Warum auf den Malediven jeder einmal "Freitauchen" sollte
Haltet die Luft an! Dann kommt ihr der Unterwasserwelt ganz nahe. Beim Tauchen, nur mit Schnorchel, Brille und Flossen.
Überblick
Beste Reisezeit ist Mitte November bis April.
Zielflughafen: Male
Direkt ab Wien: austrian.com
Mehr Informationen finden Sie hier
Flosse an Flosse mit Gelbschwanz-Drückerfisch, gestreiftem Doktor, Leopardenmuräne oder gar einem Walhai, der größten existierenden Fischart. „Freitauchen“ heißt das Zauberwort. Mit dieser Methode kann man vergessen machen, dass „El Niño“ vor einem Jahr das Wasser im Inselparadies im Indischen Ozean auf 30 Grad aufgeheizt hat und viele Korallen ihre prächtige Farbe verloren haben. Die Fische der Malediven haben den Wärmeeinbruch überstanden und bevölkern das Wasser, das das ganze Jahr zwischen 25 und 27 Grad warm ist. Badewannentemperatur quasi.
Für Christian ist Freitauchen das Leben. Mindestens ein Mal pro Jahr kommt er auf die Malediven. Nicht um einen neuen Rekord aufzustellen – immerhin ist er zehnfacher Weltrekordhalter in Disziplinen wie Tieftauchen, Streckentauchen oder Eistauchen – sondern um Spaß zu haben. „Freitauchen kann jeder“, ist der Apnoe-Tauchlehrer aus Niederösterreich überzeugt. „Man muss nur den richtigen Schalter im Kopf umlegen. Denn es gibt keinen Grund, Angst zu haben.“ Deswegen verwendet er auch nicht den Terminus Apnoe-Tauchen , der für viele furchterregend klingt, sondern spricht konsequent von Freitauchen: „Jeder, der mit einem Schnorchel einen Meter unter Wasser schwimmt und nicht atmet, ist Freitaucher.“
Man lernt schnell. Es gibt nichts, woran man denken muss. Luft anhalten, runter, Spaß haben. Innerhalb einer Stunde kann jeder Schüler die Zeit unter Wasser verdoppeln. Ein ungeübter Taucher startet mit 30 bis 60 Sekunden, einer, der schon Erfahrung mit Gerätetauchen hat, mit 60 bis 90 Sekunden. Warum dann nicht gleich Gerätetauchen? Redls Antwort: Beim Freitauchen komme ich den Tieren und der Natur viel näher. Es macht keinen Lärm und keine Blasen, die die Fische verschrecken können.“
Drei Dinge gilt es dabei zu beachten:
1. Richtig atmen. Das heißt, doppelt so lange ausatmen wie einatmen, um auch die Pulsfrequenz zu senken.
2. Vor dem Tauchgang entspannen: Je weniger Herzschlag, desto länger werden Tauchgänge.
3. Wenn der Atemreiz einsetzt, lässt sich das Atmen mit mentaler Stärke noch einige Zeit hinauszögern.
Auch der Druckausgleich ist simpel: Nase zuhalten und ausatmen, wie in der Seilbahngondel.
Die Ausrüstung beschränkt sich auf ein Minimum: Flossen und eine Taucherbrille. Am Anfang bleibt man nah an der Oberfläche: Bei einer Schwimmgeschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde kommt man in einer Minute sechzig Meter weit. Eine beachtliche Strecke. Danach kann man sich leicht ausrechnen, wie viel man schaffen kann: zwanzig Meter in die Tiefe, zwanzig Sekunden lang unten bleiben und noch genug Luft zum Auftauchen haben. Dabei, so Redl, muss man gar nicht so weit hinunter: „Die meisten Tiere, die leuchtendsten Farben sieht man bis zu zehn Meter unter der Wasseroberfläche. Dann wird es schon recht finster. Und die meisten Riffe befinden sich in zwei bis drei Meter Tiefe.“
Wo man auf den Malediven abtaucht, ist egal. Schön ist es überall. Von den fast 1200 Inseln sind nur 220 von Einheimischen bewohnt, an die neunzig sind „Touristeninseln“ mit Hotels, die allen erdenklichen Luxus vom eigenen Pool über Spas mit allen Annehmlichkeiten bis zum eigenen Butler bieten – und in denen es beim Preis kein Limit nach oben gibt. Touristeninseln waren für die Einheimischen tabu, es sei denn sie arbeiteten in den Resorts. Seit zwei Jahren ist diese strenge Trennung aufgeweicht. Auf den Einheimischen-Inseln steigt die Zahl sogenannter „Guesthouses“. Kleine, aber durchaus feine Hotels mit wesentlich weniger Wohneinheiten, kleineren Spas und ohne Butlerservice, in denen man schon um 100 US-Dollar pro Nacht absteigen kann. Die Guesthouses bieten zudem die Möglichkeit, mit Einheimischen in Kontakt zu treten, die nicht Kellner oder Zimmermädchen sind. Sogar für das „Alkoholproblem“ in dem islamischen Staat wurde eine Lösung gefunden. Prinzipiell wird in Bars kein Alkohol ausgeschenkt. Das gilt nicht für die Touristeninseln, und in den Guesthouses wurde der erste Stock zur „Touristenzone“ erklärt, in der Einheimische keinen Zutritt haben und wo getrunken werden darf.
Und ja, es gibt Troubles im Paradies. Anfang Februar verhängte der Regierungschef den Ausnahmezustand. Tatsächlich wird kaum ein Tourist auch nur das Geringste von politischen Unruhen mitbekommen. Die Reisenden landen zwar in Male, doch liegt der Flughafen auf einer eigenen Insel abseits der Hauptstadt. Von dort reisen die Besucher mit dem Wassertaxi oder -flugzeug zu ihrem Resort weiter.
Taucherbrille auf, Flossen an, Luft anhalten und durch.
Kommentare