Inselhopping in Französisch-Polynesien - mit dem Frachtschiff

Leinen los am anderen Ende der Welt: Eine Reise durch Französisch-Polynesien mit der „Aranui 5“ zeigt, was die Südsee abseits von Klischees zu bieten hat.

Überblick

Beste Reisezeit

Mai bis Oktober

Währung

CFP-Franc (Comptoirs Français du Pacifique Franc)
aktueller Wechselkurs

Nuku Hiva, Ua Huka oder Tahuata – exotisch und fremdartig klingen diese Inselnamen. Genauso eigenwillig und einzigartig ist die Reise mit der „Aranui 5“. Das von Papeete auf Tahiti abfahrende Frachtkreuzschiff bringt Erlebnishungrige und Schiffsreisende in eine immer noch geheimnisvolle und unbekannte Welt Polynesiens – auf die Inselgruppe der Marquesas.

Die Marquesas, die zur Inselwelt von Französisch-Polynesien gehören, liegen am anderen Ende der Welt. Vierzehn Inseln mit einer Fläche von1.274 Quadratkilometern, bewohnt von knapp zehntausend Menschen, warten auf Entdeckung. Zum Klischee des klassischen Südseeurlaubs mit türkisfarbenen Lagunen und leuchtenden Sandstränden gehören die Marquesas nicht. Ihre spektakuläre Natur beeindruckt mit Bergen, Fjorden, Klippen und Wasserfällen, dazu imponieren polynesische Kultur und viel Einsamkeit.

©Sepp Puchinger

Zeit zum Akklimatisieren im tropischen Klima und zum Schauen, Staunen und Genießen sollte man sich vorher auf Tahiti nehmen; vormittags in den Bergen wandern, nachmittags am Strand chillen und abends mit dem Sundowner das tägliche Sonnenuntergangsspektakel und das Hotelambiente genießen.

Relaxt auf dem Schiff

Bis zu zwanzig Mal im Jahr bricht die „Aranui 5“ vom Hafen in Papeete auf Tahiti auf, um die in Containern gebunkerte Fracht in die Inselwelten zu bringen. Und eigentlich bestimmt die Fracht noch immer das Routing, wenn auch das seit 2015 in Dienst stehende Schiff im Vergleich zum Vorgänger „Aranui 3“ mehr ein angenehmes „schwimmendes Hotel“ mit zweihundertfünfzig Betten, Restaurant, Bars, Lounges, einem Spa und sogar einem kleinen Pool ist. Das Kabinenangebot reicht von komfortablen Außenkabinen mit Balkon über die klassischen Bullaugenkabinen bis zum Viererzimmer. Jörg Nitzsche, Guide für deutschsprachige Gäste, erzählt: „Aranui-Reisende sind oft keine klassischen Kreuzfahrtkunden, sondern ehemalige Backpacker und Entdecker mit viel Reiseerfahrung.“ Auf dem Frachtkreuzer regiert eine sehr relaxte Atmosphäre, Dresscode ist nicht wichtig, Animationsprogramme und nächtliches Bartreiben halten sich in Grenzen.

©Sepp Puchinger

„Wenn das Internet an Bord mal nicht funktioniert, bedeutet das keinen Stress. Vielleicht findet man Zeit, in der kleinen Bibliothek zu schmökern, das Ukulele-Spiel zu lernen oder man schaut dem Bordkoch beim Zubereiten von Thunfischsalat auf die Finger“, zählt Jörg auf und lächelt. Ein Erfurter auf Tahiti: Der Deutsche ist mit einigen Tausend Euro auf Südseetrip gegangen, hat sich in die Südsee verliebt, dann seine von den Marquesas stammende Frau kennengelernt – und ist geblieben. In seinen Lektoratseinheiten gibt es viel zu berichten über Polynesien und seine Bewohner. Die Landgänge sind ohnehin ein Bombardement an vielfältiger Natur und Kultur. Jörg berichtet über „Tikis“ und „Tapus“, die enormen Fähigkeiten der Polynesier in der Seefahrt, über Stammesleben, magische Orte und Menschenopfer.

Frachtbetrieb

„Schaut euch unbedingt das ganze Getriebe beim Ent- und Beladen an. Das ist ja das Ursprungsgeschäft der Aranui“ rät Nitzsche. Alle drei Wochen herrscht Feiertagsstimmung in den sonst verwaisten Häfen, wenn die Aranui mit ihren Frachtcontainern für Nachschub sorgt. Von Zucker bis zu Chicken Nuggets, von tiefgefrorenen Pommes bis zu Arzneien, von Werkzeug bis zu Autoreifen reicht die Palette. Im Gegenzug wird tonnenweise Kopra, das getrocknete Kokosnussgewebe, aus dem Kokosöl gewonnen wird, mitgenommen. Neben der Importware aus Frankreich kommt für einige Stunden eine größere Gruppe von Touristen mit an Land.

©Sepp Puchinger

Steinerne Zeugen der Vergangenheit

Sechs Inseln läuft die „Aranui 5“ an – und jede hat ihre Eigenheiten. Die grandiose, UNESCO-geschützte Kultstätte von Kamuhiei mit ihren Steinfiguren auf Nuku Hiva, die Dolomitenlandschaften von Ua Pou, der Botanische Garten und die Vielfalt von Ua Huka, die Atmosphäre kleiner Kunstmärkte, die steinernen Zeugen alter Versammlungsplätze, die mit zweitausend Einwohnern größte „Stadt“ Atuona auf der Insel Hiva Oa, deren wildes Inneres oder die sechzehn Kilometer lange Wanderung auf Fatu Hiva zwischen einsamen Küstendörfern.

©Sepp Puchinger

Wahlinsulaner Jörg verweist stolz darauf, dass das alles und noch viel mehr auf knapp 1.300 Quadratkilometern zu finden und „am besten bei kleinen Wanderungen“ zu entdecken ist. Auf Entdeckungstour können die Gäste auch per Mountainbike, mit Motorroller oder Mietwagen gehen: „Die Menschen sind freundlich, giftige Tiere gibt es nicht, Kriminalität ist unbekannt – und das Klima ist hervorragend von Mai bis Oktober.“

Künstlerinseln

Zwei berühmte Europäer haben auf Hiva Oa ihre letzten Lebensjahre verbracht und sind hier begraben: Der belgische Chansonnier Jacques Brel und der französische Maler Paul Gauguin. Auf der Suche nach dem ursprünglichen Leben (und etwas lockereren Sexualsitten) kam Gauguin hierher, um festzustellen, dass selbst im letzten Winkel Polynesiens der westliche Lebensstil und das Christentum viele Traditionen verdrängt hatten.

©Sepp Puchinger

Nahe dem Paul Gauguin Cultural Center ist Brels Flieger „ Jojo“ im Hangar ausgestellt. Der Abenteurer und Schriftsteller Jack London ankerte bei seiner Segeltour durch die Südsee auch in der spektakulären „Bucht der Jungfrauen“ vor Fatu Hiva. Ganz klar, dass tausend Meter aufragende Klippen und wild wuchernder Dschungel Inspiration für ihn waren.

©Sepp Puchinger

Idylle samt Traumkulisse bietet sich dem, der beim Rückweg in Rangiroa einen Zwischenstopp einlegt: Türkisfarbenes Meer, weite Sandstrände, Lagunen und Riffe laden zum Tauchgang, zum Chillen und Herumschweifen der Gedanken. Jörg Nitzsche weiß das. „Nach so vielen geballten Eindrücken tut auf der langen Heimfahrt ein harmonischer Tag in einer der schönsten Lagunen unserer Welt einfach gut.“ Endstation Sehnsucht erreicht.

©Grafik

Info

Klimafreundliche Anreise
Internationale Flüge (u. a  von Paris über Los Angeles nach Tahiti), Inlandsflüge in Französisch-Polynesien mit airtahiti.com. Ab Wien -Kompensation  via atmosfair.de 299 €

Transport vor Ort
Transport auf und zwischen  Inseln: Fähren, Inlandsflüge, Mietwagen bzw. Mofa möglich

Individuelle Reisen
„Coco Weltweit Reisen“  bietet Individualreisen in Polynesien an:  coco-tours.at  

Preisbeispiel auf „Aranui 5“
 Mehrbettkabine (4–8 Betten) p.  P. 2.832 €.für 13 Tage, Standardkabine 2er (Bullaugenfenster) p. P. 4.364  €, inkl. Mahlzeiten an Bord, Tischwein, Ausflüge. Kleine Änderungen möglich.

Allgemeine Auskünfte
tahititourisme.de, aranui.com

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