"Celibacy"-Trend: Warum die Generation Z freiwillig auf Sex verzichtet
Ist man jung, hat man gern und oft Sex. Möchte man meinen. Nicht so die Gen Z. Warum immer mehr junge Menschen Sex abschwören.
Denkt man heute an Filme und Serien aus den frühen 2000ern zurück, drehte sich oftmals alles um Sex. Der Kult-Film schlechthin ist in diesem Zusammenhang wohl "American Pie". Eine Gruppe pubertierender Teenager entscheidet sich dazu, bis zum Abschlussball ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Schafft man das nicht, wird man als Looser abgestempelt und von den anderen links liegen gelassen. Auch "Sex and the City" passt wohl in dieses Genre. So sehr Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda Ende der 90er-Jahre auch gehypt wurden, so kritisch steht ihnen heute die Generation Z gegenüber.
Mode und Männer
Was stört die Gen Z an der Kult-Serie? Wahrscheinlich mal grundsätzlich, dass sich alles im Leben der überstylten Frauen um Mode, Beauty und Männer dreht. Lässt man diesen antifeministischen Ansatz mal außer Acht, dürften sich viele Junge auch an der Art und Weise stoßen, wie über Sex und Beziehungen gesprochen wird. Einige Beispiele: Charlotte spricht einmal während einer Taxi-Fahrt davon, dass Frauen, die es auch anal machen, nicht heiratswürdig seien.
Samantha beschwert sich in einer anderen Folge über einen Mann, der sehr schlecht bestückt sei und sie beim Sex deswegen nichts gespürt habe. Und nicht zu vergessen: Das "Slut-Shaming", dem sich Carrie sogar eine ganze Episode lang widmet. Es ist ja schließlich die eigene Entscheidung, wann man wie oft Sex hat. Da wären wir schon bei einem Punkt, welcher der Gen Z heutzutage sehr wichtig ist: Die Selbstbestimmung. Inwiefern hängt diese nun aber mit sexueller Enthaltsamkeit zusammen?
Ist die Generation Z verklemmt?
Dass junge Menschen heutzutage weniger Sex haben, ist nichts Neues. Im Jahr 2019 gab ein australischer Fernsehsender eine Umfrage in Auftrag. Es ging um die Frage, ob und wie oft die Befragten bereits Sex hatten. Die Ergebnisse waren durchaus überraschend: 40 Prozent der Teilnehmer zwischen 18 und 24 gaben an, noch nie Sex gehabt zu haben. Warum ist das so? Ist die Gen Z einfach prüder und verklemmter als die 80er- und 90er-Kids?
Selbstliebe geht vor
Nein, ganz im Gegenteil. Den Zoomern geht es vor allem um Dinge wie Selbstliebe, Einvernehmlichtkeit, Selbstbestimmung und das Ausprobieren verschiedener sexueller Identitäten. Junge Menschen hinterfragen immer mehr, wieso sie Sex haben, auf wen sie sich einlassen und ob sie das Sexleben, das sie haben, auch wirklich glücklich macht. Diese Selbstreflexion findet natürlich auch in den Sozialen Netzwerken enormen Anklang.
Der Trend hat sogar schon einen eigenen Namen: "Celibacy". Zoomer entscheiden sich bewusst gegen Sex, um Stress und Chaos zu vermeiden und sich selbst und ihre Bedürfnisse an erste Stelle zu rücken. Nach dem Motto: Man muss nicht regelmäßig mit anderen Sex haben, um ein erfülltes Leben zu haben. Es geht auch anders.
"M. Krizy" zählt in ihrem TikTok-Video die Gründe auf, warum sie sich für "Celibacy" entschieden hat: "Ich lebe 'celibacy', weil ich dadurch mehr Zeit für mich und meine Persönlichkeitsentwicklung habe. Außerdem stärke ich mein Selbstbewusstsein und kann alte, toxische Beziehungen aus der Vergangenheit in Ruhe verarbeiten." Ihre Follower waren begeistert. "Das ist inspirierend", schreibt Userin "Liz". "Jeder sollte das ab und zu machen", kommentiert ein anderer Nutzer. Der Hashtag #celibacy hat auf TikTok mittlerweile unglaubliche 66 Millionen Aufrufe.
Die Pandemie hat diesen Trend, mehr oder weniger freiwillig auf Sex zu verzichten, zusätzlich verstärkt. Es hab plötzlich keine Partys mehr, stattdessen Ausgangsbeschränkungen oder gar geschlossene Lokale und praktisch keine Nachtgastronomie mehr. So sahen sich viele von uns mit der Frage konfrontiert: Wie glücklich macht mich eigentlich Gelegenheitssex? Brauche ich Sex, um ein erfülltes Leben zu haben? Die Gen Z meint: Nicht wirklich. Viel wichtiger sei, sich selbst an erste Stelle zu setzen, seine eigenen Bedürfnisse zu hinterfragen und sich hin und wieder eine Auszeit von dem oftmals komplizierten Dating-Alltag samt Gefühlschaos zu genehmigen.
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