Polyamorie und offene Beziehungen: Wie das funktionieren kann
Mit Einverständnis fremdgehen – das klingt verlockend. Damit einvernehmliche Nicht-Monogamie klappt, braucht es Mut zum Diskurs.
Offen lieben, die grenzenlose Freiheit, Sex mit anderen zu haben, obwohl man "fix zam" ist: eine Idee, die mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, speziell bei Jüngeren. Und auch bei Paaren, die viele, viele Jahre zusammen sind und sich nach ein bisserl Abwechslung sehnen – Motto: "Das kann noch nicht alles gewesen sein."
Ob Polyamorie (mehr als nur eine Person lieben, im romantischen Sinn) oder offene Beziehung (Sex außerhalb der Partnerschaft zu haben, aber ohne Herumlügerei): Beide Formen des Miteinanders werden unter dem etwas sperrigen Begriff "einvernehmliche Nicht-Monogamie" zusammengefasst. Klingt spannend. Aber wie geht das?
Es ist kompliziert: So könnte man skizzieren, wie offene oder polyamouröse Beziehungen praktisch gelebt werden. Die Idee eines "Easy-cheesy" wäre da eher naiv, die These "Na dann vögeln wir alle auch mit anderen, hollodero" ebenso.
Grenzen und Fallen
Einvernehmliche Nicht-Monogamie ist also kein Lustig-lustig-Trallalala-Konzept, in dessen Rahmen alle Beteiligten (und das sind oft mehr als drei oder vier Personen) einfach drauflosmachen. Ja, zweifellos ist da viel mehr Freiheit, sich anderswo umzuschauen, sich außerhalb von Beziehungsgrenzen einzulassen, um neue Abenteuer oder neue Menschen zu erleben und zu spüren. Und doch sind da auch Grenzen. Und Fallen.
Sexuelle "Freiheit": Ein Bedürfnis, das nicht neu ist. Die Sehnsucht, das Monogamie-Korsett zu sprengen, gab es immer schon. Nur tat man es halt nie offiziell, sondern log und betrog. Seitensprünge und Affären gelten immer noch als zentraler Scheidungs- bzw. Trennungsgrund. Umso legitimer scheint es daher, sich und dem Partner Fragen zu stellen, um nach einem Beziehungsstil jenseits tradierter Vorstellungen und Normen zu suchen. Weil es ehrlicher ist – und das Lügen verdammt viel ruinieren kann.
Doch selbst Menschen, die sagen, sie seien von "Natur aus" polyamor, erleben Eifersuchtsgefühle. Sie nehmen sie in den meisten Fällen aber nicht als gegeben hin, sondern forschen nach: Woher kommen sie, warum ist das jetzt so – und wie kann ich an diesem Gefühl wachsen, beziehungsweise daran arbeiten?
Viele Fragen
Vor allem das Vertrauen. Doch gerade das Thema Vertrauen ist es, das in einvernehmlichen nicht-monogamen Beziehungen eine bedeutende Rolle spielt. Es basiert sehr oft auf einem Regelwerk, das nicht vom Himmel fällt, sondern Ergebnis eines intensiven Diskurses ist, basierend auf so wesentlichen Prinzipien wie Ehrlichkeit und Empathie.
Es geht um viele Aspekte: Fremde Sexualpartner okay, aber nur für One-Night-Stands oder auch länger? Mit dem anderen auf Urlaub fahren oder Romantik-Wochenenden verbringen – ja oder nein? Sex mit anderen, auch in den eigenen vier Wänden oder nur weit weg von daheim? Viele Fragen, für deren Beantwortung es offene Herzen braucht. Und die Fähigkeit, ehrlich über Bedürfnisse und Grenzen zu sprechen.
Vertrauen und Sicherheit sind wichtig
Das ist nix für Leute, die machen, worauf sie gerade Lust haben und sich an keinerlei Regeln halten wollen. Und Vertrauen ist schon allein deshalb wichtig, weil es um die Sicherheit geht, die jeder haben muss, wenn es zu wechselnden Sexualkontakten kommt.
Heikel wird’s außerdem immer, wenn nur einer die Grenzen sprengt, während der andere die Zähne zusammenbeißt und sagt: "Na gut, mach halt." Das ist ungesund. Doch selbst Menschen, die sagen, sie seien von "Natur aus" polyamor, erleben Eifersuchtsgefühle. Sie nehmen sie in den meisten Fällen aber nicht als gegeben hin, sondern forschen nach: Woher kommen sie, warum ist das jetzt so – und wie kann ich an diesem Gefühl wachsen, beziehungsweise daran arbeiten?
Wie schon erwähnt: Es ist kompliziert. Doch vielleicht steckt genau darin ein enormes Wachstumspotenzial – für sich selbst. Ganz allein. Abgesehen davon, dass man auf diese Weise die Möglichkeit hat, neue Leute kennenzulernen und seinen mitmenschlichen Horizont zu erweitern. Mit oder ohne Sex.
Ist Größe alles?
Das Klischee ist hartnäckig: Nur ein großer Penis ist ein guter Penis. Falsch – wie eine neue Umfrage der Community „Joyclub“ zeigt, bei der 981 Frauen befragt wurden. Für knapp die Hälfte ist Größe zwar bedeutend, aber auch der „Umgang“ damit, im Sinne erotischer Fertigkeit. Fast jeder zweiten Frau war ein Penis sogar schon einmal zu groß: Meist lag es an der Länge – und weniger an der Dicke.
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