Hollywood-Star Julia Roberts

Warum Julia Roberts nicht als "Powerfrau" bezeichnet werden will

Die US-Schauspielerin wird am kommenden Freitag 55 Jahre alt – was sie über ihre Karriere und ihr Familienleben denkt.

Ihr „Ticket ins Paradies“ hat Julia Roberts im Leben längst gefunden. Nun hat sie mit dem gleichnamigen Film auch einen weltweiten Nummer-Eins-Hit an den Kinokassen. Dass Filmpartner George Clooney hierzu seinen Teil beigetragen hat, ist klar, aber für eine Hollywoodschauspielerin in ihrem Alter ist das keine Selbstverständlichkeit in einem Business, das besessen ist von hirnlosen Sci-Fi-Actionthrillern mit dreistelligen Todeszahlen.

Dass die Komödie mit einem in die Jahre gekommenen, geschiedenem Paar, so erfolgreich ist, mag ihr schönstes Geschenk zum 55. Geburtstag sein.

Vielseitig begabt

Als Schauspielerin hat sich die im Südstaaten-Kaff Smyrna, Georgia geborene, die ihrem älteren Bruder Eric nach Hollywood nachgelaufen ist, längst in allen Genres bewiesen.

Ihren Oscar bekam sie für „Erin Brockovich“. Dass sie lustig sein kann, wissen wir spätestens seit „Pretty Woman“. Sie stand ihre Frau unter Männern in „Ocean“s 12“, und in „Charlie Wilson’s War“ nahm sie bewusst eine Nebenrolle an, die einer Charakterdarstellerin würdig ist.

Regie führte Mike Nichols, jener Mann, der schon in „Hautnah“ das Beste aus Roberts holte, das in ihr steckt.

Regisseure waren immer wichtig für ihre Karriere, für die wirklich Guten nimmt sie auch schon mal TV-Angebote an. Das machte sich mit „Homecoming“ und „Ben ist Zurück“, und kürzlich „Gaslit“, in dem sie Martha Mitchell, die gelangweilte Ehefrau des in den Watergate-Skandal verwickelten Justizministers John Mitchell spielt, bezahlt.

Sie wählt ihre Rollen mit großer Sorgfalt aus, wie sie sagt: „Was ich an manchen meiner Filme so interessant fand, war die Dankbarkeit, die sie in mir auslösten. Dankbarkeit für den Luxus, den ich nicht als selbstverständlich betrachte. Ich rede hier nicht von materiellem Luxus, sondern von den Freiheiten, die ich in meiner liberalen Welt und in meinem liberalen Job habe. Freiheiten, für die Generationen von Frauen vor mir hart kämpfen mussten. Ich versuche immer wieder Filme zu machen und Frauen zu spielen, die einer neuen Generation die Taten ihrer Großmütter und Urgroßmütter in Erinnerung zu bringen.“

Spricht man sie auf jüngere weibliche Co-Stars wie Kaitlyn Dever (25) an, die ihre Tochter in „Ticket ins Paradies“ spielt, merkt man eine gewisse Bewunderung: „Es war richtig toll zu beobachten wie selbstsicher und furchtlos manche dieser jungen Schauspielerinnen sind. Ich war da ganz anders mit 21, 22, 23. Ich war total unreif. Das ist bei diesen Mädels ganz anders.“

Privat ist sie seit 20 Jahren mit dem Kameramann Danny Moder (53) verheiratet und hat drei Kinder – die Zwillinge Finn und Hazel (17) und Henry (14). Roberts macht kein Hehl daraus, dass die Aufteilung zwischen Privat- und Berufsleben nicht immer die Einfachste ist, und der Balanceakt nicht immer gelingt.

„Ich selbst hatte das Glück viele Jahre allein zu sein und mich meiner Karriere widmen zu können. Deshalb muss ich mich heute auch nicht mehr täglich damit beschäftigen. Ich habe jetzt den Luxus, mein Leben so zu leben, wie ich es will, ich kann mich auch monatelang nur meinem Familienleben und meinen Freunden widmen, ohne dass meine Karriere darunter leidet. Aber wenn ich noch weniger arbeiten würde, würde mein Beruf komplett zum Stillstand kommen“, so Roberts.

„Was ich nicht sehr schätze, ist, wenn die Leute automatisch annehmen, okay, sie ist verheiratet, sie ist glücklich, sie will nicht mehr arbeiten. In Wirklichkeit ist nur das Timing zufällig perfekt. Die Projekte, die ich annehmen will, werden mir nicht alle gleichzeitig angeboten. Und mein Privatleben ist ganz normal und viel zu langweilig, um darüber zu reden. Dazu kommt, dass mein Mann sehr scheu ist, ein wundervoller Mensch, der aber nicht gern im Rampenlicht steht. Er hat diesen fragwürdigen Ruhm nicht gewählt, und aus Respekt ihm gegenüber, spreche ich nicht über ihn – so gern ich sonst über ihn spreche!“

Gefährliches Wort

Nach Ihrem Oscarsieg stiegen ihre Gagen auf über 20 Millionen Dollar pro Film. Trotzdem ist ihr der Begriff „Powerfrau“ ein Dorn im Auge:

„Ich halte das für ein relatives Wort, Power. Oft lache ich darüber. Ich höre es immer dann sehr oft, wenn ich Interviews gebe. Die Definition jedes Einzelnen ist verschieden. Deshalb ist es ein gefährliches Wort. Ich glaube nicht, dass es in puncto Power einen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt. In meinem Fall verwende ich die Bezeichnung nur, wenn ich beschreiben möchte, dass ich nach all den Jahren immer noch da bin, glücklich und im Besitz meiner Sinne“, sagt sie lachend.

„Ich kann noch immer gerade Sätze formen, das ist meine Power!“

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