Noble Nächte: Die tollsten Hotels in Italien - und wer dort wohnt
Wo hat George Clooney seine Hochzeitsnacht verbracht? Wo wohnt Angela Merkel in Florenz? Eine kleine Expedition.
von Karl Riffert
Italien! Ein Sehnsuchtsort, der viel mehr zu bieten hat, als Strandurlaub, Pasta und Chianti. Italien ist auch Bühne der Stars und Millionäre. Damit diese standesgemäß unterkommen, gibt es genug Luxushotels mit Stil, Kunst und Geschichte. Doch das Schönste ist, wir können der Prominenz von Venedig über Rom bis Florenz hinterherreisen.
In Clooneys Hochzeitsbett
Jahrelang hatte Adrian Zecha, der Gründer der Superluxus-Boutique-Hotelkette Aman, nach einem geeigneten Objekt in Venedig gesucht. Er fand es im Palazzo Papadopoli nahe der Rialto-Brücke am Canal Grande. Die Papadopolis, eingewanderte Griechen aus Korfu, galten im 19. Jahrhundert als reichste Familie der Stadt und hatten den Palast 1840 gekauft. Eine sechsköpfige Familie wohnte hier noch vor 120 Jahren auf 6.000 Quadratmetern – verwöhnt von 80 Bediensteten. Der heutige Eigentümer, Graf Giberto Arrivabene Valenti Gonzaga, lebt mit seiner Familie immer noch im Palazzo, in der obersten Etage. Aber auch Aristokraten müssen aufs Geld schauen und so dürfen zahlungskräftige Gäste im gräflichen Palast schlafen, der für 38 Millionen Euro renoviert wurde.
Heute ist das Aman Venice die teuerste und nobelste Herberge der Lagunenstadt. 75 Mitarbeiter kümmern sich um nur 24 Zimmer. Das Luxushotel verfügt über einen großen Garten, direkt am Canal Grande! Die Gäste sind reich, mitunter auch schön. Orlando Bloom etwa residiert gerne in der 290 Quadratmeter großen Coccina-Suite. Und Herzensbrecher George Clooney hat hier Hochzeit gefeiert. Die erste Nacht als Ehemann verbrachte er mit Gattin Amal in der feinen, 103 Quadratmeter großen Tiepolo-Suite. Im selben Bett zu schlafen, kostet 4.900 Euro pro Nacht. Kunstsinnige Hotelgäste werden aber die wertvollen Rokoko-Fresken von Giovanni Battista Tiepolo beeindruckender finden als die Nächte der Clooneys: Ein Tiepolo-Gemälde wurde erst im Vorjahr bei Sotheby’s für umgerechnet 14,7 Millionen Euro versteigert.
Italiens nobelste Hotels (und was sie kosten)
Richtpreise pro Nacht: € 1.100,- bis € 7.600,-
aman.com
Richtpreise pro Nacht: € 835,- bis € 11.200,-
belmond.com
Richtpreise pro Nacht: € 890,- bis € 13.000,-
roccofortehotels.com
Zimmer / Suiten pro Nacht: € 470,- bis € 5.960,-
roccofortehotels.com
Zimmer/Suite pro Nach inkl. Frühstück: € 330,- bis € 1.130,-
postavecchiahotel.com
Stars fast wie Sand am Meer
Für jene, die es sich leisten können, gibt es in Venedig einen magischen Steg gleich beim Markusplatz. Ein elegantes Motorboot bringt den Gast von dort in nur fünf Minuten weg von den Touristenmassen auf die gegenüberliegende frühere Garteninsel Giudecca, wo vor 250 Jahren Giacomo Casanova seiner Lieblingsbeschäftigung, der Eroberung des weiblichen Geschlechts, nachging.
Genau dort befindet sich das legendäre Hotel Cipriani, das mit dem größten Swimmingpool der Stadt und viel „Privacy“ aufwarten kann. Und so pilgern besonders nach dem jährlichen Filmfestival Legionen von Stars hierher.
In den Betten des Cipriani schliefen schon Nicole Kidman, Jonny Depp, Anthony Hopkins, Cate Blanchett, Joaquin Phoenix, Tom Cruise, Jim Carrey, Paul McCartney, Julio Iglesias, Gwyneth Paltrow, Harrison Ford, Tom Hanks, Uma Thurman ... na und so weiter.
Ein berühmter Stammgast seit 22 Jahren hat hier mit Barkeeper Walter Bolzonella, der schon seit 43 Jahren im Cipriani seinen Dienst versieht, sogar drei Cocktails kreiert. Ja, richtig, der sinnenfreudige George Clooney, der durchaus auch etwas anderes trinkt als Nespresso. Clooneys Cocktails heißen „Buona Notte“, „La Luna special“ und „Nina’s Passion“. Übrigens gehört das Cipriani heute zum Louis Vuitton-Konzern und wird nächstes Jahr renoviert. Wer es also noch in seiner jetzigen Schönheit sehen will, muss sich beeilen. Auch bei Hotels gilt die Regel: Schönheitsoperationen können zuweilen gewaltig schiefgehen.
Der Himmel auf Erden
Wir ziehen weiter – nach Rom. Zwischen zwei der schönsten römischen Plätze, der Piazza di Spagna und der Piazza del Popolo, findet man ein ganz besonderes Hotel, von dem Jean Cocteau schwärmte, es sei der Himmel auf Erden: das Hotel De Russie. Gleich ums Eck liegt die Via Margutta, wo einst Gregory Peck seine Filmwohnung in „Ein Herz und eine Krone“ hatte und Pablo Picasso sein Atelier.
Das ehemalige Künstlerviertel gilt heute als eine der exklusivsten Gegenden Roms voller High-End-Boutiquen. Das Besondere am Hotel De Russie ist sein wunderschöner Terrassengarten, „Il Giardino Secreto“ mit Rosensträuchern, Orangenbäumen, Palmen und Pinien. In den warmen italienischen Nächten trifft sich hier in der Nijinsky-Gartenbar die römische Gesellschaft: Film- und Modeleute, Politiker, Geschäftsleute und anspruchsvolle Touristen. Hier haben schon Monika Bellucci, George Clooney und Bruce Springsteen, Sting und Bono Hof gehalten. Während unserer Recherche saß gerade ein früherer italienischer Ministerpräsident im hoteleigenen Gourmetrestaurant „Le Jardin de Russie“.
Das 1818 eröffnete Hotel erhielt seinen Namen wegen der vielen russischen Aristokraten und Künstler, die im „De Russie“ abstiegen und Feste gaben. Hier verkehrten Prinzen und Prinzessinnen, und Künstler wie Igor Strawinsky, Pablo Picasso, Jean Cocteau und der Impresario des Ballets Russes, Sergej Djagilew. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das noble Haus Sitz des staatlichen italienischen Fernsehens, der Rai, um dann im Jahr 2000 von der Luxushotelgruppe Rocco Forte wieder eine erste Hoteladresse zu werden.
Die Zimmer wurden vom US-Designguru Tommaso Ziffer und der Italienerin Olga Polizzi mit viel Liebe fürs Detail gestaltet, alles so weit wie möglich made in Italy. Wenn man vom nahen Garten der Villa Borghese am frühen Abend zurückkehrt, kann man dann bei einem Garibaldi (Campari Orange) oder einem Last Word (Gin, Chartreuse Verte, Marschino, Limettensaft) Promis treffen oder gut gekleidete Römerinnen und Römer bestaunen.
Wohnen wie Merkel
Luxus centralissimo! Es gibt eine Reihe von Edelherbergen in Florenz, aber keine, die so perfekt im Zentrum der Wiege der Renaissance liegt wie das Savoy: genau zwischen Dom und Palazzo Vecchio und nur ein paar Gehminuten von den Uffizien und der Ponte Vecchio entfernt.
Als Gast des Savoy darf man sich deswegen mit dem Auto seinen Weg durch die Fußgängerzone bahnen. Einmal angekommen, kümmert sich der Concierge sofort um Gepäck und Wagen. Alles ist herrlich nahe: die Kulturschätze, die Restaurants, die Nobelboutiquen von Gucci, Prada, Cavalli und Ferragamo in der nahen Via Tornabuoni.
Das 1893 eröffnete Savoy ist eine schöne Mischung aus Eleganz und modernem Chic. 2018 bekam das Haus ein aufwendiges, modernes Facelifting, die Zimmer wurden weniger (statt 102 nur 80), aber größer. Federführend beim Remake war die Modeschöpferin Laudomia Pucci, die Stars wie Kate Perry und Madonna zum Kundenkreis zählt. Ihr Vater, Emilio Pucci, kleidete einst Marilyn Monroe ein und Stars wie Sophia Loren und Jackie Kennedy. Das Savoy bietet modeaffinen Gästen auch exklusive Besuche in den Stammhäusern von Gucci und Ferragamo an und im sonst nicht zugänglichen Palazzo von Emilio Pucci.
Zu den Fans des Savoy zählt zum Beispiel Angela Merkel, deren Favorit die luxuriöse Repubblica Suite im ersten Stock ist. Ob sie auch im hoteleigenen Restaurant-Bistro Irene toskanische Bohnensuppe, Risotto mit Muscheln und Safran oder „Fish & Spritz“ speist, ist nicht belegt.
Im Pool des Milliardärs
Nördlich von Rom an der Küste des Tyrrhenischen Meeres liegt das Örtchen Ladispoli. Hier haben sich schon vor mehr als 2000 Jahren Julius Cäsar und Marc Aurel entspannt. Versteckt hinter Bäumen stößt man auf ein hohes Tor zu einer Privatstraße, das sich für die langsam öffnet.
Inmitten eines weitläufigen Parks taucht wenig später ein prächtiges Anwesen direkt am Meer auf, in dem man nächtigen, besser, residieren kann: La Posta Vecchia, die alte Post, eine Edelherberge mit nur 19 Suiten und Zimmern.
Erbauen ließ sie 1640 ein Prinz aus dem Adelsgeschlecht der Orsinis. Viel interessanter aber ist etwas anderes: Dies war die italienische Villa des einstmals reichsten Mannes der Welt. Der Vorgänger von Amazon-Gründer Jeff Bezos in den 70er-Jahren hieß Jean Paul Getty. Im Ölgeschäft hatte er es zu einem immensen Vermögen von 9,8 Milliarden Dollar gebracht.
Der Milliardär liebte die Frauen – er war fünfmal verheiratet und brüstete sich mit über 100 Liebschaften – und er liebte Italien. Legendär ist sein Geiz, beklemmend geschildert in dem 2017 entstanden Ridley Scott-Film „Alles Geld der Welt“. Als Gettys 16-jähriger Enkel Paul 1973 von der kalabrischen Mafia entführt wurde, weigerte sich der steinreiche Großvater monatelang, Lösegeld zu zahlen. Erst als die Entführer dem Enkel ein Ohr abschnitten, machte Getty 2,2 Millionen Dollar locker, genau so viel wie er von der Steuer abschreiben konnte.
Nicht gespart hat Getty freilich bei seiner Villa in Ladispoli samt Hubschrauber-Landeplatz. Er ließ sie aufwendig renovieren und schmückte sie mit wertvollen Kunstschätzen.
Wie fühlt man sich also in der Villa des reichsten Mannes der Welt? Es ist schon ein besonderes Gefühl, in Gettys Pool zu schwimmen, innerhalb des Palastes mit Blick aufs Meer. Man hat nicht den Eindruck, in einem Hotel zu sein, sondern in einem Film. In der Getty-Suite findet sich noch die Original-Badewanne des Milliardärs, darüber ein Spiegel, in dem Getty seine jeweilige Geliebte im Bad bewundern konnte. „La Posta Vecchia“ gehört heute zu den Leading Hotels of the World. Einen Butler wie Getty hat man trotzdem nicht, aber ein Erlebnis ist Gettys Villa mit ihrer herrlichen Terrasse, auf der man abends fein dinieren kann, allemal. Tipp für Kreuzfahrer: Civitavecchia befindet sich nur rund 35 Kilometer entfernt.
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