Bayreuth: Das etwas andere Opernhaus

Das Markgräfliche Opernhaus in der oberfränkischen Kulturstadt ist weniger bekannt als das Festspielhaus - überrascht aber mit Details.

Bayreuth ist Wagner und Wagner ist Bayreuth. So lässt sich das Image der oberfränkischen Stadt außerhalb Deutschlands zusammenfassen. Was weniger bekannt ist: Auch abseits der jeden Sommer im Festspielhaus auf dem Grünen Hügel stattfindenden Richard-Wagner-Festspiele hat die Stadt Musikgeschichte zu bieten: Das Markgräfliche Opernhaus wurde zwischen 1744 und 1748 erbaut – lange Zeit, bevor die ersten Wagnerianer kamen.

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Durch die Stadt

Kommt man in Bayreuth vom weitläufigen Hofgarten und dem Neuen Schloss, und spaziert dann in der Altstadt die Fußgängerzone Richtung Roter Main hinunter, wirkt die Fassade des Baus in der Opernstraße 16 auf den ersten Blick schlicht, unscheinbar. Die Pracht offenbart sich jedoch im Innenraum: mit dem Bühnenbild, dem prunkvollen Logenhaus aus Holz und Leinwand und dem Deckengemälde. Es gab auch ein Balkönchen für Trompeter und Fanfarenbläser.

Sehen und gesehen werden

Die musikbegeisterte Markgräfin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth (1709-1758) ließ das Haus für die Hochzeit ihrer einzigen Tochter Elisabeth Friederike Sophie errichten – von einem italienischen Star-Architekten. „Sehen und gesehen werden – das gesellschaftliche Ereignis war wichtiger als die Bühne“, erklärt die Führerin beim Rundgang. „Im 18. Jahrhundert hatte man keine Tickets, man wurde eingeladen.“ Das Parkett war ohne feste Sitze, diese Stehfläche war für den Hofstaat gedacht. Man konnte den Parkettraum zur Bühnenverlängerung und damit zur Tanzfläche umbauen.

Teure Kerzen

Doch Wilhelmine konnte ihr Opernhaus nur zehn Jahre lang nutzen. In dieser Zeit bis zu ihrem Tod sind nur vierzehn Aufführungen vermerkt. Es war die Beleuchtung, die Unsummen verschlang: Für jede Vorstellung benötige man Tausende Kerzen, um die Bühne zu beleuchten. Eine Bienenwachskerze kostete in etwa ein Wochengehalt eines Arbeiters. Zudem war wegen der Holzkonstruktion die Brandgefahr enorm. Das Opernhaus versank im Dornröschenschlaf.

Wagners Überlegungen

Auch Richard Wagner zog die Bühne in Betracht. Beim Besuch des Märchenkönigs Ludwig II. 1866 wurden im nun neu mit Gas beleuchteten Gebäude Teile aus Tannhäuser und Lohengrin gespielt. Letztlich war der Bau für die Zwecke des Komponisten ungeeignet; doch die Grundsteinlegung vom Festspielhaus 1872 wurde hier im Opernhaus gefeiert. Mit Beethovens 9. Sinfonie, Wagner dirigierte.

Heute zählt das wunderbare Barocktheater zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Stefan Hofer

Über Stefan Hofer

Stefan Hofer ist seit 2009 beim KURIER. Schreibt für das Ressort Reise.

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