Gipfel der Kunst: Wo Skulpturen und Natur zusammentreffen
Wer jetzt auf Wanderschaft geht, kann Überraschendes erleben: Immer öfter kann man auf Ausflügen in der Natur Kunstobjekte sichten, die Berge und Routen säumen. Skulpturenwege in Österreich und Südtirol machen das Wanderglück perfekt.
Wenn sich im Herbst die Blätter färben und die Tage kühler werden, zieht es die Menschen wieder hinauf auf die Berge. Dabei stoßen Wanderer wie Alpinisten, in hügeligen Weinlandschaften wie auf steilerem alpinen Gelände, immer öfter beim Weg auf den Gipfel oder zum urigen Weinfest, auf sonderbare Objekte.
Etwa auf ein geheimnisvolles Büschel Baumzweige, die zum Riesen-Lärchentrichter geformt, am Wegrand liegen, auf Baumstämme, denen Gesichter verliehen wurden, oder auf überdimensionale Steinskulpturen neben Panoramawegen, hoch oben am Gipfel. Und was sind das für futuristische Türme auf der Schmittenhöhe in Zell am See? Was steckt hinter all dem unerwarteten Zauber?
Steinskulpturen und Festivals
Frei nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel“ kann man den Gipfel der Kunst im wahrsten Sinn des Wortes immer öfter zu Fuß erreichen. Wie in Serfaus-Fiss zum Beispiel. Wer hier bis Anfang Oktober den Gipfel erklimmt, oder mit der Gondel zur Bergstation Schönjochbahn Fiss kommt, kann den Künstlern sogar bei der Arbeit über die Schulter sehen, wenn sie direkt vor Ort ihre Objekte fertigstellen. Steinmetze, Bildhauer, Holzschnitzer, Federkielsticker, Maler, Töpfer, Filzer und Drechsler aus aller Welt errichten hier jährlich einen großen Skulpturenpark vor dem Panoramarestaurant Berg Diamant, wo die Werke auch erworben werden können. Kunst- und Naturliebhaber können zudem den ganzen Oktober das Golden Fine Arts Festival mit Kulinarik, Musik und Kunst zwischen Berg und Tal in sämtlichen Hütten und Gasthäusern in Serfaus-Fiss feiern.
Auch in der Region Zell am See/Kaprun können Wanderer die Verbindung von Kunst und Natur in den Freiluft-Kunsträumen ganzjährig, auch im Winter, erleben. Als Vorbild haben sich die Touristiker der Region um den Pinzgauer Ski- und Wanderberg das Zitat "Die Kunst ist ewig, nur ihre Formen wandeln sich“ von Anthroposoph Rudolf Steiner genommen. Wer zu einer 4-Seen-Wanderung aufbricht oder auf die Schmittenhöhe steigt, kommt an Werken von internationalen Künstlern vorbei, deren Arbeiten auf den gesamten Zeller Hausberg verteilt wurden. Nachhaltigkeit ist dabei auch selbstverständlich: Die Materialien stammen vorwiegend aus der Umgebung.
Auch wer den Rundweg auf dem Gipfel des Rittisbergs in der Ramsau am Dachstein begeht, kommt an nachhaltigen Kunstwerken vorbei. Hier gestalteten Land-Art-Künstler die Objekte am Wegrand. "Mit diesem Projekt wollen wir zeigen, wie eine Brücke zwischen der Schonung von Naturräumen und dem touristischen Erlebnis geschlagen werden kann, ohne wertvolle Freiflächen zu verbauen“, sagt Rittisbahn-Betreiber Manfred Engelhardt.
Auch in Südtirol ist Kultur ein wichtiger touristischer Wirtschaftsfaktor. Thomas Reiter, verantwortlich für das neue Kunstkonzept am Kronplatz, dem Plan de Corones, das Kulinarik, Kunst und Sport vereint, will mit dieser Symbiose neue Zielgruppen ansprechen.
Unterhalb der ehemaligen Bergstation, der Kronplatz-Seilbahn, ist neben Norbert Niederkoflers Kulinarik-Tempel AlpINN, auch das LUMEN, Museum für Bergfotografie, untergebracht. Und neuerdings führt der Panoramaweg Concordia 360 um den Kronplatz, der von Marmorskulpturen des ladinischen Bildhauers Helmut Pizzinini gesäumt ist.
"Der Tourismus befindet sich in einer Phase des Wandels. Wir möchten mit dem Kunstkonzept dem Kronplatz eine zusätzliche kulturelle Ausrichtung und ein Alleinstellungsmerkmal geben“, so Reiter, Direktor von Skirama. Thina Adams, künstlerische Managerin des LUMEN Museums, richtet das Ausstellungskonzept nach den Öffnungszeiten der Gondelbahn und lädt dazu Kuratoren aus Österreich ein.
Genau wie das Museum Ladin in St. Martin Thurn, das Ausgangspunkt von SMACH, der internationalen Biennale für Land Art in den Dolomiten, ist. Arbeiten wie die geheimnisvolle rote Türe auf der Wiese, wollen eine Rückbesinnung auf die Symbiose zwischen Mensch und Umwelt ausdrücken. Schön, dass man immer öfter zwischen Wäldern und Wiesen auch Poesie und Kunst entdecken und bestaunen kann.
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