Studie zeigt: Darum ist es in Ordnung, viel zu reden

Quasselstrippen aufgepasst! Wer oft kritisiert wird, viel zu gesprächig zu sein, sollte sich das nicht zu Herzen nehmen. Es kommt besser an als gedacht.

"Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" – ja, scheinbar doch nicht. Laut einer wissenschaftlichen Studie, die kürzlich im Personaliy and Social Psychology Bulletin veröffentlicht wurde, ist so eine Rücksichtnahme im Gespräch möglicherweise nicht der beste Weg, um Freunde zu finden oder generell Menschen kennenzulernen.

Hier mehr lesen: Warum reden die Leute während des Films im Kino?

Was euch erwartet:

  • Das sagt die Wissenschaft
  • Das Resümee

Die verbreitete Annahme bezüglich Redseligkeit ist eher, dass weniger zu mehr sozialen Erfolg führt. Dale Carnegie, ein US-amerikanischer Kommunikations- und Motivationstrainer im Bereich Positiven Denken, schreibt in seinem Leitfaden zur sozialen Selbstverbesserung "How to Win Friends and Influence People" (Dt. Wie man Freunde findet und Menschen beeinflusst) über die Bedeutung, sich in einem Gespräch zurückzuhalten, da die Menschen, mit denen man spricht, immer mehr an sich interessiert sein sind als an dem, was andere sagen.  

Das sagt die Wissenschaft

Forscher der Harvard University und der University of Virginia gehen bei ihren Untersuchungen davon aus, dass man als sympathischer empfunden wird, wenn man weniger spricht als der Gesprächspartner. Sie führten eine Reihe von Studien durch, um festzustellen, ob weniger reden andere tatsächlich dazu bringt, uns mehr zu mögen. Hierfür mussten sich die Teilnehmenden zunächst Konversationen vorstellen, bevor sie in ein echtes Gespräch eintauchten. Überraschend bei den Ergebnissen war, dass die Mehrheit annahm, mehr gemocht zu werden, wenn sie weniger redet. Allerdings zeigte die Untersuchung auch, wenn es sich nicht um ein imaginiertes Gespräch handelt, sondern um eine reelle Gegenüberstellung, waren die Teilnehmer, die mehr sprachen, beliebter. Des Weiteren stellten die Wissenschaftler fest, dass Menschen dazu neigen zu glauben, dass unterschiedliche Gesprächsziele unterschiedlich viel Sprechzeit erfordern.

Das Resümee

Die Ergebnisse der Studie deuten also darauf hin, dass Menschen dazu neigen in Gesprächen mit zwei allgemeinen Missverständnissen zu operieren. Zum einen Zurückhaltung, da sie glauben dadurch mehr gemocht zu werden und zum anderen sind sie der Überzeugung, sympathischer zu wirken, wenn sie weniger als die Hälfte der Zeit sprechen. Dieser Irrglaube ist also weit verbreitet. Viel deutlicher macht dabei die neuste Untersuchung, ob es nun das Ziel ist, gemocht zu werden, interessant zu sein oder einfach nur Spaß zu haben – mehr zu reden scheint die Formel für den echten Gesprächserfolg zu sein.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

Kommentare