Pornosucht: Ein Test erhebt, wann es zu viel wird
Pornokonsum ist weit verbreitet. Für viele eine willkommene Abwechslung und Anregung, für andere ein Problem. Ein Test kann erheben, für wen es heikel wird.
Pornoschauen, das war mal was. In den 80ern und 90ern des vorigen Jahrhunderts hatte es diesen seltsamen Erwachsenenparty-Charakter. Einer kaufte Brötchen und Erdnusslocken, der andere den Wein und ein Dritter kam mit dem "Video", eh schon wissen. Und als die Truppe zwei, drei Achterl intus hatte, wurde der pikante Film in den Rekorder geschoben und so lange angeschaut, bis alle lachten, transpirierten und/oder gamsig wurden, ohne es sich anmerken zu lassen.
Das ist lange her. Die Videokassetten sind mehr oder weniger Geschichte, Pornos sind längst immer und überall. Wer sich zwischen zwei stressigen Terminen und einem unguten Chef flink entspannen möchte, konsumiert ein paar pornografische Inhalte per Handy auf dem Büroklo und vergisst für Minuten alles Belastende.
Wem fad ist, der kann sich durch Milliarden Filmchen und Videos klicken, damit ihm nicht mehr fad ist. Und wer das Bedürfnis hat, sich sexuell akut entladen zu müssen, dem bietet das Netz Wichsvorlagen für alle möglichen und unmöglichen Vorlieben. Ist okay, solang es keine strafrechtlich relevanten Inhalte sind.
Und idealerweise sollte man sich auch des Impacts bewusst sein, den diese intensiven Bilder erzeugen, sowie der oft miesen und prekären Produktionsbedingungen, unter denen sie entstanden sind. Da hat der Mensch übrigens schon die Wahl. Fix ist: Der Konsum von Pornografie ist weit verbreitet, Studien zeigen, dass 70 bis 94 Prozent der Erwachsenen und 42 bis 98 Prozent der Jugendlichen in den vergangenen 20 Jahren Pornografie gesehen haben.
Jemanden ohne Diagnose als "pornosüchtig" zu bezeichnen, wäre falsch und illegitim. Für manche ist intensives Pornoschauen sowas wie Serien-Binge-Watching ohne negative Konsequenzen, bei anderen hat es negative Folgen auf die Beziehung, den Alltag und die psychische Gesundheit.
Skala für problematischen Pornokonsum
Heikel wird’s, wenn der Konsum eskaliert. Eine Teilmenge der Nutzer erleben so genannten "problematischen Pornografiekonsum". Ein Begriff, der mittlerweile das Wort "Pornosucht" oder "Pornoabhängigkeit" ersetzt, zumindest bei Fachleuten für psychische Gesundheit und in der Wissenschaft. Im Gegensatz zu körperlichen Abhängigkeiten sind solche "süchtigen" Verhaltensmuster viel komplexer.
Jemanden ohne Diagnose als "pornosüchtig" zu bezeichnen, wäre falsch und illegitim. Für manche ist intensives Pornoschauen sowas wie Serien-Binge-Watching ohne negative Konsequenzen, bei anderen hat es negative Folgen auf die Beziehung, den Alltag und die psychische Gesundheit. Aber wann ist es tatsächlich zu viel?
Dafür haben ungarische Forscher einen Test entwickelt: die Skala für problematischen Pornografiekonsum. Damit wird erhoben, wie sehr er die Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen dominiert und wie zentral der Konsum geworden ist. Wie oft wird daran gedacht? Wie häufig zieht es jemanden da sogartig hinein? Ebenso wird untersucht, wie sehr eine Person Pornos nutzt, um ihre Stimmung zu verändern.
Für viele, die als "abhängig" tituliert werden, dient das Pornoschauen der Regulation negativer Gefühle wie Stress oder Angst. Dazu kommt das Thema Toleranz: Braucht es immer mehr davon, braucht es womöglich immer heftigere Bilder? Und entsteht dann so etwas wie Entzugssymptome, sollte der Konsum gerade nicht möglich sein?
Schließlich geht es um mögliche Konflikte, die entstehen können, wenn sich jemand dauernd Pornos reinzieht: Wie sehr wirkt sich das auf die Partnerschaft aus, auf die gemeinsame Sexualität, auf das Begehren? Ist da Lüge, ist da Scham, ist da Schuld? Der Test ist einfach gehalten, im Internet zu finden – und ein erster Weg, zu erkennen, wie sehr das eigene Verhalten bereits problematisch ist. Danach sollte man gut zu sich sein, sich jemandem anvertrauen – und Hilfe suchen. Je eher, desto besser.
Kondomverbrauch sinkt
Junge Menschen in Europa greifen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor dem Sex immer seltener zum Kondom. Der Gebrauch ist seit 2014 deutlich zurückgegangen, die Rate an ungeschütztem Sex ist besorgniserregend hoch. So steigt das Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten und ungewollte Schwangerschaften. Einer der wichtigsten Schlüssel: umfassende Sexualerziehung.
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