von tanzendem Licht“. Die wiederholte Begegnung zweier Planeten kann am Computer simuliert werden und könnte die Erklärung für den „Stern von Bethlehem“ sein.

Herrliches Sternenmeer im Nationalpark Gesäuse. Milchstraße bei der Hochtorgruppe

©Andreas Hollinger

Zum Sternschauen selbst braucht man nur gute Augen. Sonne, Mond, Jupiter und die Milchstraße sind mit freiem Auge sichtbar. Kenner finden noch die hellen Sterne Merkur, Venus, Mars sowie den Polarstern. Allen anderen leuchtet der „Stern von Bethlehem“ unterm Weihnachtsbaum.

Florentina Welley

Über Florentina Welley

Mag. Florentina Welley schreibt seit 2006 als Lifestyle-Autorin über ihre Lieblingsthemen: Mode, Reise, Design und Kunst. Darüber hinaus konzipiert sie Shootings, kuratiert auch Kunst- und Designevents. Auch Film-Erfahrung hat sie, etwa als Co-Produzentin für den Spielfilm „Die toten Fische“, darüber hinaus ist sie in Werbung und Medien bekannt für Konzepte, Textierungen jeden Genres und Modeproduktionen samt Styling, Regieassistenz, Ausstattung und Kostümbild.

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