Wie bei „Layla“: 10 Skandalsongs - je verbotener, desto erfolgreicher
Verbotene und boykottierte Lieder, von der EAV bis zu den Sex Pistols. Sogar „Marmor, Stein und Eisen bricht“ war dabei.
Verboten, geächtet, boykottiert – und trotzdem erfolgreich. Oder gerade deswegen. So kann’s gehen, wenn man gute Absichten hat. Musikalisch wird das gerade in den Charts vorexerziert: Der Text des brünftigen Ballermann-Partyhit „Layla“ („Meine Puffmama heißt Layla / Sie ist schöner, jünger, geiler“) wird als sexistisch eingestuft, am Volksfest in Würzburg sollte er verboten werden, sogar der Justizminister mischte sich ein. Die Folge: das Video wurde auf YouTube acht Millionen Mal angeklickt, wird trotzdem gespielt und gegrölt und - führt in Österreich und Deutschland weiterhin die Charts an.
Auch andere Songs haben in der Pophistorie immer wieder für heftigen Streit und Anfeindungen gesorgt und zu Radioboykotten und Verboten geführt:
Jane Birkin & Serge Gainsbourg: „Je T’aime… Moi Non Plus“
Das Sexsymbol Brigitte Bardot (Ex von Gainsbourg) hätte ursprünglich die sündigen Songzeilen hauchen sollen. Ein Skandal wurde der Song auch so. Bardot war das Lied nämlich dann doch zu riskant und so stöhnte seine spätere Partnerin Jane Birkin den Text zwei Jahre später 1969 lustvoll ins Mikro. Die BBC boykottierte den Song und der Vatikan forderte die Verhaftung der Verantwortlichen bei der Plattenfirma. Der zuständige Vertriebsleiter in Italien wurde exkommuniziert. Das Lied verkaufte sich weltweit dennoch mehr als zwei Millionen Mal.
EAV: „Burli“
1986 passierte die Atomreaktor-Katastrophe von Tschernobyl. 1987 erregte die EAV mit ihrem Song über einen Buben, der aufgrund eines Kernkraft-Unfalls diverse Mutationen aufweist („Der Burli hot links und rechts drei Uhrli“) heftig die Gemüter. Einige Radiosender in Deutschland weigerten sich trotz des schwarzhumorig-satirischen Zugangs, das Lied zu spielen. Der Radiosender Bayern 2 stufte den Text als beleidigend gegenüber Behinderten ein.
Drafi Deutscher: „Marmor, Stein und Eisen bricht“
Wenn es um die Grammatik geht, versteht man in Bayern keinen Spaß. Der Bayerische Rundfunk machte darauf aufmerksam, dass es richtigerweise heißen müsste: „Marmor, Stein und Eisen brechen“, also das Plural angewendet werden müsse, nicht Singular. Und spielte den Schlagerhit sodann nicht mehr.
Sex Pistols: „God Save The Queen“
Die Briten wiederum verstehen keinen Spaß, wenn es um die Königin geht. Das Lied der Punkband kam 1977, im Jahr des silbernen Thronjubiläums der Queen heraus. Der pessimistische Song prangert die britische Gesellschaft an, das System und die Monarchie an – no future! Die BBC fand das gar nicht lustig und spielte ihn nicht – heute ist die Punk-Hymne ein Klassiker.
Spider Murphy Gang: „Skandal im Sperrbezirk“
1981 war die rockige Neue-Deutsche-Welle-Nummer der Nr. 1-Hit, von dem alle sprachen. 750.000 Mal verkaufte er sich. Radiosender in Bayern boykottierten ihn dennoch, und zwar weil sie das Wort „Nutten“ als anstößig einstuften. Im Lied heißt es bekanntlich: „Und draußen vor der großen Stadt / Steh'n die Nutten sich die Füße platt.“ Diese Sensibilität galt allerdings nur in Bayern. Jaja, die Rosi. Auch, dass viele die im Song genannte Telefonnummer anriefen, sorgte für Ärger.
Frankie Goes To Hollywood: „Relax“
1983 landete die Band rund um Holly Johnson damit in ganz Europa einen Riesenhit. Dem voran ging ein Skandal, der eigentlich erst durch den Radio-DJ Mike Read ausgelöst wurde. Als er den Song in seiner Show spielte, brach er ihn mittendrin unvermittelt ab, weil er den Text als auch das Cover als „absolut obszön“ empfand. Auch die BBC war wenig entspannt und setzte „Relax“ auf den Index.
Falco: „Jeanny“
Der Song war 1986 ein Riesenskandal und sorgte für jede Menge Schlagzeilen. Der Text (als auch das Video) deuten darauf hin, dass hier die Entführung eines Mädchens aus der Sicht des Entführers geschildert wird. Vorwürfe gegen das Lied behaupteten, hier würde eine Vergewaltigung und ein Gewaltverbrechen verherrlicht. Sender wie der Norddeutsche Rundfunk oder der Bayerische Rundfunk spielten den Hit „aus ethischen Gründen“ nicht. Dem Antrag, ihn als „jugendgefährdet“ einzuordnen, wurde allerdings nicht stattgegeben.
The Kinks: „Lola“
Im Song geht es um einen Mann, der in einem Klub angeregt mit einer Frau tanzt, die sich dann jedoch als Mann herausstellt. Homosexualität, Verwirrung, Transvestiten – ziemlich starker Tobak für das Jahr 1970. Sänger Ray Davies wurde dazu von einer Partynacht inspiriert, in der seinem Manager Ähnliches widerfuhr. Jedoch: Der umstrittene Text war keineswegs der Grund, warum der Song Ärger bereitete. Sondern weil darin „Coca-Cola“ vorkam und die BBC dies als unerlaubte Produktplatzierung identifizierte. Davies musste daher eigens die USA-Tour der Kinks unterbrechen, jettete nach England und änderte Coca-Cola in „Cherry Cola“.
Die Ärzte: „Claudia hat ’nen Schäferhund“
„Claudia hat ’nen Schäferhund / Und den hat sie nicht ohne Grund / Abends springt er in ihr Bett / Und dann geht es rund“: Das war den Behörden dann doch zu viel der tierischen Liebe. 1984 führten Zeilen wie diese dazu, dass der Song als jugendgefährdend indiziert wurde. Dasselbe galt für das Album „Debil“ und das sich ebenfalls darauf befindende „Schlaflied“. Beide Lieder würden sich „sozialethisch desorientierend“ auswirken.
Frank Zappa: „Bobby Brown“
Zappas provokativ-satirischer Song handelt von einem aalglatten, wohlhabenden Studenten, der nach einem traumatischen Erlebnis mit einer lesbischen Frau seine Vorliebe für Homosexualität, Sadomasochismus und Urophilie entdeckt. Viele Radiosender weigerten sich 1979, den Song zu spielen und stuften ihn als obszön ein. Im deutschsprachigen Raum fiel der Text den Wenigsten auf und wurde ein Hit.
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