Was beim legendären Calvin-Klein-Shooting mit Kate Moss wirklich passierte

Werbe-Aufnahmen mit Mark Wahlberg, das Model fühlte sich „verwundbar und verängstigt“.

Das Werbesujet ist eine Ikone der Neunzigerjahre. Auf der einen Seite das junge Model mit dem gewissen Etwas. Auf der anderen Seite der muskelbepackte Rapper, ein Bad Boy. Kate Moss und Mark Wahlberg in Schwarzweiß. Halbnackt in Unterwäsche, schuldig und unschuldig zugleich, ein Turboboost für das Markenimage von Calvin Klein. Die Höschen und Leibchen verkauften sich fortan wie die warmen Semmeln.

Doch wie so oft finden sich hinter der glatten Fassade des Sujets unsichtbare Bruchlinien, die dem Konsumenten verborgen blieben. Und die erst viel später zutage treten. In einem Interview in der Sendung „Desert Island Discs“ von BBC Radio 4 sprach das 48-jährige Supermodel jetzt über ihre Karriere. Und sparte dabei auch nicht mit Details über ihre schwierige Gefühlslage während des Shootings mit Wahlberg.

Ikonisch: Moss und Wahlberg in der Calvin-Klein-Kampagne, 1992

©Courtesy of Calvin Klein

"Er war ein Macho"

Sie habe „keine sehr guten Erinnerungen“ an die Werbeaufnahmen, so Moss, sie habe sich dabei „verletzlich“ und „ängstlich“ gefühlt. Dass sie den Job mit negativen Eindrücken verbindet, war laut der Britin dem Verhalten ihres männlichen Gegenparts geschuldet. „Er war ein Macho und es ging nur um ihn. Er hatte eine große Entourage. Ich war nur eine Art Model“, so Moss.

Im Interview gibt sie zu, sich „objektiviert“ gefühlt zu haben. „Vollständig“, so die Model-Ikone. „Ich denke, sie haben mit meiner Verwundbarkeit gespielt.“ Und fügt hinzu: „Ich war ziemlich jung und unschuldig, also liebte Calvin das.“

In der Werbung ist Kate Moss meist ohne BH zu sehen, trägt nur einen Slip; dabei drückt sie sich hautnah an den ebenfalls mit freiem Oberkörper posierenden Mark Wahlberg – dieser posiert in Low-Cut-Jeans, aus der der obere Teil seiner Calvin-Klein-Shorts mit dem Schriftzug ragt.

Wegen Körperverletzung verurteilt

Das Model, das heute selbst eine Agentur besitzt, war damals 18 Jahre jung. Wahlberg war drei Jahre älter und ein angesagter Star. Als ehemaliges Mitglied der Teenie-Boyband-Idole von New Kids On The Block war er bekannt geworden, als Rapper Marky Mark („Good Vibrations“) setzte er seine Musikkarriere erfolgreich fort. Guten Ruf hatte er keinen: In einem Bostoner Viertel mit hoher Kriminalitätsrate und in armen Verhältnissen aufgewachsen, wurde er bereits als Jugendlicher mit Delikten, die von Bedrohung bis Diebstahl reichten, straffällig. Mit 16 wurde er wegen Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilt. Moss fühlte sich eingeschüchtert und ängstlich.

Die unangenehme Zusammenarbeit zehrte an den Nerven von Kate Moss. Gegenüber Vanity Fair konstatierte sie einmal, sie habe danach einen Nervenzusammenbruch erlitten.

Geständnis

Wahlberg wiederum stellte in einem Interview mit dem Guardian fest: „Ich denke, ich war wahrscheinlich ein bisschen rau an den Rändern. Ich habe irgendwie mein Ding gemacht“, so der Filmstar („The Departed“). „Ich war nicht sehr … weltoffen, sagen wir mal so.“ Dennoch wären Moss und er sich danach ab und zu über den Weg gelaufen, hätten einander Hallo gesagt und Höflichkeiten ausgetauscht.

Kate Moss wurde im Alter von 14 Jahren am Flughafen JFK von einem Modelagenten entdeckt. Im Interview mit der BBC sprach sie auch über andere negative Erfahrungen in ihrer Karriere. So sei sie mit 15 von einem Fotografen aufgefordert worden, bei einem Shooting ihren BH auszuziehen. Nachdem sie das getan hatte, spürte sie, dass etwas nicht stimmte und sei davongelaufen. Die Erfahrung hätte „ihren Instinkt geschärft“.

 

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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