Das Barett ist wieder da: Ein revolutionäres Stück Filz

Das Barett ist viel mehr als nur eine flache Filzkappe mit Zipfel. Wer es erfunden hat und welche revolutionäre Kraft hinter der Kopfbedeckung steckt.

Che Guevara trug eines, genauso wie Pablo Picasso oder Marlene Dietrich. Und auch heute ist das Barett, die wohl älteste Kopfbedeckung der Welt, wieder total angesagt. Vor allem Models und Fashion-Bloggerinnen haben die flache Kappe aus Filz mit dem kleinen Zipfel für sich entdeckt und interpretieren sie neu. Besonders lässig wirkt die Baskenmütze in Kombination mit offenen Haaren, rotem Lippenstift und einer klassischen Tweedjacke im Stil von Coco Chanel: Dieser Look schreit: Oh, là, là, wir kommen aus Paris. 

Geschichten über Entstehung

Das Barett stammt ursprünglich aus dem Baskenland, einer Region im Westen Europas, im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Spanien. Es ranken sich einige Geschichten um die Entstehung der Kopfbedeckung. Einerseits sollen es Bauern und Hirten aus den Pyrenäen gewesen sein, die sie als Erstes trugen. Andere Quellen wiederum beschreiben Fischer und Seeleute als erste Träger. Und noch eine Legende gibt es rund um die Entstehung des Baretts: Kaiser Napoleon III. soll 1855 die Arbeiter an seinem Sommerpalast in Biarritz beobachtet haben und erstaunt über ihre "baskischen Hauben" gewesen sein. So soll laut Überlieferung der Name Baskenmütze entstanden sein.  

Militärischer Touch  

Auch Soldaten rund um den Globus tragen die schiefe Kappe. Der militärische Einfluss geht auf die Chasseurs Alpins, die französischen Gebirgsjäger, zurück. Sie machten das Barett 1889 zum Teil ihrer Uniform. Militäreinheiten auf der ganzen Welt folgten dem Beispiel der Franzosen. Weil die Kopfbedeckung keine Krempe hat, schränkt sie das Sichtfeld des Trägers nicht ein und wurde somit zum Standardrepertoire für das Heer. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Filzmütze dann zum Symbol des Widerstands und der Revolution. Im Jahr 1960 schoss der Fotograf Alberto Korda das berühmte Porträtfoto von Che Guevara: Der Guerillaführer ist darauf mit einem schwarzen Barett samt Generalsstern zu sehen. Die Aufnahme wurde weltberühmt, ziert bis heute unzählige Fahnen und T-Shirts und machte das Barett endgültig zum Erkennungszeichen für Revolutionäre. 

Marlene Dietrich trug als eine der ersten Frauen das Barett.

©APA/AFP

Weltberühmte Träger

Im frühen 20. Jahrhundert entdeckten dann Künstler, Intellektuelle und Schauspielerinnen die Baskenmütze für sich. Prominente Fans waren etwa der Bildhauer Auguste Rodin, Maler Pablo Picasso oder die Schriftsteller Ernest Hemingway und Heinrich Böll. In den 1930er-Jahren entdeckte das weibliche Geschlecht die modische Kopfbedeckung für sich. Greta Garbo wurde ebenso darin gesehen wie Marlene Dietrich. Im Jahr 1950 zierte das schwedische Fotomodell Lisa Fonssagrives – sie gilt als erstes Supermodel – das Cover der amerikanischen Vogue. Abgelichtet wurde sie mit roter Baskenmütze und Baguette im Arm. Très Chic.
 

Bonnie legte ihres nie ab

Der revolutionäre Touch begleitet die Kopfbedeckung weiter in die 1960er-Jahre. Faye Dunaway spielte im Jahr 1967 an der Seite von Warren Beatty im Film "Bonnie und Clyde". Die beiden verkörperten das coolste Gangsterpaar der Welt. Bonnies Look: wadenlanger Rock, V-Ausschnitt-Pullover, gemustertes Halstuch und Baskenmütze. Damit eroberte sie nicht nur das Publikum im Sturm, sondern ließ den Verkauf der Kappen explodieren. 

Danach war es lange Zeit ruhig um den Klassiker. Doch in letzter Zeit ist das Barett wieder angesagt. En vogue sind sowohl der Klassiker in Schwarz oder Weiß aus Filz oder die neu interpretierten coolen Varianten aus Strick. Vor allem in Dänemark tragen die Fashion-Girls das modische Accessoire derzeit rauf und runter. Wer sich für ein Barett entscheidet, kauft ein Stück Modegeschichte: Denn die flache Filzmütze – in Wien wird sie übrigens auch Pullmankappe genannt – ist nicht einfach nur eine Kopfbedeckung, sondern steht für französischen Chic, künstlerische Freiheit und natürlich revolutionäre Ideologie.

Über Brigitte Biedermann

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