Paar im Bett, kuschelt

Cuffing Season: Warum wir uns im Winter nach Nähe sehnen

Zu Weihnachten fühlen sich Singles oft einsam und verspüren das Bedürfnis nach einem Partner zum Kuscheln. Warum der Datingtrend Cuffing Season laut Forschung gar nicht so abwegig ist.

Die Cuffing Season steht an. Was das ist? Eigentlich nur eine verkürzte Bezeichnung für das Phänomen, dass wir uns im Winter nach mehr Nähe und nach einem Partner oder einer Partnerin sehnen. Es klingt auch schon zu gut, sich vor einem Kaminfeuer im Winter mit jemandem einzukuscheln und der Kälte draußen zu entfliehen. Tatsächlich sagt die Forschung allerdings, dass das Bedürfnis nach mehr Nähe in den kalten Monaten sogar erwiesen ist. 

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In diesem Artikel: 

  • Trend der Gen Z: Dating in der Cuffing Season
  • Körperliche Auswirkungen 
  • Gesellschaftlicher Druck und Emotionalität zum Jahresende

Trend der Gen Z: Dating in der Cuffing Season

Die Cuffing Season ist auch bereits bei den jüngeren Generationen angekommen, sie wird auf Tiktok regelrecht zelebriert. Letztes Jahr wurden bereits Partner vor die Kamera gezogen, um den eigenen Kuschelbuddy dem Internet zu präsentieren. So tauchten zahlreiche Videos auf mit einem ganz bestimmten Song von der Sängerin SZA – die Liedzeilen sind aber auch sehr passend. Den Song "Big Boys" performte die amerikanische Sängerin ursprünglich als Sketch für Saturday Night Live. Heuer wurde er pünktlich Anfang Oktober wieder auf Tiktok verwendet, um die Cuffing Season einzuleiten. Dieses Jahr beten Singles buchstäblich in ihren Videos zu SZAs Song, dass ein geeigneter Kandidat vorbeikommt. 

Warum es für unseren Körper ebenfalls eine Cuffing Season gibt

Der Datingtrend der Gen Z ist in diesem Fall gar nicht so abwegig. Schließlich ist wissenschaftlich erwiesen, dass unser Gehirn im Winter weniger Serotonin und Melatonin ausschüttet, die unter anderem dafür sorgen, dass wir glücklicher sind. Das kommt auch daher, dass wir in der kalten Jahreszeit weniger Sonnenlicht abbekommen. Anstelle von Zufriedenheit verspüren wir also den Winter Blues. Für viele liegt es dann nahe, sich Glückshormone durch einen anderen Menschen zu beschaffen. Das klingt vielleicht etwas selbstsüchtig, so sucht sich unser Körper allerdings von selbst die benötigten Stimmungsaufheller. Für manche ist der Winter Blues sogar erwiesenermaßen eine Krankheit. Sie leiden unter Seasonal Affective Disorder (SAD, "Saisonal-affektive Störung"). Dabei handelt es sich um eine Art der Depression, die durch saisonale Veränderungen hervorgerufen wird. Auch wenn die meisten keine diagnostizierte Depression durch die kalte Jahreszeit bekommen, können Symptome dennoch mehr oder minder stark auftreten. 

Bei Männern und Menschen mit hoher Testosteronproduktion könnte noch das Hormon Testosteron den Körper beeinflussen. Verschiedene Studien haben festgestellt, dass die Testosteron-Werte bereits im August und Oktober erhöht sind und teilweise sogar bis in den Januar ihren Jahreshöchstwert erreichen. Im März bis in die Sommermonate ist der Testosteronspiegel hingegen am niedrigsten. Folglich ist es kein Wunder, dass sich manche nach mehr Nähe sehnen, sobald es auf die Weihnachtszeit zugeht. 

Gesellschaftlicher Druck und Emotionalität zum Jahresende

Zufälligerweise fallen die sinkenden Temperaturen auch mit der Zeit im Jahr zusammen, zu der die meisten mit der Familie zusammenkommen und feiern. An Weihnachten fragt meist als erstes die Oma: "Und, hast du schon einen Partner gefunden?" Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit setzt die Familie die meisten Singles zu diesem Anlass unter Druck, wer keinen Partner bis zum nächsten Weihnachtsfest gefunden hat, gilt als einsam und irgendwie fehlerhaft. Letztes Jahr gaben in einer Studie der Dating-App Bumble 58 Prozent der befragten Singles an, dass sie sich in der Adventzeit unwohler als sonst damit fühlen, dass sie keine:n Partner oder Partnerin haben. 

Zusätzlich fällt in die Cuffing Season auch das Jahresende und Silvester. In dieser Zeit reflektiert man besonders über das, was man im vergangenen Jahr geschafft oder eben nicht geschafft hat. Spätestens, wenn sich alle Pärchen am Ende des Countdowns um Mitternacht zu Silvester einen Kuss geben, wird jedem Single noch einmal mehr bewusst, dass man keinen Partner hat – und das in einer Gesellschaft, die der Meinung ist, dass man bloß nicht alleine sein darf. Zwar stimmt es laut Forschung, dass Isolation uns negativ beeinflusst und Energie raubt. Es ist auch erwiesen, dass Menschen, die mehr als 75 Prozent ihrer Zeit allein verbringen, sich eindeutig einsam fühlen. Allerdings sollte uns mittlerweile bewusst sein, dass ein Single nicht zwangsläufig einsam ist. Es gibt schließlich noch andere Personen als den Partner auf der Welt, mit denen man Zeit verbringen kann. Geht man nach rein sozialen Aspekten, müsste die Cuffing Season also ironischerweise die Zeit im Jahr sein, in der die Menschen am wenigsten einsam sind. Schließlich hat man um die Festtage die meisten Menschen um sich herum. 

Jennifer Sandhagen

Über Jennifer Sandhagen

Redakteurin bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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