Dubai und die Superlative: Eine Stadt wächst weiter über sich hinaus
Mit dem „Dubai Creek Tower“ ist mit rund 1.000 Metern Höhe ein Mega-Projekt in Planung, auch das höchste Wohnhaus der Welt soll in Dubai gebaut werden. Diese Stadt versprüht ein Gefühl: Sie will nach ganz oben.
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VAE-Dirham
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Glasfronten, wohin man schaut – und das weit nach oben, an die Spitzen der Türme und Skylines. Show, wohin man geht – von in Stickstoff-Rauch versinkenden Dinnertischen bis hin zu marktschreierischen Händlern in der Altstadt. Und Höhen, die man noch nicht kennt – auf der Aussichtsplattform des Burj Khalifa umweht einen der Wind, von hier aus wirken selbst die von unten betrachtet riesigen Wolkenkratzer wie Lego-Bauten, auch wenn man gar nicht ganz hinauf zur Spitze auf rund 830 Meter Höhe fahren kann. Dort sind nur noch Technikanlagen installiert und die lange Antenne. 163 nutzbare Etagen ist der höchste Turm der Welt hoch, rund ein Drittel davon sind Büros, ganz oben jene des Konzernchefs von Emaar Properties, Mohammed Ali Alabbar.
Prunk und Protz
Doch dieses riesige Disneyland, in dem scheinbar alles möglich ist, hat noch mehr Superlative: Mit dem Burj al Arab befindet sich hier eines der teuersten Hotels der Welt. Mit dem „Dubai Frame“ der größte Bilderrahmen. Und mit dem „Ain Dubai“ das größte Riesenrad. Von der größten Mall der Welt, dem größten Aquarium und der Skihalle samt Sessellift ganz zu schweigen. Prunk und Protz gibt es aber auch jeden Abend bei der minutenlangen Feuerwerk-Show am Jumeirah Beach nahe der Marina, während einige Kilometer weiter der Türke Nusret Gökçe seine Steaks mit Blattgold verziert. Er hat es durch seine extravagante Art des Servierens und Salzens auf YouTube zu einem Millionenpublikum gebracht, seither geben sich Prominente und Stars, die Reichen und die Schönen, die Klinke seines Restaurants in die Hand. Apropos Kulinarik: Dubai scheint noch auf der Suche nach dem eigenen Stil zu sein, ist bisher eher ein Sammelsurium verschiedener Küchenstile, von libanesisch über türkisch bis hin zu indisch und sogar mediterran. Hier gibt es nichts, das es nicht gibt. Offenbar will Dubai für jeden etwas bieten.
Und das wird auch stets im Blick behalten. Die Stadt hat ein umfassendes Überwachungssystem geschaffen, bestehend aus flächendeckenden Kameras, die nicht nur die Promenaden und Hotels beobachten, sondern auch die Autos auf den teils zehnspurigen Autobahnen. Taxifahrer (Taxi kostet hier übrigens verhältnismäßig wenig, auch im Vergleich zu österreichischen Preisen) werden automatisch mit Signalen gewarnt, wenn sie zu schnell dran sind. Bei drei Warnungen ist Schluss – und die Geldstrafe immens hoch. Polizei ist kaum zu sehen, doch inkognito immer da und „innerhalb von zwei Minuten zur Stelle“, wird hinter vorgehaltener Hand verraten. Das alles führt dazu, dass Dubai als besonders sicher gilt, die Verbrechensrate ist enorm niedrig, sie liegt bei nahezu null Prozent.
Hohe Millionärsdichte
Wer sich auf Dubai einlässt, wird von buntem Treiben eingefangen. Die Promenaden sind voll, die Straßen laut, die offenen Marktstände mit Unmengen von Kleidern behängt. Es fühlt sich an, als würde man sich durch eine riesige Filmkulisse bewegen. Alles ist recht neu, denn geschichtlich betrachtet steckt Dubai noch in den Kinderschuhen und ist erst in den vergangenen zwei Jahrhunderten so rasant gewachsen. Dort, wo früher nur Sand war, entwickelte sich im 20. Jahrhundert der Hafen zu einem wichtigen Handelszentrum in der Golfregion. 1930 brach die Perlenfischerei zusammen, mit den ersten Funden von Erdöl begann ab 1966 eine neue Ära. 1971 entließ Großbritannien dann die ehemaligen Trucial States, zu denen auch Dubai gehörte, in die Unabhängigkeit. Heute sind 85 Prozent der Einwohner Ausländer, die meisten kommen aus Indien und Pakistan, auch aus den USA. Laut World Wealth Report gibt es in der Metropole (die heute rund 3,5 Millionen Einwohner zählt) 68.000 US-Dollar-Millionäre, die knapp 4,6 Prozent der Bevölkerung Dubais ausmachen – eine der höchsten Millionärsdichten der Welt.
Wer mit dem Taxi in den Parallelstraßen zur Promenade entlangfährt, sieht einzelne Prachtbauten, alle hinter hohen Steinmauern und mit Baumalleen davor. Dabei wurden die meisten Bäume (bis auf die Datteln) aus der ganzen Welt importiert. Einzelne Grünflächen, rar und selten, werden wie alle Pflanzen künstlich bewässert. Im Sommer sind zwischen Mittag und spätnachmittags keine Menschen auf den Straßen, zu heiß ist die Sonne, zu hoch die Temperatur. Abkühlung bringen die Klimaanlagen, die in Dubai deutlich stärker eingestellt sind als in Europa.
Abu Dhabi: Der Kontrast
So quirlig Dubai ist, so entschleunigt präsentiert sich Abu Dhabi. Wer in die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate kommt (und dafür etwa 1,5 Stunden mit dem Taxi fährt), könnte fast glauben: Hier sei alles zu groß gebaut worden. Kein Stau, viel Grün, eine lange Strandpromenade mit vereinzelten kleinen Lokalen und unzähligen Kinderspielplätzen. Wie in Dubai gibt es in den Lokalen allerdings keinen Alkohol, Ausnahme sind Hotelrestaurants. Doch auch hier wird gebaut, als gäbe es kein Morgen. Rund um das Kunstmuseum Louvre, das architektonisch an ein riesiges Ufo erinnert und mit Wasserflächen und perfekten Pflasterwegen gestaltet wurde, entsteht derzeit ein Kulturkomplex riesigen Ausmaßes. Eine ganze Insel wird mit rund 27 Milliarden US-Dollar aufgebaut, ihr Name: Saadiyat, übersetzt „Insel der Glückseligkeit“. Neben unzähligen Hotels befinden sich einige Megaprojekte noch in Bau: das Zayed National Museum etwa, ein Denkmal für den verstorbenen Gründungsvater der VAE, Zayed bin Sultan Al Nahyan. Die Türme der Kulturstätte erinnern an die aufgestellten Flügel eines Falken. Auch das Guggenheim Abu Dhabi soll bald eröffnet werden und 2025 das Natural History Museum – es setzt sich mit der Evolution auf der Erde auseinander und wagt einen Ausblick in die Zukunft unseres Globus.
Dass Abu Dhabi aber bereits jetzt begeistert, zeigt sich daran, dass es als Drehort vieler Filme diente – darunter Fast & Furious 7, Mission Impossible 6 oder Sex and the City 2. Nicht zu vergessen ist auch die Scheich-Zayid-Moschee, sie gilt als größte ihrer Art in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das beeindruckende Bauwerk befindet sich auf einem rund 56 Hektar großen Grundstück am Südostende der Hauptinsel und ist nach dem Mitgründer und ersten Präsidenten der VAE benannt – auf dem Gelände befindet sich auch sein Grab, Platz gibt es für 40.000 Menschen, die Baukosten beliefen sich auf 545 Millionen US-Dollar.
Wer nach einer Reise in diese Welt der Extreme zurück nach Hause kommt, fühlt sich wie aus einem Traum gerissen. Gemeinhin gilt: Die einen lieben Dubai, die anderen hassen es. Fakt ist aber: Diese Stadt wird weiter wachsen, weiter für Staunen und Aufsehen sorgen. Sie lässt sich nicht abschrecken von Misserfolgen wie etwa dem möglicherweise bevorstehenden Untergang der künstlichen Inselgruppe „The World“. Aus jeder Faser fühlt man: Untergehen kann man woanders, aber sicher nicht hier.
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