Osttirol gilt als Paradies für Skitouren. Die schönsten Routen in Kals
Osttirols Berge zwischen Hohe Tauern und Lienzer Dolomiten sind dank seiner 266 Dreitausender und unberührter Natur ein Geheimtipp für Tourengeher.
Info
am Großglockner (Osttirol)
ca. 1.300
Weiße Gipfel wohin man blickt, verschneite Sonnenhänge durch die sich mäanderartige Skispuren ziehen, vereinzelte Zirben und weit und breit kein Mensch. Wer in Osttirol urlaubt, kommt in den Genuss von unberührter Natur. Selbst in den bekanntesten Tourengebieten, wie dem Defereggental, eingerahmt von den Villgrater Bergen, dem Hochpustertal, den Lienzer Dolomiten oder dem Nationalpark Region Hohe Tauern, in dem sich auch das bezaubernde Kalser Dorfertal befindet, wird nachhaltiger, sanfter Tourismus groß geschrieben. Wer hier eine der 165 möglichen Skitouren bucht, geht auf unberührten Schneefeldern, carvt über Tiefschneehänge hinab und kann dabei, mit etwas Glück, sogar einen der etwa 500 Steinböcke sehen, die im Nationalpark leben.
170 Zentimeter Neuschnee wurden in Osttirol einmal an einem einzigen Tag gemessen, eine Zahl, die seitdem als Symbol für hiesige Schneesicherheit steht. Die Sonne scheint durchschnittlich 2.050 Stunden im Jahr, 10.000 Quadratmeter Naturlandschaft stehen jedem einzelnen Wintersportler zur Verfügung und 49 Hütten laben die Gäste den ganzen Winter über mit Schlipfkrapfen und einem Stamperl „Pregler“, dem heimischen Obstbrand. Was will man mehr? Wenn dann der Schnee beim Downhill-Carven staubt, ist das Glücksgefühl perfekt. Zuerst aber wird der Schnee beim Aufstieg vor allem vom Stockeinsatz der Schneeschuhwanderer und den Spitzkehren der Skitourengeher aufgewirbelt. Ein Boom, der sich besonders im kleinen Kalser Tal, zu Füßen des Großglockners, auf 1.325 Metern Seehöhe, niederschlägt.
Im Dorfertal, eines der vier verschwiegenen Seitentäler des Kalser Tals, warten wilde, einsame aber leicht zugängliche Schneehänge darauf, gespurt zu werden. Deshalb gilt Kals auch als Geheimtipp für Skitourengeher und ist Zentrum des jährlichen Skitourenfestivals, das Ende Jänner stattfand.
… der Großglockner ein Auge hat? Ganz deutlich sieht man einen großen runden Schneekreis, das sogenannte Auge, etwa vom Blauspitz aus.
… die Fraktion Gradonna nach der Fundstätte prähistorischer Werkzeuge und Tierschädel beim Gradonna-Felsen benannt ist?
… dass die Stüdlhütte nach dem Prager Kaufmann Johann Stüdl benannt ist, der in Kals den ersten Bergführerverein gründete und 1868 die Hütte eröffnete?
Skitour-Eldorado Kals
Fast achtzigtausend Zuseher waren live dabei, als das 8. Skitourenfestival über die Bühne ging. Auch „Lawinenpabst“ Rudi Mair und Extremsportler Thomas Gaisbacher waren vor Ort, erzählten von ihren Erfahrungen und riefen vor allem zur Vorsicht bei Alleingängen im alpinen, freien Gelände auf. Zum Glück waren Besucher nur virtuell anwesend, so viele Gäste hätte die kleine Osttiroler Gemeinde mit etwa 1.150 Einwohnern gar nicht verkraftet. Dass sich so viele Zuseher online zugeschaltet hatten, übertraf alle Erwartungen.
Der Boom, die Berge im Winter zu Fuß zu erobern, zeigt auch diese Zahl: Alleine in Österreich sind laut Verband der Sportartikelerzeuger mehr als 700.000 Skitourengeher registriert. Das schlägt sich natürlich in den Buchungen der Bergführer nieder, die inmitten der Hochgebirgslandschaft der Hohen Tauern ausgelasteter sind als im Sommer. „Beim Tourengehen gibt’s kein gedrängtes Warten am Lift und auch der Stress fällt weg, dass man das Liftticket von 8 Uhr Früh bis 5 Uhr Nachmittags ausnützen muss, weil man den Hang ja selbst besteigt“, erklärt Touristikerin Martha Schultz vom Gradonna Mountain Resort, den Trend zu erholsamen Tagesrouten.
Frischen Pulverschnee und grandiose Ausblicke abseits überfüllter Aufstiegsanlagen und lauter Hütten-Halligalli, finden Urlauber rund um die stillen Gipfel von Granatspitz-, Glockner- oder Schobergruppe. „Beim Schneeschuh- und Skitourengehen spürt man die Freiheit, aber mit Abstand, den hat uns das ,social distancing‘ gelehrt. Und Pulverschnee im Gesicht ist das beste Peeling“, lacht Schultz. Wichtig dabei bleibt die richtige Ausrüstung. Mit Sportsgeist, geeigneter Kleidung und obligater Notfallausrüstung ist man für die erste Tour gut aufgestellt. Den Sauerstoff gibt es dann gratis dazu, was der Körper mit dem Aufbau roter Blutkörperchen dankt.
Bei den geführten Skitouren anlässlich des Skitourenfestivals in Kals selbst, konnten nur etwa 100 Gäste teilnehmen. „Mehr Bergführer gibt es hier einfach nicht. Es geht nicht nur darum, Berge und Natur zu genießen, sondern auch um die Sicherheit der Gäste. Und die steht an erster Stelle. Qualität geht vor Quantität“, sagt Martin Gratz, der die freizeit auf eine leichte Tour im Kalser Dorfertal begleitet hat. „Unsere Bergführer gehen nur in Gruppen mit bis zu acht Leuten“, so der erfahrene Bergführer und Musiker.
Skitour zur Glorerhütte
Welche Freude, wenn sich nach stundenlangem Aufstieg die Stubentüre, etwa die der Glorerhütte auf 2.642 Metern Höhe, öffnet, und man von Hüttenwirt Wolfgang Heinz mit einem Gläschen „Pregler“ vom regionalen Schnapsbrenner begrüßt wird.
Wer erstmals Skitouren geht, spurt gerne seitlich der Piste hoch, wie etwa zum Figol und Blauspitz, mitten in der Fraktion Gradonna auf 1.500 Metern Seehöhe, benannt nach einem prähistorischen Kultplatz. Wir aber starten unsere erste Skitour zum Berger Törl in freiem Gelände mit Martin als Guide.
Hat man einmal Tourenschuhe angezogen, Felle aufgeschnallt, den Rucksack mit Proviant, Schaufel, Sonde und LVS-Gerät bepackt, geht es los. Der Einstieg geht in einen steilen, tief verschneiten Hang, wir lernen die Technik von Spitzkehren und spuren zwischen Büschen, Lärchen und Wacholderbüschen hoch. Es geht leichter als gedacht, die Felle rutschen mühelos bergauf, der Schnee knirscht bei jedem Schritt, manche Schuhe machen quietschende Geräusche und erinnern an Vogelzwitschern.
Gemütliches Gleiten bergauf, rundum unberührte Schneefelder, den Großglockner immer im Blick, lädt eine Almhütte zur ersten Rast ein. Nach zwei Stunden erreichen wir dann die Glorerhütte. Wie lange braucht ein Bergführer für diese Strecke, wenn er alleine geht? „Die Antwort willst du gar nicht wissen“, lacht Martin. Ja, bei der Kondition ist noch viel Luft nach oben.
Info
Osttirol bietet mit seinen 266 Dreitausendern, inklusive dem Großglockner, eine atemberaubende Kulisse für einen Ski-, Schneehschuh-, Langlauf- und Skitourenurlaub Skiurlaub in den Alpen. Aber selbst bei den Liften gibt es keine Wartezeiten, denn Platz ist genug auf den 1.500 Quadratkilometern Naturlandschaft. Sieben Skigebiete, von gemütlichen Einsteigerhängen bis zu sportlichen Weltcup-Pisten bieten für alle Wintersportler geeignete Hänge. Die besten Skitourengebiete sind um die schroffen Zacken der Lienzer Dolomiten, im Schutzgebiet des Nationalpark Hohe Tauern, rund um Kals, im Villgratental und in der Gletscherlandschaft im Norden Osttirols.
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