Körpergefühle: Welche Zonen besonders erregbar sind

A-Punkt, U-Punkt, G-Punkt, K-Punkt: Es gibt keinen magischen Punkt, der immer Wunder vollbringt. Daher lohnt es sich, herumzuwandern, um Neues zu entdecken.

Verführerisch ist die Idee allemal: Dass es verlässlich funktionierende „Lustknöpfe“ gibt, die in jeder Lebens- und Liebeslage die ultimative Ekstase gewährleisten. Da ein bisserl drücken, dort ein bisserl reiben und züngeln – geht schon!

Zumindest medial werden uns diverse Punkte als Geilheitsgaranten verkauft. Die Ahs und Uhs der Sex-Seligkeit, alles schon gelesen. Da wäre zunächst der gute, aber irgendwie überholte G-Punkt. Sowie der ebenfalls in die Jahre gekommene A-Punkt, als so genannter „Deep Spot“, weil er tief drinnen in der Vagina liegt. Von Profis „AFE-Zone“ genannt, für „Anterior Fornix Erogenous Zone“ – in einfachem Deutsch: „Vordere-Gewölbebogen-erogene-Zone“. Man findet sie im hinteren, oberen Scheidenbereich, stimuliert wird dieser Bereich mit einer so genannten schaufelnden Fingerbewegung, Richtung Bauchdecke. Der A-Punkt schätzt die Stellung „Doggy Style“. Dann der U-Punkt, im Bereich der Harnröhre, ausgestattet mit zahlreichen Nerven und daher ebenfalls hochempfindlich. Schließlich der bewährte K-Punkt, seitlich an der Klitoris.

"Orgasmusgang"

Stimmt, das klingt alles ein wenig kompliziert. Nach einer Art genitaler Schnitzeljagd oder Orientierungslauf am besten mit Go-Pro festgehalten, damit man sich die Wege für die Zukunft merken kann. Männer sind da gefordert, vielleicht wäre eine Gebrauchsanleitung oder Landkarte gar keine üble Idee. Um zu wissen, welcher Knopf wie gedrückt werden muss, damit’s schnurrt. Sich anatomisch auszukennen, schadet natürlich nicht, doch am Ende gilt: meisterliches Punkterlfummeln ist vieles, aber nicht alles. Weil Frauen keine Waschmaschinen sind, die sich programmieren lassen. Orgasmusgang Eco, 30 Grad, 30 Minuten – hollodero. Männer auch nicht, aber dazu ein anderes Mal.

Wunder Frau, Wunder Mensch: Jede/r ist anders. Anders empfindlich, erregbar, berührbar. Die Kunst der Erregung besteht darin, sie – wie ein Theaterstück – zu inszenieren. Da fängt man idealerweise nicht beim Ende an, sondern versucht, möglichst viel Spannung aufzubauen, auch abseits der Genitalien. Die kommen dann eh noch dran, alles zu seiner Zeit.

Erogenes Terrain ist überall – fangen wir beim Mund an. Die Lippen sind besonders gut durchblutet, hier finden sich viele, sensible Nervenendigungen. Spielen Sie damit – knabbern Sie, beißen Sie, lecken Sie. Nun zu Hals, Nacken, Haaren. Was soll ich sagen? Das Prinzip „knabbern-beißen-lecken-küssen“ ist auf diese Region eins zu eins übertragbar, es darf aber auch gerne zugepackt und (je nach Geschmack und Empfindlichkeit) ein bisserl gezogen werden. Die Ohren bitte nicht vergessen: Sie sind ebenfalls hochsensibel, vor allem aber lieben sie ein Hauchen, Raunen und Stöhnen. Brüste, eh klar – doch außer Acht gelassen werden oft die Innenseiten der Arme oder Schenkel, mit besonders zarter Haut, deren Berührung herrliches Schaudern auslösen kann. Der Bauch wiederum ist ein spezielles Kapitel: Manche mögen es gar nicht, dass da jemand hingreift. Manche sind schlicht kitzlig, andere wiederum schätzen das Züngeln rund um den Bauchnabel mit Zielrichtung „Süden“. Ein zartes Kratzen und Streicheln entlang der Wirbelsäule und des Rückens hat ebenfalls enorme Wirkung, irgendwann landet man unten. Nein, nicht dort, sondern: bei den Füßen. Je nach Typ schätzen manche Frauen eine Fußmassage als erotisches Amuse gueule. Irgendwann bringt die lustvolle Erkundung der weiblichen Körperlandschaft diesen speziellen Moment des „Point-of-no-Return“, an dem es nur mehr um eines geht: vögeln. Bitte. Jetzt. Sofort.

Sinnlich

Zärtlichkeit neu lernen – das ist die Idee von „Sensate Focus“. Es sind Übungen, die 1970 von Masters und Johnson kreiert wurden. Sie sollen Paaren helfen, andere und neue sinnlich-sexuelle Erfahrungen zu erleben, etwa im Rahmen einer Therapie. Ziel ist es, herauszufinden, welche Berührungen gut tun – es kommt aber nicht zu Geschlechtsverkehr. Studien zeigen, dass so mehr Intimität und Zufriedenheit entstehen können.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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