Michaela Mayer

Michaela Mayer kürt das schönste Ballkleid für den Opernball

Die Wiener Modemacherin Michaela Mayer sucht das perfekte Walzerkleid für den Opernball und erzählt, wie sich das Ballkleid veränderte und was man trägt.

In New York wurde die Netflix-Historienserie "Die Kaiserin" voriges Jahr mit dem International Emmy Award als beste Dramaserie ausgezeichnet. Dabei standen auch die Kostüme von "Sisi" und "Sophie" im Fokus. 

Wie in der ersten Staffel arbeitete Mayer mit ihrer Partnerin, der Kostümbildnerin Monica Ferrari-Krieger, an neuen Kleidern und gründete dafür ihr zweites Label "Costumes Couture". Die dritte Staffel steht in den Startlöchern. 

So wie Michaela Mayer, die gestern als Juryvorsitzende die Siegermodelle für das perfekte Walzerkleid des Couture Salons für den Wiener Opernball präsentierte.  

Ihre Entwürfe für die Netflix-Serie "Die Kaiserin" waren opulent und eher barock. Haben diese ihre eigene Kollektion beeinflusst? 

MICHAELA MAYER: Ja sehr! Wir ließen uns von den historischen Faltenwürfen inspirieren und haben sie in die aktuelle Ballmodenkollektion einfließen lassen. Die Arbeit war spannend und aufwendig, denn vieles wurde per Hand genäht.

Modemacherin Michaela Mayer entwirft ihre Kollektion selbst. Auch hinter der Nähmaschine ist sie öfters anzutreffen – in ihrem Geschäft Michel Mayer in der Wiener Singerstraße

©kurier/Wolfgang Wolak

Als Designerin sind Sie auf Abend- und Ballmode spezialisiert. Auf welche Kriterien musste die Jury beim Opernball Couture Salon achten? 

Es war nicht leicht bei über 50 Einreichungen, die vom Modestudenten bis zum etablierten Label reichten, die Gewinner auszuwählen. Neben Kreativität war beispielsweise die "Walzertauglichkeit" ein Muss und die damit verbundene Bewegungsfreiheit. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass ein Kleid einen weitschwingenden Rock haben muss.
Würden Sie sagen, dass sich das Ballkleid in etwa 100 Jahren Ballgeschichte verändert hat? Muss es andere Kriterien erfüllen als früher? Abgesehen von den Goldenen Zwanzigerjahren, wo das Kleid schmal und kürzer war, hat sich die Linie eines klassisch geschnittenen Ballkleides nicht allzu sehr verändert. Früher waren jedoch die Kleider sehr viel aufwendiger gearbeitet. Korsette und schwere Materialien sind heute leichteren Stoffen und moderneren Verarbeitungsweisen gewichen. Heute findet man auf einem Ball mehr Vielfalt in Schnitt, Material und Farbe als früher, das macht das Erscheinungsbild bunter.

Bemerken Sie auch soziale Veränderungen in der Balltradition selbst?

In der Vergangenheit war es ja hauptsächlich Adeligen und Mitgliedern des Königshauses vorbehalten, opulente Gewänder zu tragen, um sie auf Hofbällen auszuführen und Macht und Reichtum zu zeigen. Heute steht es jedem offen einen Ball zu besuchen und auch die Kleidervorschriften sind lockerer geworden. Doch der Ball ist noch immer der Ort, um seine Juwelen zu zeigen.

Heute gibt es auch mehr Events als früher. Hat sich dadurch die Ballkultur verändert? 

Ja, ich finde schon. Es gibt viel mehr Bälle und Anlässe, um lange Kleider anzuziehen. Ein neuer Trend zeigt sich auch bei Hochzeiten: Zum Dinner erscheinen Gäste immer öfter in langen Abendkleidern. Auch auf Red-Carpet-Events und Galas sind lange Abendkleider heute ein Muss. 

Was unterscheidet ein Ballkleid von einem Gala- oder Red-Carpet-Kleid?  

Für eine Gala sind die Kleider schmäler und simpler im Schnitt. Ballkleider sind ausladender, opulenter. Aber auch das hängt heute eher vom Wunsch der Kundin ab und nicht mehr von einer gesellschaftlichen Etikette. Doch es zeigt sich auch dort ein Trend zur klassischen Linie. Wie es Zendaya bei den Golden Globes mit einer weiten klassischen Satin-Ballrobe von Louis Vuitton vorzeigte.

Wie findet man seinen persönlichen Ballkleid-Style? Gibt es Einstiegsmodelle?

Ich ermutige erst alle, verschiedene Kleider anzuprobieren. Das ist das Allerwichtigste. So kann man sich gut an Schnitt, Farbe und Material herantasten. Jede Kundin spürt sofort, worin sie sich wohlfühlt und findet so "ihr" Kleid. Als Einstiegsmodell eignen sich gut einfache Modelle der Basic-Linie aus Seidensatin oder Dupionseide ohne Stickerei und ohne Mieder. Die Couture-Linie besteht ausschließlich aus Einzelstücken. Jedes Kleid wird in einer anderen Stickerei angefertigt. 

Ist Nachhaltigkeit ein Thema für Kunden? 

Ja, manchmal schon! Da wir unter dem Label Michel Mayer langlebige Kleider machen, werden sie auch öfters von Mutter zu Tochter weitergegeben. Die Änderungen dabei sind sehr einfach: Wir lösen Faltenwurf und Drapierung auf und passen sie neu an.

Michaela Mayer passt die Kleider ihrer Kollektion individuell an,

©kurier/Wolfgang Wolak

Welche Stoffe sind heuer angesagt?

Diese Saison setzen wir einen Schwerpunkt auf Paillettenstickerei aus einer Vorarlberger Produktion, Metallic, Spitze und Seidenduchesse in gedeckten Tönen. Ich persönlich liebe auch Champagnerfarben und zu dem angesagten Mocha Mousse haben wir viele Farbvarianten in Spitze und Seide.

Wie gehen Sie an den Entwurf heran?

Ich gehe immer den direkten Weg, ohne Skizze, ohne Schnitt, und drapiere das Material direkt auf die Puppe. Ich arbeite gerne mit dem ganzen Material, ohne Verschnitt. Für mich ist der Schaffensprozess unmittelbar mit dem Design verbunden. Der Entwurf entsteht beim Drapieren, die Skizze im Tun.

Welche Kleider passen heuer auf den Opernball?

Wir empfehlen neben Abendkleidern gerne auch zweiteilige Ensembles. Die sind sehr beliebt, da sie auch danach vielseitig einsetzbar sind. So kann man etwa ein Mieder mit einem kurzen Rock kombinieren und es zum Cocktailkleid verändern. Heute muss kein Ballkleid mehr unbequem sein, selbst Miederkleider. Die Zeit der steifen Korsette ist vorbei, unsere Opernballkleider sind bequem, und man spürt sie nicht beim Tanzen.

Florentina Welley

Über Florentina Welley

Mag. Florentina Welley schreibt seit 2006 als Lifestyle-Autorin über ihre Lieblingsthemen: Mode, Reise, Design und Kunst. Darüber hinaus konzipiert sie Shootings, kuratiert auch Kunst- und Designevents. Auch Film-Erfahrung hat sie, etwa als Co-Produzentin für den Spielfilm „Die toten Fische“, darüber hinaus ist sie in Werbung und Medien bekannt für Konzepte, Textierungen jeden Genres und Modeproduktionen samt Styling, Regieassistenz, Ausstattung und Kostümbild.

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