Corbet's Couloir, Wyoming (USA)

Die steilsten und gefährlichsten Skipisten der Welt

Von der Mani-Pranger-Piste bis zum Delirium Dive. Wer hier fährt, muss es auch wirklich können.

Die Profis des Skirennsports stürzen sich dieses Wochenende wieder die Lauberhornabfahrt in Wengen hinab.  Mit 4.500 Metern ist sie die längste Abfahrt des Weltcups. Da brennen die Oberschenkel. Und es ist ja nicht so, dass das keine Herausforderung wäre, aber es gibt dann doch einige Pisten, die sind gefährlicher und steiler als die schöne Strecke nahe der Eigernordwand. Besonders für jene, die keine Profis sind.

Wir haben die schwärzesten Pisten der Welt, deren Gefälle die 100 Prozent auch übersteigen kann, gesammelt. Zur Veranschaulichung: Bei einer Entfernung von 100 Metern und einem Höhenunterschied von 100 Metern ergibt das eine Steigung (oder das Gefälle) von 100 Prozent. Oder anders ausgedrückt: 100 Prozent sind so viel wie 45 Grad auf dem Geodreieck.

Manni‐Pranger‐Piste, Steinach am Brenner (Tirol)

Im Starthaus machte Manfred Pranger, der Slalomweltmeister von 2009, oft komische Geräusche, er schob die Zähne im Mund hin und her und machte zittrige Bewegungen, bevor er sich auf die Piste katapultierte. Zum Krafttanken, versteht sich. Zittrige Bewegungen, klappernde Zähne und Knie haben viele, wenn sie vor dem nach ihm benannten Hang im kleinen Skigebiet Steinach am Brenner stehen. Ganze 102 Prozent misst das Gefälle teilweise. Die Pistenraupen kommen hier nur mit einer Winde bergaufwärts - manchmal nicht nur zum Präparieren, sondern auch zum Abholen von wagemutigen Menschen, die der Mut verlassen hat. Und so sieht es aus, wenn sich wer traut:

Harakiri, Mayrhofen (Tirol)

Dieser Name Harakiri ist Programm. Mit einem durchschnittlichen Gefälle von 78 Prozent auf einer Länge von zwei Kilometern ist sie laut Selbstbeschreibung des Skigebiets die steilste Skipiste Österreichs. Und als ob das nicht ohnehin schon genug wäre: "Bitte beachte: Aufgrund des Kunstschnees und der starken Neigung herrschen auf dieser Abfahrt häufig extrem glatte Schneeverhältnisse", warnt das Skigebiet auf seiner Homepage. Und es verlangt: "100 Prozent Mut für 78 Prozent Gefälle."

©Getty Images/iStockphoto/kilhan/istockphoto

Langer Zug, Lech-Zürs (Vorarlberg)

Zittrige Knie oder Herzklopfen darf man schon haben, wenn man sich den Langen Zug im Super-Gebiet Ski Arlberg antun will. Wer mit der Rüfikopfbahn auf 2.350 Meter hinauffährt, steht am Ausgangspunkt der 4,7 Kilometer langen Skiroute. Sie wird von den Bergbahnen täglich präpariert. Aber ob das die Knie weniger zittrig oder das Herzklopfen weniger schlimm macht? Denn im oberen Drittel geht es gleich einmal bei einem Gefälle von 80 Prozent bergab. Da sollte man nicht mit den internationalen Gästen in "Stanton" (wie sie St. Anton gerne nennen) am Vortag einen gehoben haben.

©lech zürs tourismus/sepp mallaun

Corbet's Couloir, Wyoming (USA)

Das hier ist wirklich nur was für Freeride-Profis. Selbst pistenerfahrene Bretter-Connaisseure sollten davon ihre Finger lassen. Denn hier geht ein Sprung zuerst einmal sechs Meter in die Tiefe. Und es geht steil weiter. Rund 50 Grad Neigung hat der Corbet's Couloir zwischen Felswänden im Skigebiet von Jackson Hole nahe der Rocky Mountains.

©Getty Images/iStockphoto/christiannafzger/iStockphoto

Delirium Dive, Sunshine Village (Kanada)

Wieder so eine Wahnsinnigkeit. Auch hier kann man über einen Sprung in den Hang einsteigen (oder über eine Treppe). Was man aber auf keinem Fall machen sollte, vor lauter Angst ins Delirium fallen, sonst ist es vorbei. Wobei am besten ist, man lässt das ohnehin bleiben. Für jene, die es trotzdem wagen wollen, gelten strenge Regeln. Unter anderem darf man nur zu zweit in den Hang und Lawinenausrüstung ist Pflicht.

Kandahar, Garmisch-Partenkirchen (Bayern)

Die Abfahrten auf der Kandahar-Piste sind das legendärste, das der Skiweltcup zu bieten hat. Es gibt Husarenritte über den Freien Fall, der ein Gefälle von 92 Prozent hat. Dort, wo sich die Besten messen, können auch Amateure ihre Schwünge ziehen. Wie auch bei den vorherigen Pisten gilt: Nur für Könner.

Le Mur Suisse, Portes du Soleil (Schweiz)

Auch diese Piste wird von den Verantwortlichen des Skigebiets als eine der steilsten der Welt bezeichnet. Ob das bei einer Neigung von bis zu 56 Prozent wirklich stimmt, sei dahingestellt. Wild ist der Hang, der nicht mit einem Pistenfahrzeug präpariert werden kann, allemal. Und sehr schön ist es hier auf jeden Fall - wenn man die Landschaft auf der rasanten Buckelpiste genießen kann.

©Châtel Tourisme/JF-Vuarand

Mont Fort, Verbier (Schweiz)

Vom 3.300 Meter hohen Mont Fort geht eine unpräparierte Piste hinab. Der buckelige Hang in hochalpinen Raum hat es wirklich in sich. Das sollten wirklich nur Geübte machen. Sonst ergeht es ihnen wie Mathematikern: Sie rechnen mit Brüchen.

©Getty Images/iStockphoto/Lauren627/iStockphoto

Gamsleiten 2, Obertauern (Salzburg)

Diese Piste in Obertauern, zu der einst ein sehr steiler Schlepplift führte, war lange Zeit legendär und gefürchtet - auch weil sie nicht präpariert wurde und riesige Buckeln hatte. Mittlerweile fährt ein Sessellift hinauf, und die großen Gupfen sind wegen der Präparierung auch kleiner. Geübt sollte man trotzdem sein und Angst darf G2, wie er in der Szene heißt, auch immer noch machen.

©Tourismusverband Obertauern/Tourismusverband Obertauern

Streif, Kitzbühel (Tirol)

"He, wo ist die Streif in dieser Aufzählung?", werden einige jetzt fragen. Aber muss man die eigentlich noch erwähnen? Immerhin hört man eh jedes Jahr von enthusiasmierten ORF-Menschen, dass die Mausefalle ein Gefälle von 85 Prozent hat und sich gewöhnliche Skifahrer nach dem Rennen den Hang runterschmeißen können - während in einer Endlosschleife Bilder von David Coulthard, Arnold Schwarzenegger, Ralf Möller, DJ Ötzi etc. eingeblendet werden.

©APA/EXPA/JOHANN GRODER

K2, der gefährlichste Berg der Welt

Und sollte wer befinden, steiler geht es nicht mehr, dann sei noch dieser Wahnsinn ans Herz gelegt. Der Pole Andrzej Bargiel kletterte vor einigen Jahren ohne künstlichen Sauerstoff auf den K2, den gefährlichsten Berg der Welt. Er schnallte am Gipfel seine Ski an und machte das, was man eigentlich nur als verrückt bezeichnen kann. Er fuhr von dem 8.051 Meter hohen Berg auf seinen Bretter hinab.

Kommentare