Knapp 100.000 Personen liefern neue Erkenntnisse zum Fremdgehen

Männer sind untreuer als Frauen. Frauen haben dafür emotionale Affären. Was eine neue Untersuchung in puncto Untreue für beide Geschlechter aufschlüsselte.

Die Liebe kann ziemlich schmerzhaft sein. Vor allem dann, wenn eine der beiden Beteiligten es nicht so genau mit der Treue nimmt. Dabei ist Untreue nicht nur für die Beziehung schädlich, die sie oftmals beendet. Auch für Einzelpersonen können durch den Vertrauensbruch stark psychisch belastet werden, wie zahlreiche Studien bereits ausführlich dokumentierten.

Die meisten Forschungen zum Thema untersuchten lediglich die Motivation, fremdzugehen. Die Professorin für Psychologie, Maryanne Fisher, von der Saint Mary’s University in Halifax, und ihr Team gehen weiter und interessieren sich für die persönlichen Erfahrungen mit Untreue und wie sie sich auf die Beziehung auswirkte. Dafür haben sie insgesamt 94.943 Daten eines Online-Quiz‘ ausgewertet. Welche neuen Erkenntnisse über die Häufigkeit und Merkmale von Untreue erschlossen wurden.

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Anonymes Online-Quiz

Die fast 100.000 Personen, von denen 66,1 Prozent Frauen und 33,9 Prozent Männer waren, füllten auf der inzwischen nicht mehr existierenden Website "The Truth About Deception“ ein Quiz aus. Dieses war anonym. 

Alle Teilnehmenden besuchten die Website von allein und nahmen freiwillig an der Umfrage teil. "Wir müssen bedenken, dass sie diejenigen repräsentieren, die die Website gefunden haben und motiviert waren, Antworten zu geben“, so Fisher auf psychologytoday.com

Die Website sammelte nur wenig Daten, dennoch lieferten diese Einblicke in die Dynamik von Untreue. 

Der Unterschied zwischen Frauen und Männer

Die Analyse zeigte, Frauen gehen generell häufiger fremd als Männer, wenn es Probleme in der Beziehung gibt oder sie sich von ihrem Sexualleben gelangweilt fühlen. Sie haben auch häufiger emotionale Affären und Cybersex und sind vor allem im Internet untreu. 

In puncto sexueller Untreue sind wiederum Männer Spitzenführer. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie lustgetrieben fremdgehen – und zwar mehr als einmal – ist wesentlich höher. 

Fisher schlägt hier vor, die Ergebnisse durch die unterschiedlichen geschlechtsspezifischen Herausforderungen zu erklären, mit denen Menschen im Laufe der Evolution konfrontiert sind. 

So sind emotionale Affären, bei denen Zeit, Energie und andere Ressourcen entzogen werden, für Frauen historisch gesehen problematischer als für Männer. Denn sie haben sich in den vergangenen Jahrhunderten auf den Mann verlassen. Das führe auch dazu, "dass es Frauen oft schwerer fällt, sich vorzustellen, dass ihr Partner in eine emotionale Beziehung verwickelt, ist als in eine rein sexuelle“.

Zudem kann das Fremdgehen des Mannes den sozialen und materiellen Status der Frau gefährden, was sich negativ auf sie und die Kinder auswirkt. 

Männern geht es hingegen um sexuelle statt emotionale Untreue, "da sie am Ende möglicherweise in Kinder investieren, von denen sie nicht wissen, dass sie biologisch nichts mit ihnen zu tun haben".

Ähnliche Studienergebnisse

Auch frühere Arbeiten kamen zu einem ähnlichen Ergebnis. Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigte, dass Emotionalität ein wesentlicher Bestandteil der Untreue ist und deswegen vor allem Frauen belastet. 

Bei der Untersuchung der Fremdgeh-Motivation stellten die Forschenden fest, dass Frauen dazu neigten, längere Affären zu haben und sich auf diejenigen einzulassen, die sie zuvor bereits kannten. Männer hingegen bevorzugten fremde Frauen für den Seitensprung. 

Andere Studien legten offen, dass untreue Frauen von ihren Beziehungen müde und frustriert sind, sich vernachlässigt fühlen oder einfach Neugier auf einen anderen Partner verspürten. 

Wie es mit der Wahrheit steht

Fisher und ihr Team untersuchten auch den Umgang mit Untreue. Demnach gestanden die meisten Personen unabhängig voneinander fremdgegangen zu sein (56,8 %). Wiederum 21,5 Prozent der Studienteilnehmer wurden von ihrem Partner erwischt und weitere 8,3 Prozent gestanden ihre Untreue, als sie beschuldigt wurden. 

Bei 4,5 Prozent haben sich Dritte eingemischt und den Partner davon in Kenntnis gesetzt. Acht Prozent machte der Zufall einen Strich durch die Rechnung und sie wurden entdeckt. 

Die Conclusio: Die Mehrheit der Menschen sind bereit, ihre Untreue zu gestehen. Das könnte laut Fisher auf ein gewisses Maß an Reue, den Wunsch sein Gewissen zu bereinigen, aber auch auf das Bedürfnis der Wiedergutmachung hindeuten. 

Fakt ist, Untreue kann der Beziehung schwer schaden oder sie gar beenden. Sie verletzt einen geliebten Menschen. Bevor man ein fremdes Bett aufsucht, ist ein Gespräch mit dem Partner sinnvoll. Und wenn es gar nicht mehr geht, ist es besser die Beziehung zu beenden - auch wenn es wehtut. 

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