Extremadura in Spanien: Die Heimat vieler Entdecker selbst entdecken
In der Extremadura kann man ein ursprüngliches, unaufgetakeltes Spanien erleben: Alte Klöster, maurische Burgen und Lebensfreude in Bars und Cafés. Ein Erkundungsvorschlag von Nord nach Süd.
Wer träumte nicht schon davon, Abenteuer zu erleben und Neues zu entdecken? Dazu muss man heutzutage nicht mehr über die Weltmeere segeln, ein kurzer Flug reicht: Die Extremadura in Spanien, eine Region an der Grenze zu Portugal, ist jedenfalls eine Entdeckung wert.
Von wegen Entdecker: Die ersten hier sind wir genau genommen freilich nicht, allerhand Leute waren vorher schon da: die Vandalen, die Westgoten, die Römer, die Mauren ... Seit der Rückeroberung von den Mauren, der Reconquista, heißt die Region Extremadura. „Extremo“ steht in dem Fall für „Grenze“ – nämlich die zwischen Christen und Mauren.
Ein paar Völkerwanderungen und Kriege später ist die Extremadura gerade aufgrund ihrer zahlreichen Einflüsse so charmant: Man findet maurische Festungen, mittelalterliche Klöster oder die blau-weißen Fliesen namens Azulejos. Es ist ein ehrliches, unaufgetakeltes Spanien, das man in touristischeren Regionen oft nicht mehr so erleben kann.
Die Heimat vieler „Conquistadores“
Früher war die Extremadura offenbar eine Region, aus der man weg wollte: Aus Trujillo, einem Städtchen mit maurischer Festung, die eine Filmkulisse sein könnte, stammen allein drei Eroberer namens Francisco: Pizarro, der 1533 das Inkareich bezwang; de las Casas, der in Honduras noch ein Trujillo gründete; und de Orellana, der den Amazonas befuhr.
Heutzutage empfiehlt es sich durchaus, hierzubleiben. In der schön renovierten, mittelalterlichen Altstadt und auf dem Hauptplatz mit seinen Arkadengängen, früher Schauplatz geschäftiger Märkte, fühlt man sich in die Zeit der Eroberer zurückversetzt. Auch die heroische Pizarro-Statue neben der Kirche erinnert verlässlich daran (siehe Aufmacherbild am Anfang des Artikels).
Und für Fußball-Fans interessant: Der Turm der Kirche Santa María la Mayor wurde 1972 von einem wohlhabenden Sponsor renoviert. Der ließ unter dem Kirchturm das Logo seines Lieblingsvereins Athletic Bilbao in den Stein meißeln.
Nächster Halt: Cáceres
Zwischen Oktober bis April sind Störche in der ganzen Region omnipräsent; quasi die hiesige Hausbesetzer-Szene. Ob Kirchturm, Lichtmast oder Verkehrsampel – überall bauen sie ihre Nester.
Außer auf dem Kloster Convente San Pablo in Cáceres: Dort werden sie verjagt, denn ein Nest kann bis zu einer Tonne wiegen. Das wäre zu schwer für das mittelalterliche Dach.
Im Inneren des Klosters gibt es übrigens einen schrulligen Laden: Man läutet bei einem Fenster mit Holz-Drehtür, bestellt bei einer Nonne, die hinter einem Gitter auftaucht und legt das Geld für die Bezahlung in die Drehtür. Die Nonnen dürfen sich den Besuchern nämlich nicht zeigen.
Das Angebot ist freilich überschaubar – es gibt Gebäck und Rosenkränze. Ähnliche Läden finden sich in der ganzen Region: Empfehlenswert ist etwa das Süßgebäck im Kloster in Zafra.
Mérida und die Römerzeit
In Mérida, der Hauptstadt der Extremadura, ist man stolz auf die römischen Ausgrabungen. Daher wird es „spanisches Rom“ genannt. Tatsächlich erinnern Teatro Romano und Amphitheater ein wenig an das Forum Romanum in der italienischen Hauptstadt. Im Theater hatte man einst freien Eintritt. Die unteren Plätze waren vornehmen Bewohnern mit Wahlrecht vorbehalten, oben, auf den billigen Plätzen saßen Sklaven, Fremde und Frauen. Allerdings musste man sich dort Propaganda des Kaisers anhören. Da gingen viele lieber zu den blutrünstigen Gladiatorenkämpfen im Amphitheater nebenan.
Nur einen Abstecher entfernt liegt übrigens Medellín. Der Ort hat nichts mit der gleichnamigen, für Drogenkartelle bekannten, kolumbianischen Millionenstadt zu tun. Sondern ist die Heimat von Hernán Cortez, dem Eroberer Mexikos.
Jerez und seine schönen Kirchen
In Jerez de los Caballeros ist die Kirche Iglesia de San Bartolomé markant: Die barocke, fliesen-verzierte Fassade diente als Altar im Freien. So wollte man Menschen für die katholische Kirche begeistern.
Auf den Glockenturm führen keine Stufen, sondern eine Rampe – damit man hinaufreiten konnte (was auch immer man auf dem Turm mit einem Pferd wollte). Der anstrengende Aufstieg wird aber mit schöner Aussicht belohnt.
Und dann ist da noch Zafra. Ein einfaches Städtchen, in dem man das Gefühl hat, im „richtigen, alten Spanien“ anzukommen.
Plaza Grande und Plaza Chica eignen sich hervorragend, zwischen Arkaden und blumengeschmückten weißen Häusern Tinto de Verano zu trinken.
Wer den Nonnen im Kloster Santa Clara zwölf Eier spendet, kann mit schönem Wetter am Hochzeitstag rechnen, heißt es. Ob es an anderen Tagen auch hilft, ist nicht überliefert – aber Hoffen ist definitiv erlaubt. Erlaubt, wenn nicht sogar empfohlen ist, sich in Straßencafés und Tapas-Bars von der spanischen Lebensfreude anstecken zu lassen. Wenn Sie möchten, können Sie für schönes Urlaubswetter zur Sicherheit zwölf Eier spenden.
Informationen zur Anreise
Klimafreundliche Anreise
Der nächstgelegene Flughafen von Caceres ist Badajoz (-Kompensation via atmosfair.de 27 €). Ab Madrid und Sevilla fahren ebenfalls Züge in die Extremdadura
Reise durch Extremadura und Kastilien
Bei Raiffeisen-Reisen von 1. bis 8. 10. oder vom 23. bis 30. 10. 2022: Flug nach Madrid, 7 Übernachtungen, diverse Eintritte und deutsche Reiseleitung. Doppelzimmer ab 1.499 Euro pro Person. Info unter 0800 665574 oder [email protected]
Hotel-Tipp
Im Hotel Ilunion Mérida Palace wohnt man in einem restaurierten Palast aus dem 16. Jahrhundert direkt im Zentrum. Terrasse und kleiner Pool am Dach. DZ ab 122 €, de.ilunionmeridapalace.com
Restaurant-Tipp
La Casa del Sol in Cáceres bietet eine schöne Aussicht durch Panoramafenster auf mittelalterliche Ritterstadt
Essen & Trinken
– Jámon Ibérico: Stammt vom schwarzen iberischen Schwein, das bis zu 10 kg Eicheln pro Tag frisst
– Torta del Casar: Der Schafkäse wird aufgewärmt und dann ausgelöffelt
– Tinto de Verano: Das Gemisch aus Rotwein und Zitronenlimonade ist eine gute Alternative zu Sangria
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