Ich hatte 30 Tage Sex: Was das mit der Beziehung machte
Wer mehr über seine Beziehung lernen will, sollte seine Sex-Frequenz erhöhen. 4 Learnings nach einem Monat Sex-Marathon.
"Was hältst du von einem Experiment? 30 Tage lang einmal täglich Sex", eröffne ich meinem Freund Anfang Mai. Er reagiert wie gewohnt mit Humor: "Puh, es wird schwer, sich so einzuschränken zu müssen." Ein kurzer Lacher, aber dann ist es schnell ausgemacht: Wir tun's. Wortwörtlich. (Klar, einen Mann muss man in der Regel nicht lang davon überzeugen, dass es eine gute Idee wäre, viel Sex zu haben).
Täglicher Sex ist in Langzeitbeziehungen eher die Ausnahme als die Regel. Kürzlich ergab eine Umfrage, dass der Schnitt bei einem Mal die Woche liegt. Gleich vorweg, wir sind schon immer über dem Schnitt gelegen, aber täglichen Sex hatten wir nicht einmal am Anfang der Beziehung. Schon allein deswegen, weil wir uns nicht jeden Tag gesehen haben. Deshalb stellt das Experiment eine kleine Herausforderung dar.
Hier sind die größten Learnings:
1. Man muss nicht immer die Kontrolle haben
Bevor wir zu den schmutzigen Details kommen, geht's vor allem um Organisatorisches: Wir schupfen immerhin zwei Vollzeitjobs, einen Hund, zahlreiche Abendveranstaltungen (beruflicher und privater Natur) und natürlich noch ein kulturelles Leben mit Freunden und Familie. Wie viel Zeit bleibt da für Sex? Nicht allzu viel, vor allem, wenn man spät abends ausgepowert ins Bett plumpst. Man muss sein tägliches Sex-Leben also planen. Klingt unromantisch, ist es auch.
Bereits am Vorabend wird diskutiert, wann es sich am Folgetag ausgeht - und oft genug bleibt als einzige Option der frühe Morgen über. Nicht gerade meine Lieblingszeit, aber immerhin war das Experiment meine Idee. Da muss ich wohl durch.
Zu Beginn der 30 Tage sind die morgendlichen "Sessions" eher mit Überwindung verbunden. Da kann der Freund noch so sehr in die sexuelle Trickkiste greifen: Wenn ich aus dem Tiefschlaf gerissen, müde und grantig bin, geht wenig bis gar nichts. Es liegt also vorwiegend an meinem eigenen Mindset: Ich versuche, mich fallen zu lassen und merke nach einer Woche, dass ich recht gut darin werde, mich einfach anleiten zu lassen.
Fazit: Die Kontrolle abzugeben und einfach mal zu schauen, was passiert, tut dem Sexualleben überraschend gut.
2. Weg mit der Ablenkung
Ich gebe zu, dass ich abends manchmal die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches habe: Ich lasse mich zu gerne vom Handy ablenken. Erzählt der Freund von seinem Tag und ich bekomme eine Twitter-Meldung, greife ich sofort zum Gerät. Für ein intensives Sexleben ist das Handy ein Killer, denn auch wenn es um Alltägliches geht: Man schaut einander nicht in die Augen oder schenkt dem anderen die Aufmerksamkeit, die er verdient.
Es stellt sich heraus: Leidenschaftliche Diskussionen können sich durchaus in leidenschaftlichen Sex verwandeln.
Ich lege das Handy also weg, wenn ich heim komme: Out of sight, out of mind. Die Gespräche werden automatisch aufmerksamer und intensiver - und so hantelt man sich vom Alltäglichen zu den wirklich spannenden Themen des Lebens. Gerade bei politischen Diskussionen wird es bei uns gern hitzig, da wir aus unterschiedlichen Lagern kommen. Das kann durchaus ein Turn-on sein, denn es stellt sich heraus: Leidenschaftliche Diskussionen können sich in leidenschaftlichen Sex verwandeln.
Fazit: Es gehört nicht nur mehr geschmust, sondern auch mehr diskutiert!
3. Kampf der Routine
Täglicher Sex verlangt nach Abwechslung. Wir waren zwar nie scheu, neue Praktiken und Stellungen auszuprobieren - ich muss aber zugeben, dass diese immer am selben Ort stattfinden: Zuhause im Bett. Es gilt also, jedes Zimmer der Wohnung "einzuweihen".
Fazit: Unter der Dusche ist es anstrengend, im Auto viel zu eng. Unser Küchenboden gehört definitiv öfter gewischt und es war eine gute Idee, den schweren Vollholz-Schreibtisch statt des billigen Ikea-Sperrholz-Exemplars zu kaufen. Unser neuer Lieblingsort? Die Wohnzimmercouch. Man würde gar nicht glauben, wie viel Unterschied es macht, auf einem anderen Untergrund zu vögeln. Durch die Rückenlehne hat man plötzlich einen leicht verändert Winkel: Hallo G-Punkt!
4. Qualität vor Quantität?
Die berühmte Faustregel trifft hier nicht zu: Wer viel Sex hat, hat nicht automatisch schlechteren. Ganz im Gegenteil. Eine hohe Quantität zwingt einen zu mehr Kreativität. Und man kommt in einen Flow, den man nicht brechen will. Die 30 Tage haben mir wieder mehr Lust auf den eigenen Partner gemacht. Ich kann mir vorstellen, dass es für viele Langzeit-Paare erfrischend ist, sich auf diese Art in die leidenschaftliche Anfangszeit der Partnerschaft zurückzuversetzen.
Trotzdem: Beim täglichen Sex wird es vor allem aus organisatorischen Gründen nicht bleiben. Es ist einfach zu stressig - und manchmal hat man einfach keine Lust. Auch das ist ok.
Eine Empfehlung spreche ich dennoch aus: Wer frischen Wind ins Sex-Leben bringen oder die allgemeine Sex-Frequenz erhöhen will, sollte es unbedingt ausprobieren.
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