Sechs der beeindruckendsten Stiegen der Welt

Für ein paar Stufen allein ist noch niemand zu einer Reise aufgebrochen. Aber bei diesen Stiegen könnte man es sich überlegen.

Sie werden mit Füßen getreten, stellen manchmal eine Herausforderung dar, sind eine Extra-Sporteinheit oder ein Treffpunkt mit Freunden: Stiegen. So gewohnt sind sie für die meisten im Alltag, dass die architektonische, die in den Stufen steckt, gerne vergessen wird. Weltweit gibt es einige besonders herausragende Exemplare, die die Reiseanbieter von Travelcircus entdeckt haben.

Die begehbare Achterbahn in Duisburg, Deutschland

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Auf den ersten Blick denkt man hier erstmal nicht an eine Stiege – sondern an eine Achterbahn. Heike Mutter und Ulrich Genth entwarfen Tiger & Turtle anlässlich der Auszeichnung des Ruhrgebiets zur Kulturhauptstadt des Jahres 2010. Angelehnt an Geschwindigkeit und Stillstand, steht das Konstrukt für die Umbruchsituation des Ruhrgebiets.

Zwanzig Meter ragt die Achterbahn-Stiege in den Himmel über der Heinrich-Hildebrand-Höhe in Duisburg und bietet damit Aussichten über den Rhein bis nach Düsseldorf. Bis auf den Looping ist Tiger & Turtle komplett begehbar. Nachts leuchten die 220 schwungvollen Stufen dank 880 LED-Leuchten.  

Die 60.000 Stufen von Huangshan Mountain in China

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Im Süden Chinas wartet nicht nur eine der weltweit beeindruckendsten Stiegen, sondern auch eine der weltweit spektakulärsten Felsformationen: Das Huangshan-Gebirge zieht mit seinen 72 Gipfeln jährlich Millionen Besucher an. Die meisten von ihnen begeben sich auf eine Wanderung zum Lotusblütengipfel. Mit 1.864 Metern ist er der höchste Ausflugspunkt von Huangshan. Bereits die Gondelfahrt zur Bergstation in 1.300 m Höhe liefert einen Blick aufs Gebirgspanorama.

Für den Aufstieg der letzten 564 Meter bis zum Gipfel gehören Schwindelfreiheit und Mut dazu. Insgesamt 60.000 Stufen winden sich um den Berg. Oft trennen nur ein Seil oder eine Eisenstange vom steilen Abgrund. Trotz des drohenden Oberschenkel-Muskelkaters lohnt sich die Aussicht: Weiße, von üppigen Bäumen bewachsene Gipfel hüllen sich in weiche Wolken und entführen die Bergsteiger in ferne Welten. Von der Aussicht sind nicht nur die Besucher beeindruckt; Filmproduzent James Cameron ließ sich für seinen Kinohit “Avatar” vom Huangshan-Gebirge inspirieren.

Die blauen Stiegen von Calp in Spanien

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Bereits seit 1973 schmückt der festungsartige Gebäudekomplex La Muralla Roja (zu Deutsch “rote Wand”) von Ricardo Bofill die Küste der spanischen Stadt Calp. Mit geometrisch harten Linien lässt der Architekt die arabisch-mediterrane Baukunst neu aufleben. Wer die Muralla Roja besonders beeindruckend findet, kann übrigens sogar im Gebäude der Stiegen wohnen: Die wunderschönen blauen Stiegenhäuser führen die Bewohner zu 50 verschiedenen Wohnungen.

Während die Fassade der Muralla Roja im wahrsten Sinne des Wortes rot über den Klippen thront und einen Kontrast zu Himmel und Meer bildet, bettet sich das Blau der Stiegen in die Landschaft der spanischen Ostküste ein. Bei gutem Wetter gehen die Stufen fließend in den Himmel über und symbolisieren damit Unendlichkeit.

Der Stufenbrunnen von Chand Baori in Indien

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Seit Jahrhunderten hat Indien mit Trocken- und Hitzeperioden zu kämpfen. Bereits im achten und neunten Jahrhundert nach Christus begannen die Inder deshalb, den Stufenbrunnen Chand Baori zu bauen, um das Monsunwasser sammeln zu können. Das für die Zeit sehr fortschrittliche Bauwerk widmete die Bevölkerung der hinduistischen Gottheit Harshat Mata. Mit einer Tiefe von über 20 Metern gilt Chand Baori als größter Stufenbrunnen des Landes. Insgesamt 3.500 Stufen verteilen sich auf 13 Stockwerke. Diente der Brunnen früher ausschließlich zum Sammeln von Wasser, gehört er heute zu den wichtigsten Touristenattraktionen der Region.

Die Stiege zum Inselberg in Guatapé, Kolumbien

El  Peñón von Guatapé ist nicht nur Heimat einer der spektakulärsten Stiegen weltweit, sondern auch ein Riese in jeglicher Hinsicht: Zweihundertzwanzig Meter hoch, zehn Millionen Tonnen schwer und siebzig Millionen Jahre alt, bettet sich der Inselberg aus Granit in die Landschaft Kolumbiens.Trotz seines Alters wurde El Peñón offiziell erst im Jahr 1954 bestiegen – die Aktion dauerte insgesamt fünf Tage. Heute geht der Aufstieg etwas schneller vonstatten; wenn auch nicht weniger spektakulär. Zwischen 650 und 740 Stufen führen im Zickzack hinauf zum Gipfel und damit zu einem dreistöckigen Aussichtsturm, von welchem aus Besucher bis zu fünfhundert Kilometer weit in die Ferne blicken können.

Der symmetrische Bienenstock von New York, USA

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The Vessel ist mit Abstand das jüngste Stiegenhaus dieser Liste: Erst im März 2019 eröffnete das Gebäude nahe des High Line Park im Bezirk Hudson Yards nach dem Entwurf von Thomas Heatherwick. Das ovale, bienenstockartige Gebäude besteht aus 154 Stiegen, die über Plattformen verbunden sind. Insgesamt führen die 2.500 Stufen hinauf auf 15 Stockwerke. Trotz seiner Höhe ist The Vessel nicht als Aussichtsplattform gedacht, sondern dient in erster Linie als Kunst- und Kultur-Hotspot. Vor allem Fotografen werden aufgrund der Architektur Freude haben.

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